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Ein Wahlkrimi mit technischen Problemen

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Journalistinnen und Journalisten sind bereits vor dem Mittag im Foyer vor der Aula der Universität Miséricorde in Freiburg eingetroffen. Das Thema ist gesetzt: Machen die beiden bisherigen Ständeräte das Rennen? «Wir werden sehen – on verra», ist von allen Seiten zu hören. So richtig wagen sich diesmal auch die Medienschaffenden nicht auf die Äste hinaus.

«Nein, ich bin nicht nervös, das ist der demokratische Prozess. Niemand hat in der heutigen Zeit einen Sitz auf sicher», sagt Jean-Pierre Siggen, CVP-Staatsratspräsident.

Vertreter verschiedener Parteien finden sich im Foyer ein. Am grossen Bildschirm sind erste Resultate zu sehen: Christian Levrat (SP) befindet sich nach ersten Auszählungen mit rund 16 000 Stimmen auf dem ersten Rang, Johanna Gapany (FDP) mit über 15 000 Stimmen auf dem zweiten und Beat Vonlanthen (CVP) mit circa 14 000 Stimmen auf dem dritten Platz. Den einen fliegt ein Lächeln über das Gesicht, andere Parteivertreter blicken besorgt. Gapany, Levrat und Vonlanthen sind nicht zu sehen im Foyer. Sie warten das definitive Resultat an ihrem jeweiligen Stamm unter Parteikolleginnen und -kollegen ab.

Ein Radiojournalist spricht ins Mikrofon: «Gapany ist die Vertreterin der Frauen und der Jugend. Es zeichnet sich ein historischer Sieg ab.» Weitere Resultate treffen ein. Der Abstand von Levrat auf seine beiden Mitstreiter wird grösser, Beat Vonlanthen bleibt mit über 1000 Stimmen hinter Gapany zurück. «Für Vonlanthen ist es gelaufen», sagt eine Pressevertreterin. Nur noch die Stimmen weniger kleinerer Gemeinden sowie der Stadt Freiburg, von Villars-sur-Glâne und von Murten fehlen noch. Die Spannung steigt.

Vertreter der CVP schauen nervös auf ihre Smartphones, neben den kleineren Gemeinden sind nun nur noch Villars-sur-Glâne und Murten nicht ausgezählt. Auch mit den Stimmen der Stadt Freiburg konnte der CVP-Mann die Kandidatin der FDP nicht überholen. Es wird eng für Beat Vonlanthen. Gibt es eine grosse Überraschung?

Es herrscht Verwirrung

Plötzlich geht es nicht mehr weiter: Es bleibt ungewöhnlich lange bei 132 ausgezählten Gemeinden von 137. Es sei ein technisches Problem aufgetreten, heisst es von Staatskanzlerin Danielle Gagnaux. Es gebe Probleme mit der Übermittlung von Daten einzelner Gemeinden. Mindestens die publizierten Resultate aus dem Saanebezirk scheinen nicht vollständig zu sein. Das könnte die bisherigen Analysen auf den Kopf stellen. Die bereits veröffentlichten Stimmenzahlen entsprächen nicht dem tatsächlichen Resultat, sagt ein Journalist. Einige beginnen die Stimmen der Gemeinden selber zusammenzuzählen. Es ist ein Durcheinander. «Die Technik», sagt CVP-Staatsrat Georges Godel und schmunzelt. Wird sich das Blatt zugunsten seines Parteikollegen wenden? Nur das Schlussresultat zählt. Beat Vonlanthen könne nochmals Hoffnung schöpfen, sagt ein Journalist. Er muss aber auch weiter zittern.

Jetzt heisst es warten. In zwei weiteren Kantonen finden die zweiten Wahlgänge der Ständeratswahlen statt: Waadt und Genf. In beiden hat das Volk je eine Frau und einen Mann gewählt. Ein Mann mit Ansteckpins, auf denen Johanna Gapany abgebildet ist, bewegt sich stolz durch das Foyer. Vor dem Eingang ziehen Biker ihre Runden. Ein Mann spielt mit seinem Hund, sie rennen fröhlich zusammen über den Platz. Im Foyer bleibt die Stimmung angespannt.

15 Uhr. Es bleibt immer noch bei 132 ausgezählten Gemeinden von 137. Fünf Gemeinden fehlen weiterhin – und ob die veröffentlichten Zahlen stimmen, ist ungewiss. Wie verbringen die Kandidaten die Zeit des langen Wartens? Im Foyer sind sie weit und breit nicht zu sehen.

Um 16 Uhr kommuniziert Staatskanzlerin Danielle Gagnaux erneut: Beim Total von 28 640 Stimmen für Levrat, 25 485 für Gapany und 24 149 für Vonlanthen handle es sich nicht um die Stimmen aus 132 Gemeinden, wie auf dem Bildschirm angegeben, sondern nur um jene aus 130 Gemeinden. Die Stimmen der Stadt Freiburg und der Gemeinde Saint-Martin im Vivisbachbezirk seien wegen des technischen Problems nicht in das Zwischentotal eingeflossen. «In etwa zehn Minuten werden die richtigen Zahlen aufgeführt sein», verspricht Gagnaux. Vertreterinnen und Vertreter der Parteien beginnen zu rechnen. Auch Medienschaffende zählen zusammen. Was heisst das nun genau? Ist der Vorsprung Gapanys nur auf ein technisches Problem zurückzuführen?

Der Abstand wird kleiner

Bei den Medienschaffenden der Tageszeitungen macht sich Galgenhumor breit: «Was meint ihr, können wir die Seiten der morgigen Zeitung füllen?» Grosse Bilder und eine ganze Seite zu den technischen Problemen, ist die Idee einer Kollegin. Es ist 16.30  Uhr, und noch immer sind auf dem Bildschirm dieselben Zahlen aufgeführt.

Eine halbe Stunde später versammeln sich die Anwesenden vor dem Bildschirm: Die berichtigten Resultate zeigen dieselbe Rangliste. Es sind die Stimmen aus 133 von 137 Gemeinden: Christian Levrat führt mit 35 490 Stimmen, Johanna Gapany folgt mit 28 808 und Beat Vonlanthen mit 28 630 Wählerstimmen. Vonlanthen liegt damit nur noch 178 Stimmen zurück. Es fehlen die Stimmen aus den Gemeinden Murten, Bösingen, Gempenach und Villars-sur- Glâne. Kurz darauf sind 134 Gemeinden ausgezählt: Mit den Stimmen aus Gempenach erhöht sich der Abstand zwischen Vonlanthen und Gapany auf 190 Stimmen. Es ist ein Wahlkrimi. «Es wird einen Rekurs geben», zeigt sich Grossrätin Christa Mutter von den Grünen überzeugt. Eine Nachzählung sei bei einem so knappen Wahlresultat nur richtig.

Christian Levrat erscheint um 17.30 Uhr im Foyer. Im Gewitter der Blitzlichter nimmt er kurz zu seiner wahrscheinlichen Wiederwahl Stellung. Mit einem Abstand auf Gapany von über 6600 Stimmen ist sein Sieg ziemlich gewiss.

Es ist 18.15 Uhr. Die Staatskanzlerin tritt zum dritten Mal vor die Partei- und Pressevertreter: Die drei verbliebenen Gemeinden könnten die Stimmen weiterhin nicht übermitteln. Es habe nicht mit der Zählung in Murten, Bösingen und Villars-sur-Glâne zu tun. Gagnaux kündigt die Resultate auf 21 Uhr an. Die Gemeinden seien nun daran, die Stimmzettel von Hand auszuzählen. Die Stimmung unter den Medienschaffenden schwankt zwischen Ungeduld und Verärgerung. Reicht die Zeit bis zum Redaktionsschluss noch, um die Spalten mit definitiven Resultaten, Analysen und Stellungnahmen zu füllen? Was ist die Alternative?

Eine Frau und ein Mann

Die meisten Journalistinnen und Journalisten verlassen das Foyer, um in den Redaktionen das Endresultat abzuwarten. Auch um 21.10 Uhr liegen noch keine abschliessenden Zahlen vor. Endlich, um 21.18 Uhr, kommt eine Mitteilung des Staatssekretariats mit dem Schlussresultat: Johanna Gapany ist mit 31 122* Stimmen gewählt. Damit hat die 31-jährige FDP-Frau den bisherigen CVP-Ständerat Beat Vonlanthen um 158*  Stimmen übertrumpft. Mit Johanna Gapany und Christian Levrat ziehen auch aus dem Kanton Freiburg eine Frau und ein Mann ins Stöckli.

*Die Staatskanzlei Freiburg korrigierte das Endresultat am 11. November: Christian Levrat: 38’372 Stimmen, Johanna Gapany 31’129 Stimmen und Beat Vonlanthen 30’991 Stimmen. Der Vorsprung von Johanna Gapany auf Beat Vonlanthen beträgt 138 Stimmen.

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