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Es begann mit dem Zappelphilipp

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Wenn Kinder häufig andere unterbrechen oder stören, nicht in der Lage sind, ruhig zu spielen, mit einer Antwort herausplatzen, bevor die Frage fertig gestellt ist oder Schwierigkeiten haben, die Aufmerksamkeit längere Zeit bei Aufgaben oder beim Spielen aufrechtzuerhalten, leiden nicht nur sie selber, sondern auch ihre Eltern und die Umgebung. In der Deutschschweiz sind fünf Prozent aller Kinder von der Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) betroffen. Nicht selten wird eine Therapierung mit Ritalin oder einem ähnlichen Medikament als letzter Ausweg gewählt. Oft werden dadurch schon Kindern im Vorschul- oder Schulalter bereits regelmässig Psychopharmaka verabreicht.

Speichelproben sammeln

Eine Freiburger Doktorandin in klinischer Psychologie, Jacqueline Esslinger, untersucht dieses Phänomen seit dem vergangenen Monat in einer umfassenden Studie, die den Namen «Lama» («Leben mit ADHS unter momentaner Erfassung») trägt und vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt wird.

«Man ist sich heute sicher, dass bereits im bekannten Kinderbuch ‹Struwwelpeter› aus dem 19. Jahrhundert typische ADHS-Sympomatiken gezeigt werden, etwa beim Hans-guck-in-die-Luft oder dem Zappelphilipp», so Esslinger. «Und doch ist das Krankheitsbild unter seinem heutigen Namen erst seit wenigen Jahrzehnten bekannt.» Vieles sei noch ungeklärt. Man gehe heutzutage aber davon aus, dass ADHS letztlich mit einer Entwicklungsstörung im menschlichen Gehirn zusammenhänge. Mit ihrer «Lama»-Studie will sie nun den Zusammenhang zwischen den ADHS-Regulationsschwierigkeiten sowie der Konzentration von Stresshormonen und -enzymen im menschlichen Körper untersuchen – bei Kindern zwischen 8 und 15 Jahren. «Die Stresshormone werden unabhängig vom subjektiven Stressempfinden im Körper produziert», so Esslinger weiter. «Um sie zu messen und zu vergleichen, sammeln wir systematisch Speichelproben von 80 Kindern mit ADHS-Symptom und 80 Kindern einer Kontrollgruppe.» Es werden noch Teilnehmer gesucht. Die Tests werden anonym ausgewertet. Die Teilnahme an der Studie dauert pro Kind sieben Tage. Dazu muss das Kind drei Mal täglich – morgens, mittags und abends – Speichelproben abgeben, die dann ins Labor geschickt werden. Für die Probe muss kurz auf einer Watterolle gekaut werden. Ausserdem müssen die Kinder und ein Elternteil über eine Smart­phone-App drei Mal täglich kurze Fragen über das subjektive Befinden und den Familienalltag beantworten, wobei den Teilnehmern dafür ein Smartphone während der Studie kostenlos zur Verfügung gestellt wird. Eine unmittelbare Implikation auf ADHS-Therapien hat die Studie zwar nicht. Ob eine Therapie mit Ritalin oder ähnlichen Substanzen sinnvoll ist oder nicht, kann Esslinger nicht pauschal beantworten. Das müsse im Einzelfall überprüft werden, und jede Familie müsse selbst entscheiden. Die Studie solle aber «einen wichtigen Beitrag zur Grundlagenforschung über die Stressregula­tion bei Kindern leisten».

Unterstützt wird die Doktorandin bei ihrer Arbeit, die noch bis zum kommenden Juli dauert, von insgesamt sieben Masterstudentinnen. Bis jetzt wurden bereits zehn Familien besucht. Der Rest wird im kommenden Jahr drankommen.

Doppelt so viele Knaben

Eines ist für die klinische Psychologin jedenfalls klar: Es gibt keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen ADHS und dem Intelligenzquotienten. Es sei durchaus möglich, mit ADHS einen Hochschulabschluss zu schaffen. Daneben gebe es aber auch ADHS-Kinder mit einem durchschnittlichem oder einem unterdurchschnittlichem IQ.

Die ADHS-Sympomatik bleibe bei 30 bis 50 Prozent der Betroffenen bis ins Erwachsenenalter bestehen. Aufs Ganze gesehen seien doppelt so viele Knaben wie Mädchen von diesem Krankheitsbild betroffen.

Interessenten können sich bei der E-Mail-Adresse lama@unifr.ch melden.

Definition

Jedes 20. Kind ist betroffen

ADHS gehört zu den Störungen der mentalen und neuronalen Entwicklung mit Beginn in der Kindheit. Sie äus­sert sich durch Probleme mit der Aufmerksamkeit, mit Impulsivität und Selbstregulation. Manchmal kommt starke körperliche Unruhe hinzu. Den Symptomen liegt nach heutigem Stand eine neurobiologische Funktionsstörung zugrunde, die unter gewissen Umständen zur Problematik beiträgt. Die weltweite Häufigkeit wird unter Kindern und Jugendlichen mit 5,3 Prozent beziffert.

jcg

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