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Geschlossene Klassenzimmer für Senioren

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Die Direktion für Gesundheit und Soziales stellt für Projekte, die einen Beitrag zum Dialog zwischen den Genera­tio­nen leisten, einen Unterstützungsbeitrag in Aussicht.

Pro Senectute führt seit 2009 das Projekt «Generationen im Klassenzimmer» durch, bei dem Senioren regelmässig in den Unterricht von Deutschfreiburger Primarklassen integriert werden. Doch als Direktor Jean-Marc Groppo bei der Sozialdirektion ein Gesuch um Unterstützung und eine Ausweitung auf den französischsprachigen Kantonsteil stellte, kam eine Absage. Mehr noch: Die Erziehungsdirek­tion beschied im April, dass das Projekt dem Schulgesetz und dessen Ausführungsreglement widerspricht. Senioren dürften nur punktuell in den Schulbetrieb einbezogen werden, nämlich als Begleiter bei Schulausflügen und -aktivitäten oder Erzähler ihrer Lebensgeschichte. In einem Brief an die Schulleitungen schrieb die Direktion von «Risiken» im Zusammenhang mit «Generationen im Klassenzimmer».

«Das Ende»

«Das bedeutet das Ende eines Projekts, so wie es seit zehn Jahren in Murten und seither an mehreren anderen Deutschfreiburger Schulen praktiziert wird», ist sich Groppo bewusst. «Unser Konzept macht nur Sinn, wenn diese Kontakte regelmässig erfolgen.»

Er verweist auch auf die Kantonsverfassung, die festhält, dass der Staat und die Gemeinden das Verständnis und die Solidarität unter den Generationen fördern. «Der Entscheid der Erziehungsdirektion entzieht unserem Konzept die Basis», so der Geschäftsleiter. Der Entscheid sei «formalistisch und juristisch» motiviert, so Groppo. Die Erziehungsdirektion macht im Brief auf den Schutz der Privatsphäre und den Datenschutz aufmerksam. «Wir wären bereit, die Kosten für Strafregisterauszüge unserer Senioren zu bezahlen», sagt Groppo.

Der Einbezug von Senioren in den Unterricht begann 2009 als Pilotprojekt. Murten machte den Anfang, dazu kamen später auch Kerzers, der Schulkreis Abgru, Düdingen, Bösingen sowie mit einem eigenen Projekt Schmitten. Diese Zusammenarbeit beruhte auf Vereinbarungen mit den Schulgemeinden. Gemäss der Koordinatorin Gilberte Scherzinger nehmen rund 40 Senioren regelmässig am Unterricht teil, zwischen zwei und sechs Stunden pro Woche.

Das Konzept gibt es insgesamt in 14 Kantonen mit 800 Klassen in der Schweiz. Gilberte Scherzinger ergänzt: «Die Auflistung zeigt: Es ist zu keinerlei Problemen gekommen.»

Die Mitarbeit der Senioren nimmt diverse Formen an. Während ein Senior als pensionierter Feinmechaniker in Technischem Gestalten mitwirkt, ist eine Seniorin auch in Fächern wie Mensch und Umwelt, Deutsch oder Französisch dabei, singt, liest vor oder bietet Aufgabenhilfe (siehe Kasten).

Monika Le Gall, Lehrerin in Düdingen, sagt, dass die Begegnungen die hauptsächliche Zielsetzung sei. Keine Lehrperson sei verpflichtet, Senioren in den Unterricht zu integrieren. Lehrpersonen behielten immer die Verantwortung, sagt sie. Sie sieht das Projekt auch nicht so, dass eine Lehrperson Arbeit an eine Drittperson abgebe: «Die Aktivität im Tandem erfordert im Gegenteil sogar Mehrarbeit.»

Andreas Maag, Vorsteher für den deutschsprachigen Unterricht, sagt, er sei erschrocken, als er erfahren habe, wie viele Personen regelmässig am Unterricht teilnehmen: «Wir haben dies nicht gewusst.»

Neue Verantwortung

Das Generationenprojekt sei unter der Verantwortung der Schulinspektoren gestartet, so Maag. Mit dem neuen Schulgesetz habe aber der Kanton die Verantwortung, und im Gesetz sei klar festgeschrieben, wer Zugang zu Klassenzimmern hat: Schulzahnärzte oder Verkehrspolizisten zum Beispiel.

Jean-Marc Groppo sagt, man sei sich bewusst, dass sich «Generationen im Klassenzimmer» rechtlich in einem Graubereich befand. Man wolle nun aber die Gründe für den Abbruch kommunizieren, weil Pro Senectute von Gemeinden schon kritisiert worden sei, warum das Projekt nicht auch an ihren Schulen angeboten werde.

Trotzdem sagt Groppo: «Wir werden kämpfen.» Grossrat André Schneuwly (Freie Wähler, Düdingen) werde eine Motion einreichen, um die Zukunft des Generationenprojekts zu sichern.

«Generationen im Klassenzimmer»

«Eine Institution für die Schüler geworden»

«In den Klassenzimmern wurden sie zu einer Art Institution. Die Schüler können es sich gar nicht vorstellen, dass die Senioren nicht mehr kommen.»

Dies sagt Monika Le Gall, Primarlehrerin in Düdingen. Die Senioren, das sind zum Beispiel Robert Etzensberger und Rita Testa. Sie sind beide schon seit 2009 mit dabei, als Murten mit dem Projekt «Generationen im Klassenzimmer» startete.

Sie sind beide 77-jährig und wurden kurz nach ihrer Pensionierung im Klassenzimmer wieder aktiv. Etzensberger war beruflich Feinmechaniker, Testa arbeitete im Rechnungswesen. Er kam durch seine Schwester zum Projekt, die als Koordinatorin wirkt, sie meldete sich auf eine Anzeige im «Murtenbieter».

«Ich habe immer mit der gleichen Lehrperson gearbeitet», sagt Robert Etzensberger. Geändert habe nur die jeweilige Schulklasse. «In einer ersten Informationssitzung mit den Senioren und Lehrpersonen sagte ich, dass ich 20 Jahre an der Fastnacht beim Wagenbau mitgewirkt habe. Basteln ist also kein Problem für mich.» So habe Etzensberger immer im Fach Technisches Gestalten mitgewirkt. «Ich kenne die Maschinen, an denen die Schüler arbeiten» so Etzensberger. «Ich habe immer geschaut, dass an den Maschinen kein Unfall geschieht. Etwa wenn Mädchen mit langen Haaren daran arbeiteten.»

Etzensberger erinnert sich, wie er sich als passionierter Pilzler einmal anerboten hat, im Fach «Mensch und Umwelt» mit Folien am Hellraumprojektor über Pilze zu erzählen. Ein Mädchen aus jener Klasse habe derart Interesse daran gezeigt, dass sie heute mit den Pilzlern mitgeht.

Rita Testa sagt, sie habe immer Mühe mit exotischen Namen der Schüler gehabt. «Sie haben das gewusst und mich dann immer wieder gefragt, ob ich wisse, wie sie heissen. Sie haben sich manchmal gekugelt vor Lachen.» Den ersten Einsatz mit einer Murtner Primarklasse habe die Seniorin an einem Stand am Martinsmarkt gehabt, als sie noch keines der Kinder kannte.

Testa spürt, dass die Kinder zu ihr ein anderes Verhältnis haben als zur Lehrperson. «Es ist ein bisschen wie mit einer Grossmutter», sagt sie. «Sie kommen oft zu mir, um mir etwas zu erzählen. Ich hatte in der ganzen Zeit nie ein negatives Erlebnis.»

Sie hätten manchmal Briefe und kleine Geschenke von den Schülern erhalten, sagen beide. Dass es nun mit dem Genera­tionenprojekt fertig sein soll, findet Etzensberger «himmeltraurig». Er habe erst am Donnerstag mit seiner Tandem-Lehrperson gesprochen, und diese habe noch gar nichts vom Ende des Projekts gewusst.

Wenn das neue Schuljahr im August ohne die beiden Senioren beginnt, so wird es zumindest Etzensberger nicht langweilig. «Dann beginnt nämlich gleich die Pilzsaison.»

uh

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