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«Grün und Unternehmer, das ist kein Widerspruch»

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Eigentlich wurde uns eine Blumenwiese versprochen», erzählt Gerhard Andrey beim Fotoshooting für diesen Artikel. Wir befinden uns in Granges-Paccot, wo der 43-Jährige mit seiner Frau und zwei Kindern lebt. «Wir haben uns auf eine wilde Blumenwiese gefreut, aber dann wurde immer alles akkurat zurückgeschnitten.» Er habe bei der Hausverwaltung interveniert, man möge die Wiese doch bis Ende Juli wachsen lassen – mit Erfolg: «Die Blumenwiese war dieses Jahr unglaublich schön.» Er zeigt Bilder auf dem Handy zum Beweis.

Im Haus, wo seine Webagentur Liip untergebracht ist, waren die Fenster veraltet, und es wird mit Öl geheizt. «Wir haben hart verhandelt, damit das Gebäude energetisch teilsaniert wird.»

Sein bester Freund verbrachte die Sommerferien in Frankreich und flog nicht wie geplant nach Mallorca. «Wahrscheinlich habe ich lang genug auf ihn eingeredet», sagt Andrey lachend. Die Begebenheiten stehen für ein Engagement, das typisch ist für den Ständeratskandidaten. Wer jetzt aber einen Öko mit missionarischen Allüren vor Augen hat, liegt falsch. Der Bauernsohn, Schreiner, Holzingenieur und Informatiker ist vielmehr klar in dem, was er tut, und strahlt eine Dynamik aus, die der Gründerszene eigen ist: Zusammen mit anderen baute er während 20 Jahren eine Firma auf, die Umweltanliegen, wirtschaftliche Interessen und soziale Bedürfnisse in Einklang bringt. Sie machten und machen vor, wie Wirtschaft ihrer Meinung nach funktionieren müsste: «Für uns Menschen da sein und nicht umgekehrt.» Klimaneutral, vier Wochen Vaterschaftsurlaub, Teilzeitarbeit, 180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die auch Eigentümer der Firma sind, das ist bei Liip längst schon Realität.

Digitalisierung und Wirtschaft

Andrey ist in einer Branche tätig, die sich rasant entwickelt und die Gesellschaft weiterhin stark verändern wird. Er will darum helfen, das digitale Wissen im Parlament aufzuwerten und die damit verbundenen Entwicklungen ins Bewusstsein zu rücken.

Ein Beispiel: Heute entstünde Wertschöpfung, insbesondere hohe Gewinne, bei digitalen Konzernen, in denen nur wenig Manpower stecke. «Instagram wurde rund 18 Monate nach seiner Gründung für eine Milliarde Dollar verkauft. Ein Produkt, das von 15 Menschen entwickelt wurde.» Aber anstatt Unternehmensgewinne zu besteuern, setze die Schweiz nach wie vor auf das Lohneinkommen als Steuersubstrat. Er glaubt nicht, dass bei höheren Steuern Unternehmen abwandern: «Fakt ist, dass der Zuwachs an Unternehmen in der Schweiz nicht abreisst, auch nach Verschärfungen.»

Andrey fordert: «Entlasten wir den Schreiner und belasten wir Google.» Wenn weiterhin die Löhne vornehmlich als Steuersubstrat herhalten müssten, belaste das am Ende nämlich die Unternehmen, die sich schon heute über steigende Lohnkosten beklagten. «Es geht nicht um die Abschaffung des Kapitals, sondern um eine Kurskorrektur. Die Wirtschaft ist nicht böse – es geht darum, die Balance wiederzufinden.»

Auch gelte es, Auswüchsen der Digitalisierung, wie der sogenannten Uberisierung Einhalt zu gebieten. «Wenn nicht mehr klar ist, wer Arbeitgeber und wer Arbeitnehmer ist, ist das problematisch. Da muss eine Klärung her, damit gleich lange Spiesse geschaffen werden.»

Wichtig ist dem Informatiker auch, dass den vier bis fünf Techgiganten, die das Internet dominieren, die Stirn geboten wird. «Wir müssen zuschauen, dass das Netz neutral bleibt. Die Politik muss auf internationaler Ebene dafür sorgen, dass Monopolbildungen verhindert werden», sagt Andrey.

Umwelt und Wirtschaft

Dass Gerhard Andrey Unternehmer ist und grün, stellt für ihn kein Widerspruch dar. «Als verantwortungsbewusster Unternehmer habe ich ein Inte­resse an einer intakten Umwelt. Denn ohne sie kann ich langfristig nicht wirtschaften.» Und ohne prosperierende Wirtschaft «können wir die soziale Wohlfahrt nicht finanzieren». Er habe auch nichts gegen produktiven Zuwachs, «Raubbau lehne ich jedoch ab». Man müsse darum aufhören, umweltschädliche Kosten zu verstecken oder gar zu subventionieren. «Ich bin ein Verfechter des Verursacherprinzips.» Und es gelte, so schnell wie möglich vom Erdöl wegzukommen. Denn neben den negativen Auswirkungen auf das Klima gingen die Erdölvorkommen ja auch langsam, aber sicher zur Neige. «Die Schweizer Wirtschaft kauft zudem jährlich fossile Rohstoffe für 12 bis 15 Milliarden Franken ein. Geld, das wir für erneuerbare Energieproduktion in unserem Land ausgeben könnten. Das würde Arbeitsplätze schaffen und uns unabhängiger machen.»

Und was hält Andrey von der Gleichung: CO2 gleich Wohlstand? «In der Vergangenheit war das so, nicht aber in der Zukunft. Ein Beispiel: Die Länge der Arbeitswege hat in den letzten 20  Jahren um 16 Prozent ­zugenommen. Das heisst, wir verlieren immer mehr Zeit. Ist das Wohlstand? Die Frage ist doch, von welchem Wohlstand wir reden.»

Neue Mehrheiten schaffen

Der Grünen-Politiker ist zuversichtlich, dass die gesellschaftliche und wirtschaftliche Transformation im Kampf gegen den Klimawandel gelingen kann. «Das Smartphone gibt es seit zwölf Jahren und es hat unsere gesamte Gesellschaft verändert. Ich denke, es kann schnell etwas gehen, wenn wir das wollen. Und es ist an der Schweiz, zu zeigen, wie es gehen kann. Ich möchte, dass wir die Leader sind in diesem Jahrhundertprojekt.» Dafür brauche es aber neue Mehrheiten im Parlament.

Einen gewaltigen Hebel sieht Andrey beim Finanzplatz. Allein die Nationalbank verursache mit ihren Anlagen, in die sie unser Geld investiert, ähnlich viel Treibhausgase wie die gesamte Schweiz. «Wir haben eine der grössten Nationalbanken der Welt. Mit unserer Kaufkraft, unserem Finanzplatz und dem Beheimaten der Rohstoffkonzerne haben wir wahrscheinlich den grösseren Hebel als jeder andere Erdenbürger.»

Andere Hebel gäbe es bei internationalen Abkommen, wie dem eben angeschlossenen Freihandelsabkommen mit der südamerikanischen Staatengemeinschaft Mercosur. Doch leider sei dieser nicht genutzt worden, kritisiert Andrey. «Ökologie spielt in dem Abkommen kaum eine Rolle.» Das sei nicht nur zum Nachteil der Schweizer Bauern, sondern auch der Konsumenten: «Solche Abkommen haben eine korrosive Wirkung.» Aktuell gebe es eine riesige Diskussion darüber, was man darf und was nicht, und die Menschen wüssten gar nicht mehr, was sie tun sollen. Dabei lenke diese Diskussion nur von der Tatsache ab, dass die Schweiz keine Transparenz schaffen wolle in Bezug auf den ökologischen Fussabdruck, zum Beispiel bei Nahrungsmitteln.

Und was hält Andrey von Verboten? «Lustig. Fragen Sie das die anderen Parteien auch?» Er sei dafür, dass sich die Gesellschaft selber schärfere Regeln gebe, etwa indem sie mit einer Übergangsfrist Verbrennungsmotoren verbiete, um sukzes­sive die Wagenflotte zu elektrifizieren. Oft gehe es zudem gar nicht ums Verbieten, sondern darum, umweltschädliche Stoffe nicht zu subventionieren, wie etwa Glyphosat über die Direktzahlungen.

Anders als der Name der Partei suggeriert, will Andrey nicht monothematisch politisieren. Zum Thema EU-Rahmenabkommen sagt er: «Gute Beziehungen sind vital für die Schweiz. Zu meinen, wir seien unabhängig, ist falsch.» Gleichwohl sei etwa der Lohnschutz eine wichtige Forderung. «Er dient dem sozialen Frieden.»

Zur Kostenexplosion im Gesundheitswesen sagt Andrey, dass ein gutes Gesundheitssystem auch einen gewissen Preis habe. «Wir müssen aber die Kosten für Verwaltung und Medikamente in den Griff bekommen, da ist sicher noch Luft drin.»

Bis Anfang Oktober porträtieren die FN die Ständeratskandidatinnen und -kandidaten der etablierten Freiburger Parteien.

Wo steht Gerhard Andrey politisch? Wo die anderen Kandidaten? Hier finden Sie alle Infos.

Interessenbindungen

Verwaltungsrat bei der Alternativen Bank

Gerhard Andrey ist Mitbegründer der über 180-köpfigen Webagentur Liip. Er präsidiert seit 2018 die Gustav-Akademie für junge Musiktalente. Ebenfalls seit 2018 ist er Stiftungsrat von Seed Capital Freiburg, die Anschubfinan­zierungen für Start-ups gewährt. Andrey hat im Weiteren ein Verwaltungsratsmandat bei der LerNetz AG. Seit 2017 ist er Verwaltungsratsmitglied der Alternativen Bank Schweiz und seit 2016 Vizepräsident der Grünen Schweiz.

Klimacheck

Velo-Nerd, ÖV-Fahrer und Carsharer ohne eigenes Auto

Die FN machen mit den Kandidatinnen und ­Kandidaten einen Klimacheck.

Ab welcher Distanz wechseln Sie vom Velo auf das Auto?

Ich wechsle auf den öffentlichen Verkehr, ich besitze kein Auto und nutze nur im Notfall ein Mobility-Auto.

 

Wie wird Ihre Wohnung beheizt?

Mit Erdwärme.

 

Wie oft fliegen Sie pro Jahr?

In der Regel nicht.

Wohin führte Ihr letzter Flug?

Vor vier Jahren nach Griechenland.

Welche Produkte kaufen Sie lokal ein?

Ich kaufe jeden Mittwoch auf dem Markt Biogemüse, -früchte und was es sonst noch gibt ein.

Bei welchem elektrischen Gerät haben Sie ein schlechtes Gewissen, wenn sie es ein­schalten?

Bei keinem. Ich habe nur energieeffiziente Geräte.

Fragebogen

Hoffnungsvoll und mehr oder weniger mit sich im Reinen

Der Schweizer Schriftsteller Max Frisch ist ein Leben lang ein Fragender gewesen. Die Kandidatinnen und Kandidaten beantworten einige ausgewählte Fragen aus seinen berühmten Fragebogen aus dem Jahr 1966.

Welche Hoffnung haben Sie aufgegeben?

Keine.

Wie viele Arbeitskräfte gehören Ihnen?

Meine eigene.

 

Worauf könnten Sie eher verzichten?

a. auf Heimat

b. auf Vaterland

c. auf die Fremde

Auf Vaterland.

Wann haben Sie aufgehört zu meinen, dass Sie klüger werden, oder meinen Sie es noch?

Ich will nicht aufhören, mehr wissen zu wollen, ohne zu wissen, ob es klappt.

Sind Sie sich ein Freund?

Meistens schon. Genügend häufig nerve ich mich aber doch noch über mich selbst.

 

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