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Nach Bern für Essstörungs-Therapie

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Nun hat sich auch noch der Verein Netzwerk Essstörungen Freiburg aufgelöst. Er informierte während mehr als zehn Jahren über die Problematik, verwies Betroffene und Angehörige an Fachstellen und vernetzte Fachleute. «Wir haben nicht mehr genug Mitglieder für den Vorstand gefunden», erklärt die ehemalige Präsidentin und Psychologin Annette Cina. Die Nachfrage habe nicht abgenommen, im Gegenteil. «Essstörungen sind nach wie vor ein Riesenthema.»

Ebenfalls Thema ist seit fast zwanzig Jahren, dass Betroffene mit starkem Untergewicht im Kanton Freiburg keine stationäre Therapie auf Deutsch machen können. Die FN berichteten bereits 2001 über das Problem – seither hat sich nicht viel getan.

Interdisziplinäre Therapie

Besonders Anorexie und Bulimie müssen interdisziplinär behandelt werden, da sie neben den psychischen auch grosse körperliche Auswirkungen hätten, wie Psychologin Annette Cina sagt (siehe Kasten). «Gerade bei Jugendlichen kann es gravierende Folgen haben, wenn sie zu wenig essen. Ihre ganze Entwicklung wird gestört.» Bei massivem Untergewicht müssen Patienten behandelt werden, bis sie ein Gewicht haben, das eine normale körperliche Entwicklung zulässt. Gleichzeitig brauchen sie eine psychotherapeutische Begleitung, die ihnen hilft, mit ihrem Denken und Fühlen und mit Essen besser umgehen zu können. «Die Behandlung dauert meist sehr lange, da gerade Anorexie und Bulimie sehr komplexe Störungsbilder darstellen. Teils leiden Betroffene ein Leben lang daran», sagt Cina.

Insbesondere bei starkem Untergewicht ist es wichtig, dass die Betroffenen stationär in einer spezialisierten Einrichtung behandelt werden können. Doch eine solche fehlt in Deutschfreiburg. «Es gibt im Moment kein spezialisiertes stationäres Angebot», bestätigt Claudia Lauper, Stellvertretende Generalsekretärin bei der kantonalen Direktion für Gesundheit und Soziales. Weil es eine medizinische Notwendigkeit für eine ausserkantonale Behandlung gebe, übernehme der Kanton Freiburg seinen Anteil an den stationären Kosten in einer ausserkantonalen Institution voll und ganz. Dies unter der Voraussetzung, dass die Institution auf der Spitalliste des Standortkantons stehe und der Kantonsarzt das Gesuch bewillige.

Zusammenarbeit mit Waadt

Seit einigen Jahren arbeitet Freiburg mit der Institution St-Loup im Waadtland zusammen und verweist Patientinnen und Patienten mit Essstörungen dorthin, wie Cina sagt. Doch die Behandlung sei auf Französisch. «Eine Therapie in einer Fremdsprache ist meiner Erfahrung nach schwierig.» Das gelte besonders für Kinder und Jugendliche.

Für Deutschsprachige gibt es die Möglichkeit, sich in Berner Institutionen behandeln zu lassen. Doch der Kanton Freiburg hat keine entsprechende Konvention mit Bern. Das heisst, die Patienten werden nur angenommen, wenn es in Bern freie Plätze gibt, wie Annette Cina erklärt. Sie warnt aber: «Das Versäumen einer raschen Behandlung hat langfristige Folgen.»

Patientinnen und Patienten, die so wenig essen, dass ihr Leben gefährdet ist, werden zwar am Kantonsspital Freiburg für die Gewichtszunahme aufgenommen – allerdings ohne begleitende Psychotherapie. Das heisst, Symptome werden zwar gelindert, aber das Problem nicht nachhaltig angegangen.

Keine Pläne für Ausbau

Claudia Lauper von der Gesundheitsdirektion erklärt das Fehlen einer Konvention damit, dass deutschsprachige Patienten ausserkantonal auf mehrere Angebote mit verschiedenen Behandlungsansätzen zugreifen könnten. Darum gebe es im Moment kein Projekt für eine Konvention mit einer einzigen Institution. Konkrete Pläne für den Ausbau des Angebots in Freiburg gebe es derzeit auch nicht, sagt Lauper weiter. Allerdings sei der neue Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie des Freiburger Netzwerks für psychische Gesundheit, Laurent Holzer, Spezialist auf dem Gebiet. Er tritt seine Stelle Anfang 2019 an.

Cina glaubt, der Kanton verkenne das Ausmass des Problems. «Essstörungen sind nicht so häufig wie andere psychische Störungen. Aber das Ausmass des Leidens ist sehr gross. Es ist eine unglaubliche Belastung für die Betroffenen.»

Zur Krankheit

Verschiedene Ausprägungen

Von Essstörung spricht man, wenn das Essverhalten einer Person stark gestört ist: Etwa durch eine starke Einschränkung der Nahrungsaufnahme, sehr selektives Essen oder Essanfälle. Die Betroffenen leiden zudem unter grossen Ängsten vor einer Gewichtszunahme und einem gestörten Körperbild. «Die Gedanken der Betroffenen kreisen einen grossen Teil des Tages nur ums Essen», erklärt Psychologin Annette Cina. Es gibt verschiedene Ausprägungen: Anorexie heisst, dass die Patienten und Patientinnen kaum mehr essen. Im Zentrum steht das Körperbild und die grosse Angst, Gewicht zuzunehmen. «Bei einem jugendlichen Körper wird dadurch die Entwicklung stark gestört», sagt Cina. Auch bei der Bulimie sind Körperbild und Gewicht sehr wichtig für die Betroffenen. Doch sie leiden zusätzlich unter unkontrollierbaren Essanfällen. Um diese zu kompensieren, erbrechen sie, benutzen Abführmittel oder treiben sehr intensiv Sport. Beim Binge-Eating kompensieren die Betroffenen ihre unkontrollierten Essanfälle nicht. Sie leiden unter grossen Scham- und Schuldgefühlen, längerfristig auch unter Übergewicht. Alle Ausprägungen spielten sich oft im Verborgenen ab und seien für Externe schwierig zu erkennen, sagt Cina.

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Betroffene und Angehörige können Hilfe suchen beim landesweiten Netzwerk Essstörungen oder bei der Arbeitsgemeinschaft Essstörungen Schweiz sowie bei Prävention Essstörungen Praxisnah. www.netzwerk-essstoerungen.ch www.aes.ch www.pepinfo.ch

«Das Versäumen einer raschen Behandlung einer Essstörung kann langfristige Folgen haben.»

Annette Cina

Psychologin

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