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Pflästerchenpolitik bei Gewässersanierung?

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«Seit dem 11. Juni turbinieren wir wieder wie gewohnt», sagt Johann Ruffieux, Projektleiter Energie bei Groupe E. Nachdem 18 000 Lauben auf einer Kiesbank unterhalb des Wasserkraftwerks Ölberg erstickt waren, traf Groupe E zusammen mit dem kantonalen Fischereiverwalter kurzfristige Massnahmen, um ein weiteres Fischsterben zu verhindern. «Wir haben verschiedene betriebliche Massnahmen getestet. Zuerst haben wir versucht, in der Nacht das Turbinieren einzustellen. Dann haben wir aber gemerkt, dass die Lauben auch tagsüber kommen. Sodann haben wir festgestellt, dass die Lauben bei einem Abfluss von 15 Kubikmetern pro Sekunde auf die Kiesbank schwimmen. Schliesslich haben wir durch mehrfaches Hoch- und Runterfahren der Anlage die Fische vertreiben können», erzählt Ruffieux.

Während der ganzen Zeitspanne der provisorischen Massnahmen seien stets ein Mitarbeiter des Kraftwerks und ein Fischereiaufseher anwesend gewesen und hätten so die anschwimmenden Lauben retten können. Mit dem Ende der Laichzeit dieser Spezies wurde das Spezialregime nun aber gestoppt. Damit ist das Problem des Fischsterbens aufgrund des Kraftwerkbetriebs mittel- und langfristig aber nicht aus der Welt. Das wissen auch das Energieunternehmen und der Kanton. «Am 6. Juli treffen wir uns, um weitere Massnahmen zu diskutieren», sagt Fischereiverwalter Jean-Daniel Wicky.

Zur Debatte steht zum einen das Erstellen einer Literaturstudie, um mehr über das Verhalten der Lauben zu erfahren. «Da der Fisch nicht von wirtschaftlichem Interesse ist, gibt es sehr wenig Forschung, wie überhaupt zu Fischen», so Wicky. Zum anderen könne er sich vorstellen, die Topografie der Kiesbank studieren zu lassen. «Eventuell kann man etwas mit dem Neigungswinkel machen.» Für Johann Ruffieux seinerseits ist klar: «Wir wollen auch keine toten Fische.» Aber die betrieblichen Möglichkeiten bei Speicherkraftwerken allgemein und beim Perolles-Stausee im Besonderen seien eben auch begrenzt. «Im Perolles-Stausee haben wir 50 Zentimeter Marge. Wir können das Wasser dort nicht unendlich zurückhalten.» Umgekehrt sieht er ein permanentes Turbinieren bei elf Kubikmetern pro Sekunde während der Laichzeit der Lauben als nicht machbar an. «Danach wäre der Stausee leer.»

Hier geht’s zum Artikel über das Fischsterben in der Saane.

Kritik der Fischer

Für den Freiburgischen Verband der Fischereivereine ist diese Haltung nicht annehmbar. «Was mich am meisten stört, ist, dass nie von den Millionen von Laubeneiern gesprochen wird, die Ende Mai trockengelegt wurden», sagt Vorstandsmitglied Michael Josef. Jedes Jahr werde durch die intensive und zu wenig auf die Fauna abgestimmte Wasserkraftbewirtschaftung ein grosser Teil von Fischlaich verschiedener Fischarten in der Saane und deren Stauseen vernichtet. «Dem Kanton und Groupe E ist zudem seit 2007 bekannt, dass die Kiesbank unterhalb des Ölbergs Fischen das Leben ­kostet.»

Josef weist auch darauf hin, dass das eidgenössische Gewässerschutzgesetz Inhaber von Wasserkraftwerken verpflichtet, kurzfristige künstliche Änderungen des Wasserabflusses, welche die einheimische Fauna und Flora wesentlich beeinträchtigen, zu verhindern oder zu beseitigen. «Der maximale Abfluss beim Kraftwerk Ölberg ist 25 Mal höher als das Minimum. Die Gewässerschutzverordnung geht aber schon von einer Beeinträchtigung aus, wenn die Abflussmenge bei Schwall mindestens 1,5 Mal grösser ist als bei Sunk. Im Vergleich dazu weist der Ölberg die 17-fache Abflussmenge auf.» Der Fischereiverband hoffe darum, dass der Kanton und Groupe E ihre Hausaufgaben machten und die Fliessgewässer entsprechend dem Gewässerschutzgesetz bis 2030 sanierten.

Ball bei Kanton und Groupe E

Effektiv müssen die Kantone bis 2030 mit der Sanierung der Fliessgewässer begonnen haben. Nur dann können sie von den Swissgrid-Geldern profitieren. Eine Milliarde Franken stehen für die ganze Schweiz zur Verfügung. In Ordnung gebracht werden müssen das Schwall-Sunk-Verhältnis und der Geschiebehaushalt. Ebenfalls muss sichergestellt werden, dass die Fische wandern können.

Schwall und Sunk

Doch bisher hat der Kanton Freiburg erst für das Wasserkraftwerk Schiffenensee eine Sanierungsverfügung erlassen. Groupe E will bis im März 2018 eine Projektstudie vorlegen für eine unterirdische Verbindung zwischen Schiffenen- und Murtensee mit dem Namen «ScheM». Diese soll die grossen Wasserschwankungen im Fluss verhindern (die FN berichteten). Der zweite Flussabschnitt, den der Kanton sanieren möchte, ist jener zwischen Lessoc und Broc. «Diese Verfügung sollte noch in diesem Jahr fallen», sagt Christophe Joerin, Vorsteher des Amtes für Umwelt.

Die Strecke zwischen Rossens und Schiffenensee hat gemäss dem kantonalen Strategieplan 2014 indes eine geringere Priorität. «Die Priorisierung war aufgrund unserer begrenzten Mittel nötig», erklärt Joerin. Den Vorzug hätten die Wasserkraftwerke in Auengebieten von nationaler Bedeutung. Zudem würden mit den Sanierungsprojekten Lessoc und Schiffenen lange Flussabschnitte abgedeckt.

Das heisse jedoch nicht, dass die anderen Projekte nicht realisiert würden. «Der Arbeitsaufwand ist zwar enorm», räumt der Amtsvorsteher ein. «Sowohl der Kanton als auch Groupe E haben jedoch ein grosses Interesse daran, von den Swiss grid-Geldern zu profitieren.»

Problem Restwassermengen

Ebenfalls noch viel zu tun gibt es in Bezug auf die Restwassermengen. Der Kanton Freiburg hat neben den Kantonen Neuenburg und Luzern am wenigsten Wasserentnahmestellen saniert. «Das täuscht ein wenig», meint Joerin. «Wir haben auch sehr viele kleine Entnahmestellen inventarisiert.» Im Nachhinein habe das Amt aber gemerkt, dass diese oft wegen alten Wasserrechten nur schwer saniert werden könnten.

Aber auch bei den grossen Kraftwerken gibt es Pendenzen: Lessoc, Hauterive, Ros­sini­ère und Hongrin wurden nicht wie vom Gesetz vorgeschrieben bis 2012 saniert. Die Verspätung sei teilweise auf Einsprachen zurückzuführen, so Joerin. So etwa beim Wasserkraftwerk Hauterive. Eben hat das Bundesgericht hier einen Entscheid zugunsten von Groupe E gefällt (siehe Kasten). «Dieser Entscheid kann sich auf die Sanierungsverfügung in Sachen Restwassermenge auswirken», sagt dazu Joerin. Wie, das wird sich weisen.

Fischwanderung erschwert

Auch die freie Fischwanderung liegt im Argen. Von knapp fünfzig sanierungsbedürftigen, durch Wasserkraftwerke bedingten Hindernissen für Fische im Kanton wurden erst eine Handvoll beseitigt. Darum sind etwa die Fische zwischen den Staumauern des Schiffenensees und des Greyerzersees immer noch gefangen, weil es dort kein Durchkommen mehr gibt.

Für die ausstehenden Restwassersanierungen liegen erst drei Verfügung vor, nämlich für die Magere Au, Schiffenen und die Mühle Rytz in Gempenach. In der Mageren Au funktioniert gemäss Fischereiverwalter Wicky der Fischabgangstieg nicht zufriedenstellend, deshalb müsse er nun saniert werden. Das Problem sei, dass die Fischgängigkeit nicht unabhängig von den Schwall-und-Sunk-Sanierungen bewerkstelligt werden könne, so Wicky. Das sei ein komplexes Zusammenspiel.

Nur Pflästerchenpolitik?

Auf dem Saaneabschnitt, der durch Freiburg fliesst, wurde zwar schon einiges gemacht. Grosse Steinblöcke und Fallbäume wurden hingelegt. Geschiebe, welches sich vor der Kläranlage Neigles ansammelt, wurde in Richtung Motta transportiert. Diese Massnahmen sollen Leben zurück in die Saane bringen. Doch angesichts der Sanierungen, die eigentlich realisiert werden müssten, wirkt dies wie Pflästerchenpolitik. «Das stimmt, das sind nur erste kleine Schritte», sagt Fischereiverwalter Wicky. «Aber es ist ein Anfang.»

«Sowohl der Kanton als auch Groupe E haben ein grosses Interesse daran, von den Swissgrid-Geldern zu profitieren.»

Christophe Joerin

Vorsteher Amt für Umwelt

«Es stimmt. Das sind nur erste kleine Schritte. Aber es ist ein Anfang.»

Jean-Daniel Wicky

Kantonaler Fischereiverwalter

Restwassermenge

Groupe E bekommt vor Bundesgericht recht

Vor elf Jahren hat Groupe E im Wasserkraftwerk Hauterive zwei alte Turbinen durch eine neue ersetzt – ohne Baubewilligung. Dagegen wehrten sich der WWF, Pro Natura und der Freiburgische Verband der Fischereivereine und gingen vor Kantonsgericht. Sie bemängelten zudem, dass mit der neuen Installation der Minimalabfluss auf 2,5 Kubikmeter respektive 3,5 Kubikmeter pro Sekunde gesunken sei. Zuvor seien es 7 Kubikmeter gewesen. Die Beschwerdeführer bekamen vor dem Kantonsgericht recht. Groupe E akzeptierte, nachträglich ein Baubewilligungsgesuch einreichen zu müssen. In Sachen Minimalabfluss ging Groupe E aber vors Bundesgericht. Dieses gab dem Energieunternehmen nun recht: Es gebe keine kantonale Vorschrift, welche eine minimale Abflussmenge von 7 Kubikmetern pro Sekunde festlege. Daher habe Groupe E auch nicht die Konzession verletzt.

Die Abflussmenge unterhalb der Staumauer Rossens war früher in der Tat höher. Dies aber deshalb, weil Groupe E bis 2004 zusätzlich beim Kraftwerk Hauterive 5-6 Kubikmeter pro Sekunde turbinierte, um der Stadt und den umliegenden Gemeinden die Wasserentnahme zu ermöglichen. Heute findet die Wasserentnahme vor dem Kraftwerk statt.

rsa

 

«Was mich am meisten stört, ist, dass nie von den Millionen Eiern gesprochen wird, die trockengelegt wurden».

Michael Josef

Vorstand Fischereiverband

 

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