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Pro Woche wird ein Beruf angepasst

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An vier Schlussfeiern haben gegen 2700 Jugendliche ihre Diplome zum Berufsabschluss entgegennehmen können. Business as usual?

Christophe Nydegger: Vom Organisatorischen her versuchen wir immer, Dinge zu verbessern. Zudem machen wir nach den Schlussfeiern einen Apéro unter den Mitarbeitern. Da sage ich jeweils: Genau für diesen Tag arbeiten wir jedes Jahr. Dafür, dass die Jugendlichen zum Abschluss einen Ausweis erhalten.

Gibt es in anderen Kantonen auch solche Schlussfeiern?

26 Kantone haben 26 Arten, die Abschlüsse zu feiern. Im Kanton Wallis ist es ähnlich. Bloss gibt es da zwei Schlussfeiern: je eine für die Deutsch- und die Französischsprachigen. Für uns ist das keine Option. Bei uns gehören beide Sprachgruppen zusammen.

Kann man das Niveau über die Jahre vergleichen?

Betrachtet man die Statistiken zu den Misserfolgen 2009 bis 2019, so ist die Zahl sehr stabil. 2009 waren es etwas mehr als 10 Prozent, 2019 sind es 9,3  Prozent. Für uns ist das Ziel immer eine Quote unter 10 Prozent. Im Vergleich mit anderen Kantonen steht Freiburg ziemlich gut da. Aber wir haben auch viel dafür getan: Wir organisieren Stützkurse, arbeiten viel mit den Lehrmeistern und intervenieren sofort, wenn ein Lehrvertrag aufgelöst wird, um eine Lösung zu finden.

Oft hört man Kritik an den Lehrlingen: Sie seien leistungsschwach, faul, unmotiviert. Ist da etwas dran?

Nein, definitiv nicht. Sie sind nicht besser und nicht schlechter als wir vor 30 Jahren. Sie sind anders. Sie haben andere Fähigkeiten und auch andere Schwächen. Wenn man Vorwürfe hört über mangelnde Motivation, so muss ich sagen, dass man diese Kritik auch schon vor 30 Jahren hörte. Der Wandel bei den Jugendlichen passiert wohl noch ein bisschen schneller als früher, aber das ist die gesellschaftliche Entwicklung.

In welche Richtung verändern sich Lehrlinge?

Zum ersten Mal ist die junge Generation stärker als die ältere, besonders was die Digitalisierung betrifft. Heute steht zur Diskussion, dass Jugendliche ihre eigenen elektronischen Geräte in die Berufsschule mitbringen, und auf diesen sind sie grundsätzlich besser als ihre Ausbildner. Das ist neu. Wir müssen uns an diese Entwicklung anpassen.

Wie hat sich die Berufslehre in den letzten 10 bis 20 Jahren verändert?

Jeder Beruf hat seine eigene Bildungsverordnung. Diese muss per Gesetz alle fünf Jahre angepasst werden. Das kann mal nur redaktionell sein, oder es kann eine ganz grosse Veränderung sein. Mit diesem Rhythmus ist garantiert, dass die Berufslehren immer auf dem neusten Stand sind. Bei zwei Grossberufen wird die Verordnung bis 2022 erneuert: bei der kaufmännischen Lehre und im Detailhandel. Da behandeln wir etwa neue Phänomene wie Online-Shops beim Detailhandel. Das gibt grosse Anpassungen. Wir haben in der Schweiz rund 250 Berufe. Alle fünf Jahre muss ein Beruf angepasst werden. Das sind im Schnitt 50 Berufe pro Jahr oder einer pro Woche.

Was sind mittelfristig die grossen Herausforderungen?

Auf Ebene Bund gibt es die Vision Berufsbildung 2030. Dazu gehört eine Steuerungsgruppe mit je zwei Vertretern der Arbeitnehmer, zwei der Arbeitgeber, zwei von den Kantonen und zwei vom Bund. Ich bin einer der Kantonsvertreter. Dort haben wir derzeit etwa 20  Projekte am Laufen. Ein Trend ist natürlich die Digitalisierung. Ein zweiter Teil betrifft den Abbau der Bürokratie. Auch die Berufsberatung überprüfen wir: Diese muss die Erwachsenen und die Allerjüngsten stärker einbeziehen. Weibliche und männliche Berufe sind ein Thema ebenso wie die Berufsbildung bei den Erwachsenen. Da müssen wir berücksichtigen, dass man nicht mehr nur einen Beruf in einem Berufsleben hat. Es geht zum Beispiel darum, dass bei einer zweiten oder dritten Berufsbildung das bisher Erlernte übernommen werden kann und dass Kurse auch häufiger abends oder samstags stattfinden. Auch die höhere Berufsbildung sollte noch mehr gefördert werden.

Welche Berufe verschwinden langsam?

Jährlich verschwinden schweizweit zwei oder drei Berufe. Auf kantonaler Ebene haben wir in einigen Berufen zu wenig Lernende, so dass sie in andere Kantone ausweichen müssen. Verschwunden ist beispielsweise kürzlich der Beruf des Bogenmachers für die Violinen. Ab nächstem Jahr verschwindet der Beruf des Diätkochs. Er wird von einer Berufslehre zu einer höheren Berufsbildung umgewandelt.

Welche Beispiele gibt es für neue Berufe?

Letztes Jahr hatten wir die ersten Fachpersonen für Bewegungs- und Gesundheitsförderung, die in Fitness-Studios arbeiten. Ein weiterer ziemlich neuer Beruf ist die Fachperson für Betriebsunterhalt; das ist etwas Ähnliches wie bisher der Beruf des Abwarts. Neu ist dieses Jahr auch, dass wir die ersten Absolventen einer vier- statt einer dreijährigen Schreinerlehre auszeichnen.

Gibt es Leistungen der diesjährigen Diplomierten, die Sie speziell beeindrucken?

Etwas fällt bei den Fachpersonen Gesundheit und Soziales auf: Da haben wir viele Frauen, die schon im Beruf gearbeitet hatten, aber keinen Berufsausweis besassen. Mit 30, 40 oder 50 Jahren machen sie jetzt noch die Berufsausbildung mit Fähigkeitszeugnis. Dann gibt es junge Personen, die trotz Lernschwierigkeiten eine Ausbildung mit Berufsattest geschafft haben. Für einige von ihnen ist es der erste grosse Erfolg in ihrem Leben.

Wie gross ist die Chance, dass die Absolventen dieses Jahrgangs im Herbst auch eine Stelle finden?

Viele Jugendliche halten sehr kurzfristig nach einem Job Ausschau. Zuerst stehen die Lehrabschlussprüfungen an, und nachher wird geschaut, was sich ergibt. Ein anderer Teil macht erst die Rekrutenschule. Einige machen nach der Lehre die Berufsmaturität. Wir wissen, dass immer im September prozentual mehr Jugendliche von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Aber das geht jeweils schnell wieder zurück. Viele warten erst ab, finden aber innerhalb von zwei, drei oder vier Monaten eine Stelle. Das ist aber nicht in allen Berufen gleich einfach. Zum Glück ist Freiburg ein Kanton mit einer grossen Vielfalt an Berufen.

 

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