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Sie begegnen «grenzenloser Dankbarkeit»

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Moritz Tannast hat kürzlich als Nachfolger von Emanuel Gautier das Amt als Chefarzt transversal an der Klinik für Orthopädie des Freiburger Spitals (HFR) übernommen. Im Gespräch mit den FN reden sie über die Vergangenheit und die Zukunft ihrer herausfordernden Disziplin.

Die Rede von den berühmten «ersten 100 Tagen im Amt» gefällt Ihnen nicht besonders …

Moritz Tannast: Nein. Auch in Politik und Wirtschaft wird das oft thematisiert. Aber ich halte das für einen reinen Papiertiger. Man hat innert 100 Tagen in keiner Art und Weise die Möglichkeit, alles bis ins Detail so zu durchleuchten, wie man es eigentlich gerne möchte. Dafür braucht es Jahre. Ich kann aber dennoch festhalten, dass ich mich hier am HFR bis jetzt sehr gut eingelebt habe.

Emanuel Gautier: In der Politik ist es ja so, dass sich zwischen Tag 100 und 1000 in der Regel auch nichts verändert …

Tannast: … und nach zwei Jahren müssen die Politiker schon wieder vorsichtig mit ihren Antworten sein, weil bald die nächste Wahl ansteht.

(lacht)

Wie wichtig ist die Orthopädie als Disziplin?

Gautier: Wie wichtig sie ist, merkt jeder, der einmal einen Gips braucht oder an Stöcken gehen muss. Das geht einem auf den Geist. Deshalb ist Orthopädie der einzige richtige Beruf für mich – wie dies auch schon Professor Maurice Müller festgehalten hat. Menschen, die nicht mehr gehen können, haben ein Riesenproblem. Und wenn man ihnen diese Fähigkeit zurückgibt, ist ihre Dankbarkeit grenzenlos. Wenn ein Aneurysma an der Aorta operiert wird, bemerkt der Patient den Unterschied zwischen vor und nach der Operation nicht gross. Wenn er aber eine Hüftarthrose hat und kaum mehr fünf Minuten lang gehen kann, untergräbt das die alltägliche Lebensqualität. Und genau die stellen wir – sehr häufig – wieder her.

Sehen Sie das auch so, Herr Tannast?

Tannast: Absolut! Wir kümmern uns in unserem Fach um den gesamten menschlichen Bewegungsapparat, vom obersten Halswirbel bis zu den Zehen. Unsere Aufgabe ist auch deshalb so dankbar, weil wir es sehr häufig mit Unfallfolgen zu tun haben. Knochenbrüche werden auch von uns behandelt. Die Dankbarkeit der Patienten widerspiegelt sich übrigens meistens in der Anzahl Weinflaschen, die man bei der Konsultation bekommt

(lacht)

. Das ist aber auch sehr motivierend.

Gautier: Die Resultate, die wir erzielen, sind doch im Allgemeinen sehr gut. Und wir haben – etwa im Unterschied zu einem Arzt, der bloss Medikamente verschreibt – immer das konkrete Resultat unserer Arbeit vor Augen, sei es im Röntgenbild, im Verlauf oder im Langzeitverlauf. Wir gehen am Abend nach Hause und haben das zufriedene Gefühl, gearbeitet zu haben. Diesbezüglich sehe ich mich mehr als Handwerker denn als Akademiker.

Herr Gautier, Sie waren fast 24 Jahre lang Orthopäde im Kantonsspital. Was hat sich in dieser Zeit in Ihrer Disziplin alles verändert?

Gautier: Die medizinische Bildgebung hat sich massiv verbessert. Ich stamme noch aus einer Generation, der das Computertomogramm nicht von Anfang an zur Verfügung stand. Man hatte früher nur das Röntgenbild. Die Digitalisierung hat vieles verändert. Und schliesslich wurden auch neue, innovative und weniger invasive Operationstechniken eingeführt. Im Vergleich zu meinen Anfängen hier in Freiburg werden heute mehr als doppelt so viele Operationen durchgeführt.

Wieso?

Gautier: Es gibt einfach mehr Senioren mit degenerativen Leiden oder Sportverletzungen. Man wird nicht alt, sondern bleibt länger jung und damit körperlich aktiv. Aber auch die Anspruchshaltung der Menschen hat sich verändert. Früher hat sich der Grossvater mit seinem gekrümmten Rücken einfach abgefunden, heute nicht mehr. Das bringt auch eine gewisse Gefahr mit sich, weil wir diese gestiegenen Ansprüche leider auch heute nicht immer erfüllen können.

Was war Ihr grösster Erfolg?

Gautier: Dass ich Assisten- ten und Oberärzte auf ihrem Weiterbildungsweg unterstützt und begleitet habe, damit sie danach entsprechende Kaderpositionen in der Schweiz besetzen konnten. Das gilt etwa für leitende Ärzte in Thun, Interlaken oder Winterthur.

Tannast: Du hast aber auch Wissenschaftliches publiziert, das bahnbrechend war.

Gautier: Aber wie will man Erfolg messen? Wenn man gute Leute emporbringen kann, ist das wahrscheinlich das Grösste bezüglich medizinischer Schulung. Es zeigt auch einen gewissen Langzeiteffekt. Und sonst wären wir nicht Profes­soren.

Erfolg ist für Sie also keine Frage des Bankkontos.

Gautier: Geld hat man, darüber redet man nicht in der Schweiz. Man muss das Geld an sich herankommen lassen und es nicht abweisen, um Maurice Müller einmal mehr zu zitieren. Aber Erfolg misst sich nicht mit irdischen Gütern wie dem dritten Häuschen im Tessin oder dem zweiten Schiff auf dem Murtensee. Geld muss jedermann haben. Auch ein Pfarrer ist gut bezahlt, da auch er oft eine belastende Arbeit ausführen muss und Personen am Lebensende begleitet. Solche Situationen gibt es bei uns zum Glück selten. In der Orthopädie sterben nur sehr wenig Patienten während der Behandlung. Im Unterschied zu den Chirurgen rekonstruieren wir Teile des Bewegungsapparats. Die Chirurgen schneiden häufig Organe ganz oder teilweise heraus und müssen somit destruktiver sein, um etwas erreichen zu können.

Tannast: Man wird sehr häufig auf den monetären Aspekt reduziert, und das finde ich eigentlich nicht gut. Denn in der Zeit unserer Ausbildung mussten wir im Vergleich zu anderen sehr grosse Opfer bringen in Sachen Hobbys, Freizeit und Familie. Der Berufseinstieg ist auch erst sehr spät möglich.

Gautier: Genau. Wer Chefarzt wird, hat zuvor in aller Regel zwei Jahrzehnte lang 80 Stunden pro Woche gearbeitet, und dies für ein einziges Salär.

Herr Tannast, was hat Sie motiviert, hierher zu kommen?

Tannast: Ich hatte fast 20  Jahre lang einen sehr guten Posten – zuletzt als leitender Arzt – im Hüftteam des Berner Inselspitals, wo ich mich sehr wohlgefühlt habe. Was hat mich weggelockt? Eine Klinik wie diese, die qualifiziert ist und einen sogenannten A1-Status hat, die die verschiedenen Subspezialitäten abdeckt und die drittens an eine Universität angebunden ist. Auch das ist mit dem neuen Medizin-Master in Freiburg gegeben. Es gibt nur wenige Kliniken in der Schweiz, die dies aufweisen können und zudem sowohl die elektive orthopädische Chirurgie als auch die Traumatologie abdecken.

Das HFR ist ein stetiges Politikum …

Gautier: Das Problem der Finanzierung der öffentlichen Spitäler ist schweizweit vorhanden, verursacht durch das neue Finanzierungsmodell DRG und die Machtübernahme durch die Krankenversicherer. Öffentliche Spitäler haben eine Aufnahmepflicht für jeden Patienten und müssen meist auch einen 24-Stunden-Notfalldienst für alle medizinischen Dienstleistungen zur Verfügung stellen, was für die Privatkliniken nicht gleichermassen gilt. Zusätzlich wird aktuell für die Ärzte das Arbeitsgesetz konsequent umgesetzt, was zu einer nicht unerheblichen Zunahme des Stellenetats geführt hat. Nur eine Zentralisierung von personalintensiven Dienstleistungen – wie der Notfallstation und der Intensivpflegeabteilung – oder von Dienstleistungen mit einem teuren Infrastrukturbedarf wie der Operationsabteilung können dem zunehmenden Kostendruck entgegenwirken. Das Problem unseres Freiburger Spitalnetzes besteht indessen darin, dass dem Verwaltungsrat und den politischen Instanzen bereits vor Jahren ein Vorprojekt für ein «Hôpital unique» vorgelegt wurde, da dies nach detaillierter Analyse die kostengünstigste Variante darstellt, um im Kanton Freiburg Akutmedizin betreiben zu können. Im Prinzip sind die Zahlen klar. Leider kämpft aber weiterhin jeder Bezirk um das Überleben seines Spitals – selbst dann noch, wenn das Defizit jährlich zunimmt. Ein Stück weit kann man das ja verstehen, das Spital nahe beim Patienten hat in der Schweiz eine lange Tradition, diese Erbschaft will man bewahren.

Und wie kommt der Kanton Freiburg aus dieser verfahrenen Situation heraus?

Gautier: Ich habe Staatsrätin Anne-Claude Demierre gesagt: Ich bin Basler, und das Einzige, was ich mit Freiburg gemeinsam habe, sind die Farben unserer Kantonswappen. Ich habe hier kein Terrain zu verteidigen und bin überzeugt, das die zumindest in Teilen umzusetzende Zentralisierung der Akutmedizin den einzig gangbaren Weg darstellt. Aber solange man sich erlaubt, über ein Problem nur zu reden, statt einen mutigen, zukunftsorientierten Entscheid zu fällen, muss noch einiges an Geld in das öffentliche Gesundheitssystem des Kantons gepumpt werden. Wir sind chirurgisch tätig: Wenn eine Extremität übermässig geschädigt ist, muss manchmal zum Wohle des Patienten amputiert werden. Wenn ein Spitalnetz nicht funktioniert, muss eben auch irgendwo bei der Dienstleistung amputiert werden. Das ist so logisch wie einfach. Ein Entscheid kann falsch oder richtig sein. Aber das Schwächste ist, nie einen Entscheid zu fällen und das Problem hinauszuschieben, bis die Wahlen wieder vorbei sind.

Herr Gautier, wie würden Sie Herrn Tannast charakte­risieren?

Gautier: Ich kenne ihn eigentlich gar nicht – höchstens von einem gelegentlichen gemeinsamen Bier her. Er ist einfach ein Walliser Kopf! Spass beiseite: Er ist sicher ein Deutschschweizer Schaffer. Und wie bei allen Deutschschweizern gilt: Pünktlich am Morgen, und die Arbeit muss klappen. So sehe ich es – aber mit einer grossen Souplesse, die man in diesem Metier ohnehin mitbringen muss. Wenn man so eine Klinik führen will, darf man sich nicht über Kleinigkeiten aufregen, solange die grossen Linien stimmen. Man kann nie alles kontrollieren.

Und wie würden Sie Herrn Gautier beschreiben?

Tannast: Ich kenne ihn definitiv besser und länger als er mich. Ich habe nämlich ganz am Anfang meiner Karriere als junger Spund in Davos bei ihm einen Kurs besucht. An den erinnere mich heute noch, weil er extrem strukturiert und klar war – und dabei mit jenem Schalk dahinter, der mir persönlich auch entsprach. Ich funktioniere relativ ähnlich. Was wir gemeinsam haben und was uns von der medizinischen Philosophie her verbindet, ist die Ausbildung in Bern – und das merkt man. Das sehe ich zum Beispiel bei den Nachkontrollen.

Gautier: Man muss festhalten, dass die Berner Hüft­chi­rur­gie weltweit führend ist. Die besten Exponenten dieses Fachs kommen alle aus Bern – und dabei meine ich nicht unbedingt uns zwei, sondern etwa einen Professor Maurice Müller oder einen Professor Reinhold Ganz. Diese beiden Namen sind weltweit bekannt.

«Wir kümmern uns in unserem Fach um den gesamten menschlichen Bewegungs- apparat.»

Moritz Tannast

Neuer Chefarzt transversal

«Ich sehe mich mehr als Handwerker denn als Akademiker.»

Emanuel Gautier

Orthopäde

Zu den Personen

Der alte und der neue Chefarzt

Der 65-jährige Emanuel Gautier stammt ursprünglich aus Basel, wo er auch Medizin studierte. Von 1996 bis 2019 wirkte er erst als stellvertretender Chefarzt und ab 2007 als Chefarzt im Bereich der Orthopädie am Kantonsspital. Seit dem 1. März ist er noch zu 20 Prozent als leitender Arzt des Hüftteams angestellt. Der 43-jährige Moritz Tannast stammt aus dem Oberwallis. Er studierte in Bern und wirkte zuletzt fast zwei Jahrzehnte lang am Berner Inselspital, zuletzt als leitender Arzt.

jcg

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