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Unentdecktem Leben auf der Spur

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Längst haben die Biologen und Zoologen dieser Erde alle Lebewesen auf dieser Erde entdeckt, erforscht und klassifiziert, denkt sich der Laie. Doch dem ist bei weitem nicht so. Sven Bacher, Biologieprofessor an der Universität Freiburg, erforscht diese Thematik seit Jahren.

Schon bald gibt er sein Wissen wieder an seine Studenten weiter – nach den Sommerferien in seinen Vorlesungen. Es gebe 1,6 Millionen bekannte Tierarten, «und die kann ich unmöglich in 14 Wochen alle behandeln». Da konzentriere er sich eben auf die Frage, wie viele Tierarten wir Menschen eigentlich noch nicht kennen. Die Studenten reagierten in der Regel sehr interessiert, aber auch überrascht auf die Thematik.

Der Panini-Vergleich

Aber wie kann man denn eigentlich wissen, wie viele unentdeckte Tiere, Pflanzen und Pilze es überhaupt noch gibt, wenn diese ja eben unentdeckt sind? Liegt da nicht ein Widerspruch in sich vor?

Wissen kann man es tatsächlich nicht mit letzter Gewissheit. Aber hochrechnen. «Ich vergleiche die Situation immer mit den Fussball-Sammelbildern von Panini», sagt Bacher. «Je mehr man von ihnen schon hat, desto schwieriger wird es, neue zu finden.» So lasse sich eine sogenannte Sättigungskurve zeichnen. Das sei aber nur eine Möglichkeit, abzuschätzen, wie viele unentdeckte Lebewesen es gibt.

Man schätzt laut Bacher, dass es insgesamt 8 bis 10 Millionen Arten von Lebewesen auf der Erde gebe. Von diesen seien – mit den Pflanzen und Pilzen – erst 1,9 Millionen Arten entdeckt worden. Man sei also noch nicht einmal bei einem Viertel angelangt.

Gottes Flair für Käfer

Pro Jahr werden etwa 20 000 neue Arten entdeckt, so der Biologe weiter. Die allermeisten seien Wirbellose. Und tatsächlich: Von den 1,6 Millionen bekannten Arten seien drei Viertel Gliedertiere und Insekten. Und wiederum die Hälfte aller Insekten seien Käfer. Ein berühmter Biologe habe denn auch mal gewitzelt, dass Gott bei seiner Schöpfung ein besonderes Flair für Käfer gehabt habe.

Insgesamt gebe es Abermilliarden von individuellen Lebewesen auf diesem Planeten – weit mehr als wir Menschen. «Es wird ja auch behauptet, dass alle Ameisen zusammengenommen viel mehr Biomasse aufweisen als wir Menschen», bemerkt Bacher dazu.

Es begann mit Linné

Die systematische Beschreibung und Klassifizierung aller Lebewesen habe im Jahr 1750 mit dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné begonnen. Er habe die lateinischen Doppelnamen eingeführt – zum Beispiel «homo sapiens» für den Menschen –, wobei der erste Name immer für die Gattung und der zweite für die Art steht.

Seit 267 Jahren werden die Lebewesen also klassifiziert, und da kann man laut Bacher berechnen, wie lange das noch dauert, bis man alle Lebewesen gefunden habe – wobei es verschiedene Theorien darüber gebe. Die einen würden sagen, es dauere noch rund 100 Jahre. Andere schätzten den entsprechenden Zeitraum viel kürzer ein, zumal sich heutzutage ungleich mehr Forscher mit der Thematik beschäftigten als im 18. Jahrhundert.

Biodiversität in Tropen grösser

Gibt es denn bestimmte geografische Gebiete auf der Erde, in denen man besonders viele unentdeckte Tierarten findet? «Die Biodiversität ist in den Tropen tatsächlich am grössten und nimmt zu den Polkappen hin ab», sagt Bacher. Auch hierfür gebe es verschiedene Theorien. Die simple Tatsache, dass es in den Tropen einfach wärmer sei, erkläre auch nicht stichhaltig, wieso die Artenvielfalt dort grösser sei. Eine Theorie laufe darauf hinaus, dass die Tropen nicht von den Eiszeiten betroffen gewesen seien, die in den gemässigteren Klimazonen dafür gesorgt hätten, dass zahlreiche Arten ausgestorben seien.

Nicht zuletzt entstünden durch die Mutation auch stetig neue Arten – wobei dieser Prozess allerdings vergleichsweise langsam ablaufe, wenn man ihn mit dem Aussterben von Arten vergleiche. Das Aussterben habe sich seit der Industriellen Revolution verhundert- oder gar vertausendfacht.

Der berühmte Quastenflosser

Unentdeckte ausgestorbene Arten in Fossilien zu finden sei ebenfalls gar nicht so einfach. Denn eine Art werde normalerweise dadurch definiert, dass sich ihre Angehörigen miteinander paaren – auch wenn es in der Natur auch asexuelle Fortpflanzung gebe. Bei Fossilien sei aber der Nachweis einer gemeinsamen Fortpflanzung nach Jahrmillionen sehr schwierig oder gar unmöglich.

Grundsätzlich seien spektakuläre Funde aber auch noch heute möglich. So habe man in der Schweiz unlängst eine neue Fledermausart entdeckt. Vor ein paar Jahren sei gar eine komplett neue Insekten-Ordnung gefunden worden. Sie ähnelten den Stabheuschrecken. Andere bekannte Beispiele seien eine unbekannte Pflanzenfamilie in einem verlassenen Tal Australiens oder der berühmte Quastenflosser, den man für ausgestorben hielt, und der in den 1970er-Jahren im Indischen Ozean wiederentdeckt worden sei. Dabei handle es sich in den allermeisten Fällen keinesfalls um Zufallsfunde, wie der Laie vermuten könnte. Vielmehr gingen Spezialisten ganz gezielt auf die Suche nach neuen Arten – dort, wo sich eben entsprechende Hinweise ergeben würden. «Mit so einem Fund kann man unter Umständen schon berühmt werden», so Bacher.

Zur Person

Sommerferien in Schweden

Der 52-jährige, in Bern wohnhafte Sven Bacher ist Titularprofessor für Biologie an der Universität Freiburg. Er leitet am Departement für Biologie eine Forschungsgruppe zu verschiedenen Themen der angewandten Ökologie. Auch berät er die Europäische Kommission und das deutsche Bundesamt für Naturschutz zu Fragen über gebietsfremde Arten. Die diesjährigen Sommer-Semesterferien verbringt er in Schweden. Er schätzt dort vor allem die Ruhe in der Natur.

jcg

 

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