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«Wir zahlen Steuern wie alle anderen»

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Schweizer Fahrende stossen mit ihrem Lebensstil oft auf Unverständnis in der Bevölkerung. In einem Inserat warnte der Freiburger Arbeitgeberverband gestern in den FN «frei von einer wertenden Aussage» vor den Aktivitäten von «Fahrenden, die in unser Region Halt machen». Man wisse aus Erfahrung, dass während den sommerlichen Kurzaufhalten von Fahrenden den Privathaushalten diverse kleinere Unterhaltsarbeiten, Sanierungen oder Umbauten angeboten würden – vor allem in den Bereichen Gipser- oder Malerarbeiten, Plattenlegen sowie Schreiner- und Zimmerarbeiten. Diese Arbeiten würden oft unter Missachtung von Sicherheits- und Umweltschutzbestimmungen ausgeführt, heisst es.

Man könne nicht alle Fahrenden in denselben Topf werfen, sagt Verbandssekretär Laurent Derivaz auf Anfrage; es gebe sehr ehrliche Personen unter ihnen. Gewisse Praktiken seien aber klar illoyal gegenüber dem etablierten Gewerbe. «Ich möchte aber kein Werturteil abgeben», stellt Derivaz klar. Jeder müsse sich selbst entscheiden, von wem er Arbeiten ausführen lassen wolle. Es sei nicht an ihm, zu beurteilen, inwiefern die angesprochenen Geschäftspraktiken nicht nur illoyal, sondern auch illegal seien. «Aber wenn man sich die Preisunterschiede anschaut, sieht man, dass etwas nicht stimmen kann», gibt er zu bedenken.

Der Direktor des Freiburger Baumeisterverbands, Grossrat Jean-Daniel Wicht (FDP, Givisiez), teilt die Meinung von Derivaz im Wesentlichen, wie er auf Anfrage mitteilte. Von den jüngsten Entwicklungen habe er allerdings keine Kenntnis. In seiner Branche sei im Übrigen eher Schwarzarbeit ein Problem.

«Unter Generalverdacht»

Ganz anders sieht die ganze Sachlage Daniel Huber, Präsident der Radgenossenschaft der Landstrasse, in der sich die Schweizer Jenischen und Sinti zusammengeschlossen haben. «Nur weil sich einige Fahrende falsch verhalten haben, darf man nicht gleich alle unter Generalverdacht stellen», sagt er. Die allermeisten Jenischen und Sinti hätten ein Hausiererpatent – für das wiederum ein Auszug aus dem Strafregister notwendig sei.

«Leider ist es bei einer Minderheit offenbar immer noch einfacher, alle in den gleichen Topf zu werfen», so Huber. Das Ziel von solchen Aktionen scheine, den Kleinhandel von Fahrenden seitens der sesshaften Bevölkerung grundsätzlich zu unterbinden. Solche Inserate wie das angesprochene in den FN findet er im Grunde genommen «diskriminierend». Denn auch Fahrende würden in aller Regel qualitäts- und umweltbewusst arbeiten.

Die Lage der Fahrenden im Kanton Freiburg beurteilt Huber als «sehr prekär». Es gebe hier keinerlei Durchgangsplätze. Derjenige an der Autobahn A 12 wird erst in diesem Monat in Betrieb genommen. «So lange keine Legalität möglich ist, bleibt den Betroffenen dann fast nur noch der Schritt in die Illegalität», so Huber. Auch der Standplatz in Haute­rive sei letztlich lediglich ein Tropfen auf dem heissen Stein. Im Aargau seien die Verhältnisse beispielsweise viel besser; dort gebe es einige Stand- und Durchgangsplätze.

«Dabei sind wir eine anerkannte Minderheit», beklagt sich der Radgenossenschafts-Präsident. «Wir sind ein Volk mit 35 000 Angehörigen, von dem nur etwa 3000 Personen auf der Reise sind. Im Übrigen zahlen wir Steuern und leisten Militärdienst wie alle anderen auch.» Es gebe auch diverse Jenische, die Bürger der Stadt Freiburg seien.

Hauterive hat keine Probleme

Den einzigen festen Standplatz mit 24 Plätzen haben die Fahrenden des Kantons Freiburg zurzeit in Hauterive. Gemeindepräsident Dominique Zamofing (CVP) betont jedenfalls: «Wir hatten in der Gemeinde nie Probleme mit unseren Fahrenden.» Kürzlich hätten die Fahrenden von Haute­rive eine Anfrage nach mehr Plätzen – für ihre Kinder – an die Verwaltung gerichtet. Ob man darauf eingehe, werde derzeit aber noch diskutiert. Beruflich seien die an diesem Standplatz lebenden Personen ausschliesslich ausserhalb der Gemeinde tätig. Falls Probleme wie die vom Arbeitgeberverband angesprochenen im Kanton auftauchten, handle es sich wohl um fremde Fahrende, die hier nur auf der Durchreise seien.

Bernard Vonlanthen, Pressesprecher der Kantonspolizei, will sich momentan noch nicht zu diesem Thema äussern. Gegenwärtig seien keine Fahrenden im Kanton unterwegs. Würden Sicherheitsbestimmungen auf Baustellen nicht eingehalten, so sei es nicht primär Aufgabe der Polizei, zu intervenieren.

Fakten

Die Roma, die Sinti und die Jenischen

Die Zahl der Fahrenden in der Schweiz wird auf insgesamt rund 115 000 Personen geschätzt. Rund 70 Prozent von ihnen sind Roma, rund 17 Prozent Jenische und rund 13 Prozent Sinti. Die Roma stammen ursprünglich wohl aus dem indischen Raum, leben seit rund 700 Jahren in Europa und stellen die grösste ethnische Minderheit des Kontinents dar. Die Sinti sind eine Teilgruppe der Roma und leben vor allem in Mittel- und Westeuropa sowie im nördlichen Italien. Die Jenischen stammen von einheimischen, aber verarmten und marginalisierten Schichten der frühen Neuzeit und des 19. Jahrhunderts ab. Die jenische Sprache gehört zur deutschen Sprachfamilie.

jcg

 

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