Autor: Marjolein Bieri
Die Feuerwehrmänner wirken fremd und fehl am Platz. In ihren kompletten Feuerwehrtenues mit grossen Karabinerhaken an den breiten Gürteln, Helm und Stiefeln, sitzen sie in der Aula der OS Murten auf pastellfarbenen Stühlen und lauschen der Einführung in den jährlichen Weiterbildungskurs für Einsatzleiter.
Erfahrungen austauschen
So schnell als möglich geht es schliesslich raus «ins Gelände». «Wir haben es hier mit Arbeitern und Machern zu tun. Daher können wir nicht Theorie-Kurse in einem Klassenzimmer abhalten, sondern bieten Aktivität», sagt Hugo Wanner, Kurskommandant. Die Männer diskutieren, tauschen Erfahrungen aus, hören den Instruktoren zu und verbrennen kleine Kartonmodelle von Gebäuden, um das Verhalten des Feuers zu analysieren.
Bald schon ist klar, dass die Tätigkeit eines Feuerwehrmannes mehr bedeutet, als mit dem Schlauch auf ein Feuer zu zielen oder kleine Kätzchen von Bäumen zu holen. Neben einem grossen Allgemein- und Fachwissen benötigt ein leitender Feuerwehrmann auch echte Führungs-, Koordinations- sowie Entscheidungsqualitäten.
«Gleiche Sprache sprechen»
Rund 45 Kaderleute der Feuerwehren des Seebezirks nehmen am Kurs teil. Die meisten kennen sich und gehen sehr freundschaftlich miteinander um. «Die Durchmischung der verschiedenen Ortsfeuerwehren an solchen Kursen fördert die Kameradschaft», erklärt Wanner. Die Kameradschaft, die Vermittlung von neuem Wissen und die Auffrischung von altem Wissen dient einem grossen Zweck: Es muss sichergestellt werden, dass das Vorgehen der Lebensretter bei Einsätzen einheitlich abläuft. «Bei einem Grosseinsatz müssen sich die verschiedenen Feuerwehr-Corps sofort nahtlos ineinanderfügen und dieselbe Sprache sprechen.»
Endlich neues Reglement
Neu war dieses Jahr vor allem eines: das eidgenössische Einsatzführungsreglement, das für alle Feuerwehren in der Schweiz gilt. Das «alte» wurde nach rund 13 Jahren den realen Bedürfnisse nicht mehr gerecht. «Jetzt haben wir ein Reglement, das den Einsatzleitern klar, strukturiert und pragmatisch eine echte Hilfe beim Vorgehen bietet und doch Platz für Flexibilität und gewisse Freiheiten lässt», freut sich der Kurskommandant. Mit dreimal so wenig Umfang, vielen bildnerischen Illustrationen und klaren Vorgehensprinzipien ist das Kapitel des «sinnlosen Auswendiglernens von hochtheoretischen Situationshypothesen» endlich beendet. «Ich bin froh, nun ein Reglement als Handlungsgrundlage zu haben, welches konkret und aus dem Alltag gegriffen ist», so Wanner. Und auch von Seiten der Weiterbildungsteilnehmer kommt ein durchwegs positives Echo. «Die Männer sind begeistert von den neuen Theorien und Ansätzen», weiss ein Instruktor zu berichten.