Da zu diesem Thema in Leserbriefen schon sehr treffende Fakten dargelegt worden sind, möchte ich mich kurz fassen. Lesen Sie das Buch von Aram Matioli, «Zwischen Demokratie und totalitärer Diktatur. Gonzague de Reynold und die Tradition der autoritären Rechten in der Schweiz» (Zürich 1994). Geben sie im Internet den Begriff «Ulrich Wille, Direktor von Pro Juventute» ein. Der Inhalt der vorgenannten Publikationen lässt erahnen, was für ein Zeitgeist bis in die 1960er-Jahre geherrscht hat. Dem kann niemand ausweichen, das war so!
Ich war selbst, zusammen mit meinem Bruder, zirka zehn Jahre in einem Kinderheim, das von Ingenbohler Schwestern geführt wurde. Da unsere Mutter als Witwe einem Verdienst nachgehen musste, waren wir nur Wochenaufenthalter dort. Wir wurden nicht misshandelt, aber der Psychologe hiess auch Teppichklopfer.
In der Bibel steht doch etwa sinngemäss, dass, wer sein Kind liebt, es züchtigt. Damals wurde eben so «geliebt», und das nicht nur in den Heimen. Der damalige katholische Konservatismus und das Sympathisieren mit dem Faschismus vieler Exponenten von Religion, Wissenschaft und Politik gehören zu den Hauptursachen der damaligen Zustände. Gewiss waren nicht alle Exponenten so ausgerichtet, aber mehr, als wir glauben.
Dass sich Pro Juventute und die Klostergemeinschaft zu den damaligen Missständen bekennen und sich auch entschuldigen, ist ihnen hoch anzurechnen. Über religiösen Konservatismus möchte ich keine Worte verlieren. Dieser Fall ist heute noch hoffnungslos, nicht nur bei christlichen Religionen.