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Kein Hobby wie jedes andere

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Kennen Sie jemanden, der Seitenwagen fährt? Eben. Seitenwagenfahren ist ein spezielles Hobby–erst recht für einen Schweizer. Denn hierzulande kann das Hobby gar nicht erst ausgeübt werden. Rennstrecken gibt es in der Schweiz keine, auf der Strasse sind die Rennwagen nicht zugelassen. Und: Seitenwagenfahren ist ein teures Hobby. Ein neues Gefährt kostet zwischen 70 000 und 80 000 Franken. «Hinzu kommen die Verschleisskosten und die Kosten für die Anfahrtswege zu den Rennen, die pro Saison 20 000 bis 25 000 Franken ausmachen», sagt Andres Nussbaum. Der 39-Jährige aus der Schweni bei Heitenried lässt sich davon nicht abschrecken. Seitenwagen fahren ist seine grosse Leidenschaft. Zusammen mit dem Deutschen Michael Prudlik fährt er als Sidecar Team Sense in der Internationalen Deutschen Meisterschaft (IDM) mit.

Auf den Geschmack kam Nussbaum durch Zufall. Ein befreundeter Garagist sponserte einen Schweizer Fahrer. So kam Nussbaum zu verbilligten Renntickets, machte die eine oder andere Passagierfahrt mit. An einem Gönnerabend beschlossen Tobias Aebischer–ein anderer Sensler Motorsportbegeisterter–und er schliesslich, es selbst zu versuchen. Das war 2009. 2010 nahmen sie bereits erstmals an Rennen teil. Seit 2012 fährt Nussbaum in der IDM mit. Was gefällt ihm an dem Sport? «Die Geschwindigkeit, die speziellen Wagen, und die Tatsache, dass du als Team unterwegs bist. Das ist zwar nicht immer leicht, hat aber definitiv seinen Reiz.»

Die Rolle des Beifahrers

Die Rollenverteilung ist klar: Einer fährt, der andere versucht nebenan in einem kleinen, wahrlich wenig einladend wirkenden Beiwagen alles zu unternehmen, um dem Lenker das Fahren leicht zu machen. Auf der Geraden macht er sich klein, um den Luftwiderstand zu minimieren. Und in den Kurven versucht er möglichst viel Gewicht auf die Räder zu bringen, um dem Wagen mehr Halt zu geben und so dem Fahrer zu ermöglichen, mehr aufs Gas zu drücken. Nussbaum ist Fahrer, er sagt, es sei extrem wichtig, dass zwischen Fahrer und Beifahrer ein Vertrauensverhältnis bestehe. «Ich muss wissen, dass er ganz sicher bereits links ist, wenn ich in eine Linkskurve gehe. Wenn man da nur die kleinsten Zweifel hat, kann man nicht am Limit fahren.»

 Überhaupt ist es eine verwegene Idee, mit bis zu 200 Stundenkilometern über den Asphalt zu jagen, mit einem Beifahrer, der weder irgendwie geschützt noch gesichert ist, sondern sich schlicht und einfach festhalten muss. «Es kommt ab und zu mal vor, dass ein Beifahrer verloren geht.» Und wenn ein Beifahrer verloren geht, wie es Nussbaum nennt, ist das automatisch schmerzvoll. «Gefährlich wird es natürlich, wenn das im Fahrerpulk passiert. Michael habe ich bis jetzt zum Glück noch nie verloren.» Überhaupt ist Nussbaum bis anhin von schweren Unfällen verschont geblieben. «Einmal hat es uns überschlagen, aber ich hatte Glück und verletzte mich nur leicht an der Schulter.»

 Blütezeit vorbei

Dass sich Nussbaum für Seitenwagen und nicht ein anderes motorisiertes Gefährt entschied, hat auch pragmatische Gründe: «Du kannst auch in meinem Alter noch in einer absolut coolen Meisterschaft mitfahren. Wenn du in einer Solotöff-Meisterschaft mitfahren willst, musst du spätestens mit 10 anfangen, sonst hast du keine Chance.» Im Seitenwagen-Sport ist die Konkurrenz merklich kleiner. Die Blütezeit der Sportart ist vorbei. In den Achtzigerjahren, als Rolf Biland und Kurt Waltisperg die Seitenwagen-Rennen auch in der Schweiz populär machten, gehörte sie noch zum Grand-Prix-Zirkus der Motorradfahrer, erhielt viel TV-Präsenz. «Damals waren noch Sponsoren mit dabei, die Geld für die Direktübertragung bezahlten.» Heute ist das nicht mehr der Fall. «Und es steht auch keine Industrie dahinter, die das Ganze pusht. Die Seitenwagen sind nicht strassentauglich. Und es gibt weltweit nur zwei, drei Anbieter.» So ist die Sportart ein wenig in der Versenkung verschwunden. «Es gibt definitiv ein Nachwuchsproblem.» Für Nussbaum bedeutet das gleichzeitig gute Perspektiven. Er gehört zu den jüngeren Fahrern unter den rund 15 bis 20 Gespannen der IDM. «Solange es finanziell drinliegt und ich es mit dem Beruf vereinbaren kann, will ich deshalb weiterfahren.»

 Belastung für Nacken und Beine

Finanziell liegt es drin, Sponsoren decken mehr als die Hälfte der Ausgaben des Duos Nussbaum/Prudlik. Mit seinem Beruf als Landmaschinenmechaniker lässt es sich ebenfalls vereinbaren. «MeinArbeitgeber und meineArbeitskollegen sind zum Glück flexibel.» Und: Der Aufwand ist trotz allem überschaubar. An sechs Wochenenden steht Nussbaum diese Saison im Einsatz. Die Trainings beschränken sich auf die Trainingstage vor den Rennen und einmal pro Jahr eine Trainingswoche in Frankreich. Ansonsten steht in erster Linie Fitnesstraining an. Hier stärkt Nussbaum zweimal pro Woche insbesondere die Beine, die sowohl zum Gas geben, als auch zum Schalten benötigt werden, sowie den Nacken, der ordentlich durchgeschüttelt wird.

Und so wird sich Andres Nussbaum morgen mit seinem Miniteam, einem Mechaniker und einem Elektroniker, auf den Weg zum 1000 Kilometer entfernten Sachsenring in Ostdeutschland machen. Dort steht das erste Rennen der Saison an. Dort kann Nussbaum sein aussergewöhnliches Hobby ausüben.

 

Meisterschaft: Die WM würde vom Niveau her drinliegen

D ie Internationale Deutsche Meisterschaft (IDM) ist die zweithöchste Stufe im Seitenwagenrennsport. Darüber steht nur die Weltmeisterschaft. Dass Andres Nussbaum und Michael Prudlik nicht im WM-Zirkus mitfahren, hat nichts damit zu tun, dass sie das Niveau dafür nicht hätten. «Zu den Allerbesten fehlt etwas. Aber mit dem Mittelfeld könnten wir mithalten», sagt Nussbaum. Doch der Aufwand würde durch die weiteren Reisen zunehmen. Ganz ausschliessen, dass er irgendwann eine WM-Saison fahren wird, will Nussbaum aber nicht. Zu einem ersten WM-Rennen dürfte er bereits dieses Jahr kommen, geplant ist ein Gaststart im August in Oschersleben. Eigentlich sollte Nussbaum bereits vor zwei Jahren auf dem Sachsenring zu seiner WM-Premiere kommen. Doch dann kam es im Training zu einem tödlichen Unfall. «Das Rennen fand trotzdem statt, aber unser Gefühl war alles andere als gut; deshalb verzichteten wir auf einen Start.»

In der IDM belegten Nussbaum/Prudlik letztes Jahr in ihrer ersten gemeinsamen Saison den fünften Rang. Welche Ziele verfolgt das Duo für die am Wochenende beginnende neue Saison? «Eigentlich war es das Ziel, uns zu verbessern. Doch dieses Ziel mussten wir revidieren, da der aktuelle Weltmeister und ein weiterer mehrfacher Weltmeister sich entschieden haben, in dieser Saison auch bei der IDM mitzumachen. Deshalb wären wir schon mit einer Bestätigung von Rang fünf zufrieden.» fm

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