Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«Kein Mehrwert für den Sensebezirk»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Kein Mehrwert für den Sensebezirk»

Autor: Imelda Ruffieux

Die Freiburger Gesundheitsdirektion möchte bis 2013 die Notfalldienste wie Ambulanz, Notrufzentrale, Rega und Notärzte im ganzen Kanton in einer gemeinsamen Organisation vereinen. Dazu soll eine «Kantonale Freiburger Rettungsorganisation» in Form eines Vereins gegründet werden. Ziel von Staatsrätin Anne-Claude Demierre ist es, die Koordination zu verbessern und Lücken zu schliessen, wie sie an der Pressekonferenz im November 2011 erklärt hatte. Der Vorentwurf des Gesetzes ist in der Vernehmlassung. Im Sensebezirk stösst er auf wenig Gegenliebe. Die Mitglieder des Gesundheitsnetzes Sense, also die Sensler Gemeinden sowie die Sensler Ärzte und die Ambulanz Sense, haben ihre Meinung gestern Abend an einer Sitzung kundgetan und an die anwesenden Grossräte appelliert, sich für ihren Bezirk einzusetzen.

Anders auf dem Land

Ein zentraler Punkt ist die Einführung eines mobilen Dienstes für Notfallmedizin und Reanimation (SMUR), wie er bereits im Saanebezirk existiert. Dieser soll aus einem Team von je fünf Ärzten und Ambulanzfahrern bestehen, die ab dem Kantonsspital Einsätze in die Bezirke leisten. «Ein solcher Dienst bringt keinen Mehrwert für die Bevölkerung im Sensebezirk», sagte Stefan Graf, leitender Arzt Anästhesie im Spital Tafers. Er zweifelte daran, dass ein solches Team einen Verletzten im Sensebezirk schneller erreichte als die heutigen Rettungskräfte. «SMUR ist eine gute Sache, aber nicht für den Sense- und den Seebezirk, sondern vor allem für eine Agglomeration.» Ausserdem wäre so eine mobile Einheit im Kanton Freiburg niemals flächendeckend. «Das wäre nur mit drei Standorten möglich, was wiederum nicht finanzierbar ist.»

Mensch statt Maschine

Für die Peripherie brauche es gut ausgebildete Ambulanzdienste, es brauche Ärzte, die Bereitschaftsdienste übernähmen, und es brauche die Zusammenarbeit mit einem Spital (siehe Kasten unten), betonte der ärztliche Leiter der Ambulanz. «Ein GPS ersetzt nicht das geografische Wissen von uns Hausärzten und den Rettungssanitätern», ergänzte Anton Merkle, Präsident der Sensler Ärzte.

Philipp Boschung, Mitglied der Geschäftsleitung der Ambulanz Sense, betonte, dass das Rettungswesen im Sensebezirk ein sehr hohes Niveau aufweise. 95 Prozent aller Einsätze können die Rettungssanitäter mit der ärztlichen Kompetenz im Rücken selbst erledigen. «Der Arzt muss dabei nicht zwingend im Rettungswagen mitfahren, sondern telefonisch erreichbar sein.» Durch moderne Technik können heute beispielsweise die Telemetriedaten eines Herzpatienten an einen Kardiologen übermittelt und von diesem beurteilt werden.

Mehrkosten für Gemeinden

Die Kosten sind ein weiterer Kritikpunkt. In ihrer Stellungnahme halten die Sensler Gemeinden deshalb klar fest, dass sie nur bereit sind, den finanziellen Beitrag an diese mobilen Dienste zu leisten, der dem realen Mehrwert für die Bevölkerung entspricht.

Gemäss dem Gesetzesentwurf würde die neue Organisation rund 2,46 Millionen Franken mehr kosten als die heutige. Von den Gesamtkosten von rund 8,85 Millionen Franken sollen die Gemeinden statt wie bisher 4,6 Millionen neu 5,4 Millionen Franken übernehmen. Dazu kommt noch ein Startbudget von etwa 600000 Franken, an dem sich die Gemeinden ebenfalls beteiligen müssten.

Verein nicht geeignet

«Die Koordination ist wichtig und kann sicher verbessert werden», sagte Peter Portmann, Präsident des Gemeindeverbandes Gesundheitsnetz Sense, an der gestrigen Präsentation. Die Pläne des Kantons, dass künftig ein privatrechtlicher Verein die Koordination der Dienste übernehmen soll, lehnen die Sensler ab. Sie stören sich vor allem daran, dass im fünfköpfigen Vorstand drei Staatsvertreter sitzen sollen und die Gemeinden in der Minderheit wären. Zudem ist vorgesehen, dass der Vorstand einen Direktor ernennt, der allein verantwortlich für alle Leistungsvereinbarungen wäre. «Damit wäre die Zukunft unserer gut funktionierenden Ambulanz Sense infrage gestellt», sagte Peter Portmann. In der Diskussion wurde das vorgeschlagene Organisationsmodell als verkappter Zentralisierungsversuch bezeichnet, den es zu verhindern gelte. Es wurde mehrfach kritisiert, dass ein grosser Organisationsapparat geschaffen werde für ein System, das zwar besser koordiniert werden könnte, sonst aber sehr gut funktioniere.

Als Alternative schlagen die Sensler eine öffentlich-rechtliche Koordinationsstelle vor, in der alle Beteiligten vertreten sind und niemand über eine Stimmenmehrheit verfügt. «Die Befugnisse und Zuständigkeiten der Gemeinden dürfen nicht geschmälert werden.» Im neuen Gesetz ist vorgesehen, dass sich die Gemeinden im bisherigen Rahmen (also 50 Prozent der Kosten) beteiligen: «Wenn wir bezahlen, wollen wir auch mitbestimmen», lautete der Tenor der Diskussion.

Einverstanden sind die Sensler mit dem Vorschlag, dass die Notfälle nachts und am Wochenende von einer neuen Telefontriage gefiltert werden. Das würde die Ärzte, die im Notfalldienst eingeteilt sind, entlasten. «Diese Telefontriage muss aber absolut neutral und hoch professionell sein», betonte Anton Merkle.

Die Ambulanz Sense und die Sensler Ärzte arbeiten eng mit dem Spital Tafers zusammen.Bild Aldo Ellena

Situation heute:Etwa 1500 Notfälle pro Jahr

Durchschnittlich gibt es pro Tag im Kanton Freiburg vier Notfälle, welche die Anwesenheit eines Arztes erfordern. Pro Jahr sind es rund 1500 Fälle. Die meisten Notfälle gehen über die Notrufzentrale 144 ein, die vom Freiburger Spitalnetz betrieben wird.

Die Gemeinden sind für die Organisation der Ambulanzdienste verantwortlich. Im Sensebezirk übernimmt dies das Gesundheitsnetz, in anderen Bezirken wurden Verbände gegründet. Im Saanebezirk und in der Broye rückt ein SMUR aus und bei Bedarf wird überall die Rega angefordert. Nach dem Sensler Vorbild ist der Notfall im Greyerz rund um das Spital Riaz organisiert. Das Gleiche gilt für die Broye, wo mit dem Spital Payerne zusammengearbeitet wird. Im Glanebezirk besteht gemäss Anton Merkle das Problem, dass nur noch vier Ärzte notfalldienstpflichtig sind. Im Vivisbachbezirk ist man daran, das Sensler Modell einzuführen. Im Seebezirk besteht die spezielle Situation, dass das Spital gemäss Planung während längerer Zeit umgebaut wird. im

Ein GPS ersetzt nicht das geografische Wissen von uns Hausärzten und den Rettungssanitätern.

Autor: Anton Merkle

Autor: Präsident Sensler Ärzte

Sensebezirk: Ärzte, Ambulanz und Spital

Wenn vor einigen Jahrzehnten ein Arzt im Sensebezirk zu einem Notfall gerufen wurde, geschah es nicht selten, dass er den Verunfallten in seinem Privatauto ins damalige Bürgerspital fuhr. Nach dem Einsatz reinigte die Gattin des Arztes das Auto. «So funktionierte damals die Rettung», erklärte Anton Merkle, Präsident der Sensler Ärzte, am gestrigen Abend. Er hat dies als Sohn eines Landarztes selbst miterlebt.

Tag- und Nachtsystem

So ist es heute nicht mehr. Das Sensler Notfallsystem besteht aus drei Pfeilern: Ärzte in Bereitschaft, Assistenzarzt am Spital Tafers und Ambulanzdienst – das Ganze koordiniert und finanziert durch die Sensler Gemeinden (15 Franken pro Person oder rund 650000 Franken pro Jahr).

Notfälle gehen per Telefon entweder über 144 oder die Notrufnummer 0264183535 ein. 15 Sensler Ärzte decken den Bereitschaftsdienst ab. Der diensthabende Notfallarzt nimmt die Anrufe zwischen 8 und 20 Uhr entgegen. Ausserhalb dieser Zeit werden sie von einem Assistenzarzt des Spitals Tafers angenommen. Ambulante Patienten versorgt nachts dann das Spital. Ist trotzdem ein Hausbesuch nötig, bietet das Spital den Bereitschaftsarzt auf. Gemäss Anton Merkle, Präsident der Sensler Ärzte, muss ein Arzt etwa fünf bis sechs Mal pro Monat nachts ausrücken.

Pionierarbeit im Alleingang

Die Ambulanz ist tagsüber an zwei Standorten stationiert, in Wünnewil und beim Spital Tafers. Der Ambulanzdienst ist vor 40 Jahren auf Privatinitiative von Peter Boschung gegründet worden. Durch seine Arbeit als Carrossier mit Abschlepp- und Pannendienst erlebte er mit, dass mit der steigenden Zahl der Autos auch die Unfälle mehr wurden. Wie er in seinem Rückblick auf der Homepage des Ambulanzdienstes schreibt, sei der Abschleppdienst oft eher zur Stelle gewesen als die Ambulanz. Dies hat ihn dazu bewogen, einen Rettungsdienst für die Region ins Leben zu rufen. Im Alleingang besuchte er Kurse und bestellte das erste Ambulanzfahrzeug, das ganz einfach ausgerüstet war, aber seinen Zweck durchaus erfüllte. Der Ambulanzdienst hat sich im Laufe der Jahre entwickelt, was Ausbildung, Ausrüstung und Alarmierung betrifft. Die Ambulanz und Rettungsdienst Sense AG ist heute eine privat organisierte Institution mit öffentlichem Auftrag und beschäftigt 18 Mitarbeiter, die im Sensebezirk sowie im Amt Laupen tätig sind.

Langsam gewachsen

«Die geografische Lage des Sensebezirks ist der Grund, warum wir ein eigenes Notfallsystem aufgebaut und immer mehr verfeinert haben», erklärte Anton Merkle in seinem Rückblick. Der Bezirk ist langgezogen – so ist Plasselb beispielsweise von Überstorf rund 52 Kilometer entfernt. Man geht vom Grundsatz aus, dass die beste Erstversorgung von Verletzten auf dem Unfallplatz geschieht, bevor sie in ein Spital transportiert werden.

1996 wurde die erste Vereinbarung zwischen dem Ambulanzdienst und den Sensler Ärzten abgeschlossen. Sie regelt die interne Fortbildung, die fachdienstliche Unterstützung und das Verhalten auf dem Notfallplatz.

Spital eingebunden

2003 wurde die Vereinbarung zwischen den Sensler Gemeinden, den Ärzten und dem Ambulanzdienst um das Spital Tafers erweitert: So steht immer ein Arzt zur Verfügung – auch wenn dieser nicht immer im Rettungswagen mitfährt. Der Leiter der Anästhesie am Spital Tafers ist zugleich auch Leiter des Notfalldienstes. Die Notärzte verpflichteten sich zudem zu regelmässigen Weiterbildungen.

Ab 2007 war das Sensler Modell offiziell beim Kanton angemeldet. Die damalige Gesundheitsdirektorin Ruth Lüthi begrüsste es als kantonales Pilotprojekt und ermunterte die Sensler, weiterzumachen. Selbst dem Rückgang der Hausärzte konnte dank der medizinischen Kompetenz eines Spitals im Rücken mit diesem System Rechnung getragen werden. Die älteren Ärzte machen weiterhin im Bereitschaftsdienst mit, werden aber nicht über das Wochenende eingeteilt. im

Thema: Kasten 2 Sp Titel

Lauftext mit Initial

Meistgelesen

Mehr zum Thema