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Kein Sommerloch beim Eurokurs

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Langweilig wird es an den Devisenmärkten auch in diesem Sommer nicht. Nach der Renminbi-Abwertung 2015 und Turbulenzen beim britischen Pfund im letzten Jahr gibt es aktuell erneut ein Ferien-Thema: die Eurostärke beziehungsweise Frankenschwäche. Allein innerhalb der letzten zwei Wochen hat der Euro-Franken-Kurs knapp 5 Prozent zugelegt. Mit einem Kurs von zuletzt 1.15 Franken steht der Euro so hoch wie nie seit Aufgabe des von der Schweizerischen Nationalbank garantierten Mindestkurses im Januar 2015 – bis zur einst magischen Marke von 1.20 Franken fehlen nur noch 5 Rappen.

Weniger Risiken im Euroraum

Wie lässt sich der (scheinbar) plötzliche Schwächeanfall des Schweizer Frankens erklären? Zunächst muss man feststellen, dass es sich bei der jüngsten Bewegung eher um eine Trendbeschleunigung als um einen neuen Trend handelt. Denn bei genauer Betrachtung tendiert der Euro gegenüber dem Franken schon seit den französischen Präsidentschaftswahlen Ende April aufwärts. Die gesunkenen politischen Risiken im Euroraum und der damit einhergehende Rückgang bei den Risikoprämien sind denn auch eine der Hauptursachen für die Stärke der Gemeinschaftswährung. Die Nationalbank hat ihre Deviseninterventionen deshalb schon seit Wochen auf Sparflamme reduziert. Auch ein zweiter Faktor für die Frankenschwäche ist nicht mehr gänzlich neu: die sich immer stärker akzentuierende Normalisierung der globalen Geldpolitik.

Das Zünglein an der Waage und ausschlaggebend für den überraschend schnellen Anstieg des Euro-Franken-Kurses in den letzten Tagen waren nun Kommentare von SNB-Präsident Thomas Jordan. Dieser wiederholte Anfang letzter Woche den bekannten Dreiklang: Die Inflation sei tief, die Kapazitätsauslastung in der Schweizer Wirtschaft gering und der Franken deutlich überbewertet. Daher werde man an den Negativzinsen sowie den Deviseninterventionen festhalten und nicht zögern, die Notenbankbilanz bei Bedarf weiter auszudehnen. Nichts Neues eigentlich. Doch am Währungsmarkt folgt daraus mittlerweile eine neue Interpretation. Während die Vorzeichen andernorts auf Normalisierung stehen, scheint die Nationalbank neben der Bank of Japan in den Industrieländern die einzige Notenbank zu sein, bei der die Geldpolitik ohne Enddatum an der bisherigen Politik festhält. Auch Kapitalflüsse im Zusammenhang mit Firmenübernahmen dürften den Trend verstärkt haben. So wurde am Markt beim Verkauf von Landis + Gyr durch Toshiba von Frankenverkäufen japanischer Banken berichtet.

Wie weiter bei Euro/Franken? Kurzfristig scheint der Euro-Franken-Kurs nach oben überschossen zu haben. Nachdem die Marke von 1.12 Franken durchbrochen worden ist, befindet sich das Währungspaar allerdings in einer Art Vakuum. Zwischen 1.12 und 1.20 Franken gibt es keine Marktpreise, die in den letzten zweieinhalb Jahren gehandelt wurden. Entsprechend fehlen bis zum früheren Mindestkurs klar definierte Wegmarken, an denen ein Ende der Rallye zu erwarten wäre. Auf der Unterseite ist im Falle einer Korrektur hingegen bei 1.12 Franken bereits wieder mit Kaufbereitschaft von Investoren zu rechnen. In diesen neuen Bandbreiten sollte sich die Kursentwicklung der nächsten Monate im wahrscheinlichsten Szenario abspielen. Eine etwas enger definierte Handelsspanne könnte sich in den kommenden Wochen herauskristallisieren.

Angesichts dieser Preiserwartung und bei einem aktuellen Kursniveau von 1.15 Franken ist eine neutrale, taktische Einschätzung zur Währungsrelation Euro versus Schweizer Franken weiter angemessen. Ein Aufspringen auf den bereits weit gefahrenen Euro-Zug scheint hingegen nicht opportun. Aus fundamentaler Sicht und aus Bewertungsperspektive sind die derzeitigen Preislevel zwar durchaus gerechtfertigt. Für einen nachhaltigen, längerfristigen Abwertungstrend des Frankens fehlen angesichts des weiterhin hohen Schweizer Leistungsbilanzüberschusses, der soliden Konjunkturlage und bisher nur geringen ungesicherten Kapitalabflüssen ins Ausland die ­Argumente.

Der Autor

Michael Zurkinden hat in Freiburg Volkswirtschaft studiert und promoviert. Er arbeitet in Bern bei der Notenstein La Roche Privatbank in der Anlageberatung und Vermögensverwaltung.

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