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«Kein Szenario ohne Tafers»

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Zwei Wochen sind verstrichen seit der Ankündigung, die Akutmedizin im Kanton Freiburg an einem Standort konzentrieren zu wollen. Die Reaktionen im Sense- und Greyerzbezirk waren teilweise heftig. Haben Sie Verständnis dafür?

Ich verstehe, dass sich die Bevölkerung Fragen stellt. Allerdings sollte in dieser Angelegenheit die Kompetenzenregelung nicht ausser Acht gelassen werden. Das Gesetz über die neue Spitalfinanzierung, das im letzten Jahr durch den Grossen Rat genehmigt wurde und am 1. Januar 2012 in Kraft trat, hat die Rollenverteilung geändert. So kauft der Staat beim Freiburger Spital Leistungen ein. Er gibt dem Spital den Rahmen vor, in dem es sich bewegen kann. Der HFR-Verwaltungsrat seinerseits hat eine grössere Verantwortung als früher, und er kann diese nun unabhängig ausüben.

 

Der Staatsrat hat also nicht mehr die gleichen Kompetenzen wie vor der Änderung des Gesetzes?

Der Staatsrat behält die Kompetenz für eine mögliche Schliessung eines Standortes. Er behält die Kompetenz, über die Spitalplanung Aufgaben an öffentliche und private Spitäler zu übertragen. Hingegen kann der Verwaltungsrat die Aufgaben unter den verschiedenen Standorten aufteilen. Es gibt also keine Verminderung der Leistungen im Kanton. Alle Bereiche sind abgedeckt.

 

Man sagt: «Wer zahlt, befiehlt.» Drückt sich der Staatsrat nicht etwas vor seiner Verantwortung, wenn er den Verwaltungsrat so gewähren lässt?

Nein. Der Staatsrat kauft Leistungen ein; das hat er getan. Grundsätzlich bezahlt der Kanton nur für Leistungen von allgemeinem Interesse. So kann das Spital seine Aufgabe für die öffentliche Gesundheit wahrnehmen. Der Staat garantiert also über den Einkauf von Leistungen, dass das Angebot einer hochstehenden spitalmedizinischen Versorgung der gesamten Freiburger Bevölkerung zugänglich ist.

 

Das neue kantonale Gesetz ist bloss die Folge einer neuen Bundesgesetzgebung…

Das ist richtig. Dieses neue Bundesgesetz setzt die Spitäler finanziell unter Druck. Es war Absicht auf eidgenössischer Ebene, die Gesundheitskosten in Griff zu bekommen. Alle Spitäler dieses Landes sollten Leistungen anbieten zu Preisen, die in Konkurrenz zueinander stehen. Ich bedauere, dass man das Gesundheitswesen wie einen Markt mit einer Konkurrenzsituation sieht. Wir verkaufen keine Autos, sondern Pflege, und die soll von guter Qualität sein für die ganze Bevölkerung.

 

Dem Vernehmen nach war der Staatsrat nicht informiert über die Diskussionen innerhalb des Verwaltungsrates. Stimmt das?

Nein, das stimmt nicht. Als VR-Mitglied habe ich von den Vorschlägen erfahren und sofort ein Treffen mit dem Staatsrat in die Wege geleitet. Der Verwaltungsratspräsident hat mit der Generaldirektorin die vorgesehenen Massnahmen dem Staatsrat präsentiert. Der Staatsrat wurde also informiert und hat entschieden, die Resultate der Studie abzuwarten. Zudem hat er zur Kenntnis genommen, dass der Verwaltungsrat seiner Verantwortung nachkommt, ein ausgeglichenes Budget zu präsentieren.

 

Der Verwaltungsrat des Spitals hat die Konzentration der Akutversorgung einstimmig beschlossen. Warum waren Sie damit einverstanden?

Ich war einverstanden, dass man eine Machbarkeitsstudie lanciert. Mit der neuen Spitalfinanzierung, dem aktuellen Ärztemangel und Rekrutierungsschwierigkeiten muss man sich Fragen stellen, wie sich das Freiburger Spital künftig in der Schweizer Spitallandschaft positioniert. Das ist die Verantwortung des Verwaltungsrates und der Gesundheitsdirektorin. Der Verwaltungsrat hat wirklich erst einen Auftrag für eine Machbarkeitsstudie. Der Auftrag analysiert die Chancen und die Risiken eines Akutstandortes mit verschiedenen Rehabilitationsstandorten, Permanencen und Notfalldiensten.

 

Der Staat könnte dem Freiburger Spital die ungedeckten Kosten mit einem höheren finanziellen Engagement decken und so einen Konzentrationsprozess verhindern. Was ist Ihre persönliche Meinung dazu?

Ich bin der Meinung, der Staat soll sich verpflichten, die Leistungen des Freiburger Spitals abzusichern. Man muss sich nun wirklich Zeit nehmen, um zu überlegen. Man soll einmal ein Jahr mit den Fallpauschalen gearbeitet haben. Ich will ein komplettes Rechnungsjahr. Ich habe Zahlen fürs Budget 2013 eingegeben, die es dem Spital erlauben, diese Überlegungen zu machen und keine voreiligen Entscheide zu treffen.

 

Hat der Verwaltungsrat andere Sparvarianten als die Konzentration der Akutversorgung diskutiert?

Ja, generelle Massnahmen wie zum Beispiel die Verbesserung der Fakturierung, damit jede Leistung richtig in Rechnung gestellt ist. Auch muss das Spital an der Aufenthaltsdauer arbeiten. Wir sind am Freiburger Spital etwas über dem Durchschnitt. Wir schauen mit allen Abteilungen intern an, welche Massnahmen getroffen werden können, um mögliche Einsparungen zu prüfen. Dazu gehört auch die Verwaltung.

 

Aus finanziellen Gründen wird die Konzentration der Akutpflege angestrebt. Aber kann sich der Staat die eventuelle Schliessung der Akutversorgung Tafers politisch leisten?

Es stellt sich nicht nur die finanzielle Frage. Es geht auch um die Attraktivität des Spitals. Wie werden wir in Zukunft Ärzte rekrutieren? Es gibt Bereiche mit sehr wenig verfügbaren Ärzten. Wir wissen, dass Assistenten und Oberärzte da arbeiten wollen, wo sie viele Fälle haben. Um attraktiv zu bleiben, reicht es nicht, ein Spital zu sein, es braucht Ärzte.

 

In den 1990er-Jahren wurde das Spital Tafers ausgebaut. War das aus heutiger Sicht ein Fehler?

Wir brauchen Spitäler in unserem Kanton, für die Akutversorgung und für die Rehabilitation. Die Zukunft der Medizin liegt in einer kurzen Akutphase, oft zwei bis drei Tage. Dann übernimmt die Rehabilitation. Da gilt es, etwas aufzubauen. Wir brauchen Tafers, davon bin ich überzeugt.

 

Der Standort Tafers wird also nicht geschlossen?

Heute habe ich kein Szenario auf dem Tisch mit einer Schliessung von Tafers. Es gibt eher ein Szenario zur Verstärkung mit einer psychiatrischen Versorgung.

 

Deutschfreiburger befürchten, dass sie an einem zentralisierten Akutspital nicht in ihrer Sprache behandelt werden. Ist ein komplett zweisprachiges Akutspital überhaupt möglich?

Alle unsere Anstrengungen gehen Richtung Verbesserung der Zweisprachigkeit. Unsere Sorge ist es auch, deutschsprachiges Personal für das Kantonsspital zu finden. Ich bin für diese Frage sehr sensibel. In allen Szenarien geniesst die Zweisprachigkeit eine besondere Beachtung.

 

Die Region Sense traut der nun in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie nicht, will eine eigene Studie machen. Was halten Sie davon?

Ich habe davon gehört. Wir erwarten die Resultate der Machbarkeitsstudie. Wenn es eine andere Studie gibt, wird der Staatsrat auch davon Kenntnis nehmen. Aber es wäre schade, die Regionen gegeneinander auszuspielen.

 

Gesundheitsexperten gehen davon aus, dass es so oder so Änderungen geben wird in der Freiburger und Schweizer Spitallandschaft. Wie sehen Sie diese in zehn Jahren?

Ich sehe ein Freiburger Spital, das der gesamten Bevölkerung ein qualitativ hochstehendes spitalmedizinisches Angebot bietet. National gesehen arbeiten Kantone jetzt schon zusammen bei der hoch spezialisierten Medizin. Es geht aber um die kritische Masse. Wenn man diese nicht hat, erreicht man die notwendige Qualität nicht. Freiburg braucht ein Spital, das seinen Platz in der Schweizer Spitallandschaft behauptet, mit starken Kompetenzzentren. Um das zu garantieren, müssen wir auf einem Niveau bleiben, das knapp unterhalb dem eines Universitätsspitals liegt. Ein Universitätsspital ist nicht unsere Ambition.

Für Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre braucht es eine Studie, um das Freiburger Spital zu positionieren.Bilder Aldo Ellena

Defizit: Wo sind die 15 Millionen?

Gesundheitsdirektorin Anne-Claude Demierre erklärt, warum das Freiburger Spital für 2012 mit einem Defizit von 15 Millionen Franken rechnet:

«Für das Budget 2012 rechnet das Freiburger Spital mit einer Basispauschale von 10700 Franken. Wir haben uns entschieden, die Beteiligung des Kantons auf diese Basis zu stellen. Dieser Tarif sollte mit den Versicherern verhandelt werden. Wir wussten, dass die Verhandlungen schwierig sein würden, haben aber ein Szenario geprüft, bei dem der Staat einen Teil kompensiert, falls das Freiburger Spital diese 10700 Franken nicht erhält.

An diese Basispauschale bezahlt der Staat 47 Prozent und die Versicherer 53 Prozent. Wenn das Spital nur den provisorischen Tarif von momentan 10150 Franken erhält, fehlen 15 Millionen Franken. Die Verhandlungen laufen zwischen dem Spital und den Versicherern. Das Freiburger Spital hat Vereinbarungen zu 10 150 Franken mit rund 30 Prozent der Versicherer abgeschlossen. Mit Tarif Suisse sind die Verhandlungen nicht zum Abschluss gekommen; Tarif Suisse schlägt weniger vor. Ohne einen vom Staatsrat festgelegten provisorischen Tarif hat das Spital einen Liquiditätsengpass. Gegen einen definitiven Wert können die Leistungserbringer Rekurs machen. Die Verhandlungen sind noch lange nicht beendet. Das Spital hat keine Defizitgarantie mehr. Es müsste bei einer Bank Geld aufnehmen – unvorstellbar.»uh/cn

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