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Keine Angst hoch auf den Dächern

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Angefangen hat alles 2011, als bei meinen Eltern auf dem Bauernhof das Dach gemacht wurde», sagt die angehende Dachdeckerin Jasmin Tüscher über ihre Berufswahl. Da die Arbeiten während ihrer Sportferien stattfanden, habe sie auch mitgeholfen. «Der Chef des Teams fragte mich, ob dieser Beruf nicht etwas für mich wäre», sagt die 19-Jährige aus Golaten. «Nein, ich doch nicht, ich habe sicher Höhenangst», sei ihre erste Reaktion gewesen. Sie überlegte es sich jedoch und ging schnuppern. «Es gefiel mir sehr gut und ich stellte fest, dass ich schwindelfrei bin», sagt sie. «Sogar eine Lehrstelle wurde mir versprochen.» Es konnte also für sie beruflich hoch hinausgehen. Die Freude währte jedoch nicht lange: Der zukünftige Chef war doch nicht überzeugt von der Idee einer Frau auf der Baustelle und sagte wieder ab. «Er meinte, Frauen würden später eine Familie haben und dann nicht mehr auf dem Beruf arbeiten wollen.» Sie sei traurig und enttäuscht gewesen, sagt Tüscher, die heute im dritten Lehrjahr ist. Die Absage habe sie im ersten Moment etwas abgeschreckt. Für die junge Frau war aber immer klar: «Im Büro sitzen könnte ich nicht: Ich bin auf einem Bauernhof aufgewachsen und war von klein auf viel draussen.» Sie habe immer gewusst, dass sie einen handwerklichen Beruf ergreifen wolle. Favoriten waren zuerst Maler oder Velomechaniker. «Beim Schnuppern stellte ich jedoch fest: All die kleinen Schräubchen, das wäre mir zu fein.»

Schlussendlich entwickelte sich doch noch alles zum Guten für Jasmin Tüscher: Es klappte mit einem anderen Lehrmeister. «Er war auch nicht vollkommen überzeugt, da meine Vorgängerin trotz abgeschlossener Lehre unsicher war, ob sie im Beruf bleiben wollte.» Trotzdem gab er Tüscher die Chance. Und sie fügt an: «Der Stift, der die zuerst mir versprochene Lehrstelle bekam, hat übrigens die Lehre mittlerweile abgebrochen.»

Mit «Papagei» und Flex

Auf die Frage, wie es als einzige Frau in einem Männerteam sei, sagt die 19-Jährige: «Es ist lustig», und lacht. Am Anfang sei es für einige schon ein Schock gewesen. «Die, die mich kannten, nahmen mich allerdings so, wie ich bin», sagt sie. Für einige würden jedoch immer noch traditionelle Rollenbilder gelten. «Ein Kollege lässt es sich nicht nehmen, Schweres für mich zu tragen, das sei keine Frauenarbeit», erzählt sie. «Und besonders ältere Bauherren hätten manchmal Mühe.» Die meisten würden jedoch kein Problem mit einer Frau auf der Baustelle haben.

Gerade haben Jasmin Tüscher und ihr Team eine neue Scheune bei einem Bauernhaus in Mörigen am Bielersee überdacht. «Das sind sogenannte Sandwichplatten», erklärt Tüscher fachkundig, «sie sind leichter als Wellplatten.» Immer auf einer anderen Baustelle zu arbeiten sei interessant. «Es ist nie das Gleiche, man weiss nie, was auf einen zukommt.»

Am meisten brauche sie den Akkuschrauber, den Hammer, oder manchmal die Flex, sagt sie über ihr Werkzeug. «Einige Werkzeuge haben auch einen lustigen Namen, etwa der Papagei.» Dies sei eine Eternit-Handschere. Bei den Arbeiten komme immer wieder Eternit hervor. Das mit Asbest belastete Material wurde früher oft verbaut. «Wir sind durch Masken und Schutzanzüge geschützt, doch beim Ausziehen der Maske atmet man automatisch jedes Mal etwas vom krebserregenden Stoff ein», meint sie nachdenklich.

Tote Katzen, alte Schuhe

Die Überdachung von Neubauten sei eher selten, so Tüscher. Meistens seien Sanierungen an der Tagesordnung. Dabei sind hie und da starke Nerven gefragt: «Man weiss nie, auf was man stösst: Ich habe schon tote Ratten oder von Mardern ausgetrunkene Eier mit Maden drin gefunden.» Kollegen hätten schon halbe Katzenkadaver entdeckt, die von Mardern verschleppt worden seien. «Zuerst ‹lüpfts› einen schon», meint sie über die gruseligen Funde. Am häufigsten seien jedoch alte Zeitungen–das einstige Isolationsmaterial. «Die älteste war von 1954», so Tüscher. Auch kuriose Funde habe es schon gegeben: etwa alte Schuhe.

 «Es geht in die Beine»

Wer hoch oben in den Lüften arbeitet, muss auch wind- und wetterfest sein. «Man wird mit der Zeit abgehärtet», sagt sie. Bei heftigem Regen könne dagegen nicht gearbeitet werden: Der Ausfall sei durch die Versicherung gedeckt. In der Höhe zu arbeiten, macht Tüscher nichts aus. Anstrengend seien vor allem steile Dächer. «Wenn der Winkel des Dachs über 45 Grad beträgt, geht das ganz schön in die Beine.»

Bald hat die Dachdeckerin die Lehre abgeschlossen. Und sie hat schon neue Pläne: «Eventuell möchte ich danach Gruppenleiterin werden oder den Polier anhängen.»

«Im Büro sitzen könnte ich nicht. Ich war von klein auf viel draussen.»

Jasmin Tüscher

Dachdeckerin im dritten Lehrjahr

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