Keine «moralische Anstalt» mehr
Der neue Freiburger Volkskalender ist erschienen
Der Freiburger Volkskalender 2007 wartet mit Traditionellem, aber auch mit viel Neuem auf. Vor allem will er weg von katholisch geprägten Moralbelehrungen und sich ökumenischer ausrichten.
Autor: Von PATRICK HIRSCHI
Bereits zum 98. Mal erscheint in diesen Tagen der Freiburger Volkskalender. Seit mehr als einem Vierteljahrhundert ist der Düdinger Moritz Boschung verantwortlicher Redaktor. «Viel Neues aus vielen Interessengebieten», so umschrieb Boschung den Inhalt der 21 Beiträge anlässlich der Vernissage des Kalenders am Mittwoch in Muntelier.Weiter betonte Boschung, dass sich der Kalender nach und nach von einer katholisch geprägten «moralischen Anstalt» zu einem ökumenisch ausgerichteten Werk gewandelt habe. Das sei wichtig, um als Kalender für den gesamten Deutschfreiburger Raum wahrgenommen zu werden.
Pfahlbauerdorf Muntelier
Entsprechend berücksichtigt Moritz Boschung seit geraumer Zeit, dass sich die Beiträge nicht nur auf den Sensebezirk beschränken, sondern auch aus dem Seebezirk stammen. Gleich zwei Autoren waren in Muntelier vor Ort, um von ihren Beiträgen zu erzählen, die von eben diesem Seebezirk handeln.Da war zum einen Kantonsarchäologe Claus Wolf. In seinem Artikel berichtet er von den alten Pfahlbauersiedlungen in Muntelier. «Muntelier ist einer der bedeutendsten historischen Orte im Kanton», sagte Wolf. Die weit verbreitete Meinung, wonach Muntelier mit seinen knapp 6000 Jahren das älteste Dorf der Schweiz sei, musste er allerdings widerlegen. Es habe andernorts in der Schweiz Siedlungen gegeben, die nachweislich rund 400 Jahre älter seien als Muntlier, so Wolf.Nicht ganz so weit zurück ging FN-Korrespondent Ueli Gutknecht, der Auszüge aus seinem Beitrag vorlas. Er erzählte von seiner Wohngemeinde Ried, die seit Menschengedenken zwei verschiedenen Kirchgemeinden zugeteilt ist – nämlich Murten und Ferenbalm. Als ob dieser Umstand nicht schon kurios genug wäre, verläuft die Kirchgemeindegrenze im Dorfzentrum auch noch mitten durch ein Haus und trennt den Wohnteil vom Stall.Die Ungleichheiten der beiden Kirchgemeinden bekamen nicht nur die Steuerzahler mit, welche auf der Murtner Seite erheblich stärker zur Kasse gebeten wurden. Nein, auch die angehenden Konfirmanden bekamen die Grenze zu spüren. Die «Ferenbalmer» mussten nämlich doppelt so häufig den Gottesdienst besuchen wie die «Murtner».
Junges Radio feiert Jubiläum
Ebenfalls vor Ort durfte sich Radio Kaiseregg vorstellen, das dieses Jahr sein fünfjähriges Bestehen feiert. Nach sporadischen Übertragungen zu Beginn sendet Radio Kaiseregg über Kabel und Internet inzwischen rund um die Uhr. Gemäss Programmleiter Alex Baumeler strebt man als nächstes Ziel eine ganzjährige UKW-Konzession an.Wie immer wird der Kalender ergänzt durch den Chronikteil, Nachrufe auf die Verstorbenen, Kalendarium und so weiter. Er ist in Buchhandlungen, Papeterien, Kiosken, vielen Tankstellenshops, Raiffeisenbanken, Coop-, Landi-, Primo- und Dorfläden erhältlich.