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Der schönste Ort der Welt

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Karin liest leidenschaftlich. Sandra, Marianne und Renate lesen genauso begeistert. Und sie lesen nicht nur. Sie lesen auch vor. Für Kinder. Erwachsene können sich abends sogar bei ihnen einschliessen lassen, um in den Regalen zu schmökern. Und zu essen gibt es dann auch etwas. Dazu einen Schluck Wein. Aber hauptsächlich gibt es Bücher. Eine ganze Buchhandlung voll. Und um diese geht es in dieser Kolumne: Um die Buchhandlung in der Altstadt von Murten, wenn man vom Berntor her kommt rechts. Etwa auf halber Höhe der Hauptgasse. Schon von draussen sieht man rein: Bücher, Holz und Menschen. Drinnen kennen sich alle beim Namen, entweder schon lange oder dann bald. Es ist der schönste Ort in einer schönen Stadt.

Die Altstadtbuchhandlung ist schmal, klein und heimelig. Tagsüber herrscht Betrieb. Tische, Gestelle und Stühle voller Bücher stehen nahe beieinander, es ist eng. Aber das macht nichts. Was lesenswert ist, ist auch lebenswert. Und so wird geblättert und gestöbert, nachgeschlagen und gekauft. Aber niemand wühlt, keiner drängt und nirgends steht, berühren sei verboten. Im Gegenteil, es ist erwünscht. Erstaunlich ist, dass jedes Buch zu haben ist. Egal was – sogar Vergriffenes. Spätestens morgen ist es da. Und manchmal will man ja einfach nur ein neues Buch kaufen, weiss aber nicht, was für eines. Da gibt es zwei Möglichkeiten: Entweder kämpft man sich durch die Bestseller-Türme der Buchtempel in den Metropolen. Oder man fragt Karin, Sandra, Marianne oder Renate. Die kennen einen, wissen was man so liest und sehen einem an, was man braucht. Da werden einem keine Bücher angedreht, die dann auf ewig wie angebissene Äpfel ungelesen herumliegen. Hier zählen Kunden, so wie sie sind. So geht Buchhandel, den es trotz Amazon auch morgen noch braucht.

 

Lesen ist Jogging für den Kopf. Und so habe ich mir kürzlich Churchills «Der Zweite Weltkrieg» besorgt. Manchmal ist es gut, sich vor all den Serien und Filmen ins Original zu flüchten. Das erste Kapitel heisst «Die Torheiten der Sieger». Es beginnt 1919 beim Friedensvertrag von Versailles. Churchill beschreibt, wie gesinnungsreich die Absicht der geschundenen Mächte war – aber auch fatal das Resultat: Auf die Unterjochung der Deutschen folgte deren Zorn, auf den Zorn die Propaganda, auf die Propaganda die Diktatur und auf die Diktatur der Krieg. Immer noch ausgeblutet vom Ersten Weltkrieg sahen England und Frankreich zu, wie Hitler vor aller Augen sein Reich ausdehnte und zur Vernichtung ausholte, und zwar lange bevor Nazi-Deutschland seine ungeheuerliche Kriegsmaschinerie fertig hochgezogen hatte. Die für die Aufrüstung nötigen Angriffspausen wurden von den Alliierten zunächst nicht als wachsende Gefahr, sondern als Zeichen der Entspannung taxiert. Interessen in Abessinien (Italien), Indien (England) und Japan (Amerika) lenkten ab. Die in und unter sich uneinigen Grossmächte klammerten sich an das Prinzip Hoffnung und sahen bis tief in die dreissiger Jahre den Frieden im Zenit. Doch das Grauen war nicht etwa abgewendet, es stand bevor. Einsame Rufer gingen unter. Hitler brach Vertrag um Vertrag, aber nichts geschah. Bis es zu spät war, um «mit einem kleinen Krieg einen grossen Krieg zu verhindern». Die Einsicht kam zu spät. Deshalb spricht Churchill vom «unnötigen Krieg».

 

Was hat das alles mit «meiner» Altstadtbuchhandlung zu tun? Viel, denn dort ist ein Gespräch überhaupt erst auf Churchill gekommen. Und auf Bücher, die zeitlos sind. Wie dieses eben. Natürlich kann man nie telquel Parallelen von früher zu heute ziehen. Geschichtsbände sind keine Rezeptsammlungen. Aber wenn es wieder Anzeichen für mehr Diktaturen gibt, für mehr innere Gewalt, Konflikte und Kriege, dann kann man durchaus aus der Geschichte lernen. Churchill hat mich jedenfalls mehr und tiefer über das Erkennen und Verkennen grosser Bewegungen nachdenken lassen, als wenn ich im Neonlicht einer grossen Buchkette einfach den neuesten Thriller von Dan Brown oder Stephen King vom Stapel genommen hätte. Beide mögen es mir verzeihen. Und beide sollen ihren Platz auf den Bestseller-Listen behalten. Und es muss ja auch nicht immer Churchill, Kehlmann oder Marquez sein. Lesen soll auch Vergnügen bereiten, spannend sein oder die Welt vergessen lassen. So hat mir Karin (oder war es Renate?) «Der schönste Ort der Welt» empfohlen. Ein kleines Büchlein voller Kurzgeschichten, eines zum Zurücklehnen. Es handelt von Menschen in Buchhandlungen und hat der heutigen Kolumne ihren Titel gegeben. So ist das. Und wenn Sie einmal nach Murten kommen, dann halten Sie ein auf halber Höhe der Hauptgasse, rechterhand vom Berntor aus. Denn dort ist er, der schönste Ort dieser schönen Stadt. Wenn nicht gar der Welt.

Daniel Eckmann ist Jurist, Partner im Beratungsunternehmen Klaus-Metzler-Eckmann-Spillmann und Lehrbeauftragter an der Universität Bern. Zuvor war er Stellvertretender Generaldirektor der SRG SSR und zwölf Jahre Delegierter für Kommunikation von Bundesrat und Bundespräsident Kaspar Villiger. Daniel Eckmann war als Torhüter 95-facher Handball-Internationaler und ist Mitglied der Swiss Olympic Academy. Er wohnt und arbeitet in Murten.

Kolumne

«Was lesenswert ist, ist auch lebenswert.»

«So geht Buchhandel, den es trotz Amazon auch morgen noch braucht.»

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