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Die Sprache im Wandel der Zeit

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«Chunsch hüt abig au a d’geburiparty vom david? Ha z’gfühl s’wird voll fresh.» So oder ähnlich sieht eine der vielen Whats­app-Nachrichten aus, die Jugendliche täglich verschicken. Für ältere Generationen sind sie kaum lesbar, für Deutschlehrerinnen und -lehrer ein harter Schlag. Wo bleibt die Grossschreibung, wo die Kommata? Auf den sozialen Medien werden die Rechtschreibregeln – zusammen mit dem Standarddeutschen – sorglos über Bord geworfen.

Werden Jugendliche etwa bald nicht mehr in der Lage sein, einen grammatikalisch korrekten und ästhetisch ansprechenden Text zu verfassen? Wird in Zukunft jeder deutsche Satz ein aus dem Englischen entlehntes Wort beinhalten?

«Kurz und knapp»

Laut Christina Margrit Siever, Linguistin an der Universität Zürich, gibt es heute tatsächlich viele Texte, die «kurz und knapp ausfallen», was den Anschein erwecke, dass «schlechter» geschrieben werde als früher. Dieser Schluss sei jedoch aus mehreren Gründen voreilig. Zunächst sei zu bedenken, dass heute insgesamt mehr geschrieben werde. «Schreiben ist nicht mehr nur eine Tätigkeit, die man für die Schule oder die Arbeit ausübt, sondern auch in der Freizeit.» Das sei durchaus eine positive Entwicklung. Ausserdem könnten die meisten Menschen beurteilen, welche Art des Schreibens der Situation angemessen sei. Kaum jemand komme auf die Idee, eine formelle E-Mail auf Schweizerdeutsch zu schreiben; eine komplexe Syntax in einer SMS wäre jedoch ebenso unangebracht.

Die Möglichkeit, dass aus dem Schweizerdeutschen eine geschriebene «Standardsprache» werden könnte, schliesst Christina Margrit Siever aus. Auf Mundart geschriebene Bücher erfreuen sich nach wie vor nicht einer grossen Publizität, und auf Social Media scheint sich das Schweizerdeutsche ebenso wenig wie in der Literatur durchsetzen zu können. «Wer auf Instagram, Facebook, Twitter und so weiter ein grosses Publikum möchte, tut gut daran, auf Standarddeutsch oder gar Englisch zu posten», sagt Christina Margrit Siever.

Der Gebrauch des Englischen scheint auf sozialen Medien ohnehin schon lange eine Devise zu sein. Wer beschriftet sein Ferienbild denn noch mit «schöner Badetag: viele tolle Tricks mit meinem Surfbrett», wenn «die waves waren so nice, crazy moves gemacht mit meinem board» viel hipper klingt? Laut Siever ist der Gebrauch von englischen Wörtern jedoch weder eine neue noch eine aussergewöhnliche Entwicklung: «Alle Sprachen nehmen Fremdwörter aus anderen Sprachen auf.» Das Englische beeinflusse die deutsche Sprache schon seit Mitte des 17. Jahrhunderts stark.

Dass Jugendliche auf Schweizerdeutsch schreiben und von Zeit zu Zeit ein englisches Wort «droppen» lassen, ist aber kein Grund zu befürchten, die Jugend verlerne die deutsche Sprache. Sondern vielmehr ein Beweis dafür, dass diese, wie alle Sprachen, wandelbar und untrennbar mit den Geschehnissen dieser Welt verknüpft ist.

Meinungen

Schreiblust, Schreibverlust

Die Gesellschaft ist im Wandel und somit auch unser Schreiben. Dieser Meinung ist auch der elfjährige Schüler Edouard Meier aus Freiburg: «Das Schreiben wird schneller, und die Sätze werden kürzer.»

Wenn es um das Schreiben geht, sind sich Jung und Alt einig: Das korrekte Schreiben gehe zusehends verloren. Alles muss praktisch und schnell sein. Die pensionierte Zürcherin Ursula Beer sagt, dass sich nur noch wenige die Zeit nehmen, Briefe zu schreiben, obwohl dies viel persönlicher sei. «Das Schreiben ist stichwortartig geworden, somit verlieren die Menschen ihre Fähigkeit, schreiben zu können.» Im schnellen Schreiben, das vor allem der Kommunikation dient, haben Grossschreibung, Punkt und Komma kaum noch Platz. Die Autokorrektur ersetzt das Nachdenken über Rechtschreibung und manchmal hat die Autokorrektur sogar das Gefühl, dass sie besser wisse, was wir schreiben sollten.

Auch das Sprechen wird nunmehr als Kommunikationsmittel verwendet. «Manchmal ist es schwierig, etwas schriftlich zu übermitteln, dann spreche ich lieber», erklärt Edouard Meier das Phänomen der Sprachnachricht. Auch Videos scheinen immer mehr das Schreiben zu ersetzen; und Emotionen müssen nicht mehr aufwendig beschrieben werden, es reicht die Wahl eines gelben Gesichtes.

Kommunikation wird demnach zusehends losgelöst vom Schreibakt. Doch muss dieser nicht nur als ein Mittel zur Kommunikation verstanden werden, findet die Freiburger Studentin Mia Cunningham. Sie schreibe unter anderem aus therapeutischen Gründen. Es helfe ihr, Erlebnisse zu verarbeiten. «Das Schreiben ist für mich eine Form von Meditation. Es erlaubt mir, über das Leben zu reflektieren. Weil alles so schnell ist, habe ich kaum Zeit wertzuschätzen, was mir widerfährt.»

Obwohl nicht wenige damit einverstanden sind, dass das Schreiben mehr gefördert werden sollte, finden auch sie immer weniger Zeit, zur Feder (oder zur Tastatur) zu greifen. Vielleicht ist es nicht nur beim Schreiben so, sondern ein übergreifendes Phänomen, dass die Zeit für ein kurzes Innehalten und Zurückblicken fehlt. Auf der Suche nach der verlorenen Zeit.

Renée Lou Jungo

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