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Eine pathologische Mutter-Tochter-Beziehung

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Ehre deine Mutter, verachte aber deinen Vater! Das trichtert Rose ihrer Tochter seit vielen Jahren ein, seit ihr Mann die Familie abrupt verlassen hat. Mit dieser Lebensphilosophie bindet sie ihre Tochter bis ins Erwachsenenalter wie eine Sklavin an sich. Seit ebenso vielen Jahren leidet sie an den diffusesten Krankheiten und unerklärlichen Lähmungserscheinungen. Nach endlosen Arztbesuchen ohne nennenswerte Besserung der Lebensqualität setzt sie ihre letzte Hoffnung auf die unorthodoxe Behandlung in einer Klinik in Andalusien.

Druck öffnet Schleusen

Sofia ist in ihrem Berufsleben eine erfahrene Anthropologin mit präzisen analytischen Fähigkeiten. Nur bei sich selbst versagte sie bis anhin kläglich. Der Druck, den Rose tagtäglich auf die Tochter ausübt, erzeugt in lockerer spanischer Umgebung Gegendruck. Zudem öffnen die ungewöhnlichen Untersuchungsmethoden in der Klinik Sofia die Augen für die Möglichkeit, dass ihre Mutter erfolgreich simuliert, und durchleuchten gleichzeitig ihre eigene unhaltbare Situation. Die pathologische Beziehung zu ihrer Mutter löst sich Stück um Stück drastisch auf. Mit wachen Sinnen saugt sie alles auf, was um sie herum geschieht und passt sich immer mehr den sich verändernden Gegebenheiten an.

Ein surrealistisches Drehbuch

Die Protagonistin Sofia wird sich auf ganz besondere Weise aus der Verpuppung befreien. Sie macht sich die «Abnabelung» nicht leicht, wird aber täglich kühner und mutiger in ihren Schritten weg von Gewohntem und dem unterdrückenden Gehabe ihrer Mutter. Die anderen Personen in der bizarren Geschichte mit kafkaesk anmutenden Begebenheiten spielen dabei ebenfalls eine wichtige Rolle, denn erst der Umgang mit Fremdem, Andersartigem hilft ihr in ihrer Entwicklung hin zur endgültigen Befreiung. Man spürt in jeder aufwühlenden Szene, dass die Autorin anfänglich Theaterstücke und Beiträge für Radio und Fernsehen schrieb, und fühlt sich beim Lesen wie in einem spannenden Film, den man stundenlang geniessen möchte. Deborah Levy erzählt in einer geschliffenen, mitreissenden Sprache, flüssig und mit hohem Unterhaltungswert. Die ausgezeichnete Übersetzungsarbeit von Barbara Schaden wird dieser aussergewöhnlichen Erzählweise überaus gerecht. Mit «Heisse Milch» schaffte es die Autorin auf die Shortlist des Man Booker Prize.

Deborah Levy: «Heisse Milch». Aus dem Englischen übersetzt von Barbara Schaden. Roman. 287 S. Kiepenheuer & Witsch, 2018.

Giovanna Riolo ist freie Rezensentin.

«Die Protagonistin Sofia wird sich auf ganz besondere Weise aus der Verpuppung befreien.»

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