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Hoch zu Ross ins Bundeshaus

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Bald sind Wahlen. Man merkt es schon. Fast viertausend Frauen und Männer wollen einen Sitz im National- oder im Ständerat. Wer vorne sein will, muss sich bemerkbar machen. Das Zauberwort heisst Medienpräsenz. Egal, ob Klima, Rahmenvertrag, AHV, Kampfjet oder Papizeit: Sobald ein Mikrofon in der Nähe ist, sind alle Experten für alles. Kaum macht etwas Schlagzeilen, geht die parteipolitische Dreifelderwirtschaft los: zuerst Empörung, dann Suche nach Sündenböcken, und sobald sich die Aufregung legt, wechselt man Thema und stürzt sich auf den nächsten Hype. Oder wie Nietzsche sagte: «Alles gackert, aber niemand will Eier legen.» Hauptsache ist, dass man vorwurfsvoll auf etwas Negatives zeigen kann. Wer dem so zuhört, wundert sich, dass die Schweiz überhaupt noch lebt. Zu den Lieblingsspielen von Politikern gehören Versprechen, die mit Geld bezahlt werden, das anderen gehört. Da ist nichts dreist genug. Nur etwas geht in Wahljahren gar nicht: unpopuläre Lösungen. Sogar wenn sie bitter nötig sind. Lieber hält man das Problem warm und hantiert mit Vorwürfen. Entsetzt zu sein, ist die halbe Miete. Die andere Hälfte besteht darin, den Topf am Kochen zu halten. Denn je länger man ein Malaise vorführen kann, desto mehr gibt es her.

Ganz besonders wichtig im Wahlkampf ist der Bürgerkontakt. Man muss «zu den Leuten» gehen. Und diese sind «an der Basis». Also anderswo. Das sagt schon alles. Denn wer so denkt, fühlt sich etwas Höherem zugehörig. Dieser Hang ist mit dem Lipizzaner-Effekt erklärbar. Lipizzaner, das sind die berühmten Edelpferde der spanischen Hofreitschule: schneeweiss und wie von einer anderen Welt. Ihre Kunst verzückt das Publikum. Es ist die ganz grosse Schau der Pirouet­ten und Piaffen, des Pas de deux und der Galoppwechsel, der Levaden und der Kapriolen.

Lipizzaner werden grauschwarz geboren. Zunächst ragt noch keiner heraus. Alle balgen sich mit den anderen Fohlen unter seinesgleichen auf ländlichen Wiesen. Einige bleiben dunkel, andere werden mit der Zeit heller oder sogar weiss. Einfach so, das liegt in der Natur der Lipizzaner. Und eines Tages werden ein paar von ihnen für die Hofburg ausgewählt. Wie Würfel halt so fallen. Und schon tollen sie nicht mehr mit ihresgleichen auf den Matten herum, sondern heben an zum Spanischen Tanz. Der Sattel ist jetzt aus weissem Leder, das Zaumzeug aus Gold. Man liegt ihnen zu Hufen und haucht ehrfürchtig «Ah!» und «Oh!». Bei Lichte betrachtet sind sie zwar immer noch Rösser. Aber das haben sie längst vergessen.

Politikern geht es gleich. Zunächst sind sie normale Menschen. Doch dann schlägt ihre Stunde, und sie werden an die Hofreitschule am Bundesplatz gewählt. Dort trimmt man sie auf Pirouetten und Piaffen. Sie tanzen Reigen und wissen bald nicht mehr, wie man aufrecht vorwärtsgeht. Wer erst einmal von der eigenen Erscheinung beeindruckt ist, tut sich schwer daran, die gewöhnliche Alltagswelt noch einzublenden. Das Drum und Dran lässt sie glauben, dass sie etwas Besonderes seien. Die Weiden sind jetzt weit weg. Die Auserwählten haben sich an das Zaumzeug aus Gold gewöhnt. Man hat sie gelehrt, dem Pu­blikum zu gefallen. Das können sie. Was sie hingegen verlernt haben, ist ein simpler Schritt zurück, um die Dinge aus etwas mehr Distanz zu sehen. Sie verlieren das Lächeln, versprechen das Blaue vom Himmel, verantworten wenig, verteilen viel, finden das toll und hängen so sehr am Amt, dass sie meinen, ohne es nichts mehr zu sein. Das Seltsamste daran ist, dass Tausende so werden wollen.

Bald sind Wahlen. Man wird uns von den Plakatwänden herab Piaffen und Galoppwechsel preisen. Wer kandidiert, sieht sich schon auf weissen Sätteln. Da ist rasch vergessen, auf was man im Parlament eigentlich wirklich sitzt: auf einem von zweihundertsechundvierzig Stühlen. Wie viel man sich auch darauf einbilden mag, ein Zweihundertsechsundvierzigstel ist nicht so viel. Und Pirouetten sind auch nicht das, was das Land im Innersten zusammenhält. Vielmehr sollte Politik Charaktersache sein, nicht Flunkerei. Es geht um die nächste Generation, nicht um die nächste Schlagzeile – um das Wohl, nicht um die Wahl. Lipizzaner in Ehren, aber in struben Zeiten sind mir Ackergäule lieber: Kaltblüter, die den Pflug auch dann durch Wind und Wetter ziehen, wenn gerade kein Kamerateam in Sicht ist.

Daniel Eckmann ist Jurist, Partner im Beratungsunternehmen Klaus-Metzler-Eckmann-Spillmann und Lehrbeauftragter an der Universität Bern. Zuvor war er Stellvertretender Generaldirektor der SRG SSR und zwölf Jahre Delegierter für Kommunikation von Bundesrat und Bundespräsident Kaspar Villiger. Daniel Eckmann war als Torhüter 95-facher Handball-Internationaler. Er wohnt und arbeitet in Murten.

 

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