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Khayelitsha und ihre Kinder

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Ein Viertel der Bevölkerung Südafrikas lebt in slumähnlichen Wohnsiedlungen, die während der Apartheid entstanden sind. Das Leben in den Townships ist hart und geprägt von Armut und Kriminalität. Doch es gibt Orte, die Hoffnung wecken: Das Kinderheim Baphumelele in der Nähe Kapstadts bietet Kindern und Jugendlichen in Not ein vorübergehendes Zuhause.

Kapstadt gilt als einer der sehenswertesten Orte der Welt und wer im Flugzeug einen Fensterplatz hat und kurz vor der Landung die zwischen dem Tafelberg und dem Atlantik liegende Stadt erblickt, wird ohne Zögern zustimmen. Wem es aber gelingt, den Blick von Berg und Brandung abzuwenden, entdeckt eine ganz andere Seite der Metropole: die Townships, eine endlos erscheinende Ansammlung von kleinen Häusern aus Wellblech, Holzbrettern, Karton und Plastikblachen. Diese sogenannten Shacks, die engen Gassen, alten Elektrizitätsmasten, ToiToi-WCs und die vereinzelten Ziegen und streunenden Hunde zeugen davon, dass hier Armut und Elend herrschen.

Die jede grössere südafrikanische Stadt umgebenden Townships gehören zu den Erbschaften der Apartheid (siehe Kasten). Khayelitsha, die erst 1985 in der Nähe Kapstadts entstand, ist mittlerweile mit 1,5 Millionen Einwohnern die zweitgrösste Township des Landes. Auch aufgrund des raschen Wachstums Khayelitshas reichen Ressourcen wie Land, Elektrizität, Wasser und sanitäre Anlagen längst nicht für alle. So sind denn auch viele in einer Spirale aus Armut, Arbeitslosigkeit, Gewalt, Alkohol- und Drogenkonsum und Krankheit gefangen. 14 000 Kinder haben ihre Eltern in der seit Jahren wütenden AIDS-Pandemie verloren. Kinder und Jugendliche – und das ist fast die Hälfte der Bevölkerung der Townships – sind dem Elend am schutzlosesten ausgeliefert.

Einzelinitiative als Startpunkt

Es war das Bild solcher Kinder, die in den schmutzigen Strassen nach Essen suchten, das die Primarschullehrerin Rosie Mashale im Jahr 1989 zur Tat schreiten liess. Sie nahm die verwahrlosten Kinder bei sich auf, und als sie nach nur einer Woche 36  Kinder im Haus hatte, beschloss sie, ein Heim zu gründen, das den Namen Baphumelele – isiXhosa (die Sprache der Xhosa) für Fortschritt – tragen sollte. Von den über hundert Kindern und Jugendlichen, die das Heim mittlerweile beherbergt, sind einige Waisen, doch die meisten sind dort, weil ihre Eltern nicht in der Lage sind, für sie zu sorgen. Was die dort angestellte Sozialarbeiterin Nouma Mpalweni im Gespräch mit «Typisch Jung» oft wiederholt: «Eigentlich sind wir kein Kinderheim, sondern Babysitter. Die Kinder sollen so schnell wie möglich in ihre Familien oder in eine Pflegefamilie integriert werden. Bei uns im Heim sollten sie nicht länger als zwei Jahre bleiben müssen.» Während die Kinder in Baphumelele betreut werden, helfen externe Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter den Eltern denn auch dabei, einen Weg aus Geldnot, Schulden und Alkohol- oder Drogenabhängigkeit zu finden. Doch nur selten gelingt es, die Familien innerhalb von zwei Jahren so weit zu bringen, das Kinder und Jugendliche in ihnen sicher und gut betreut aufwachsen können. Mpalweni: «Viele Kinder kommen als Säuglinge nach Baphumelele und sind als Achtzehnjährige noch immer hier. Sie kennen gar nichts anderes.»

Nur nach Hause

Mpalweni hat es auch schon erlebt, dass Kinder aus dem Heim ausbrechen, um zu ihren Familien zurückzukehren. «Auch wenn es dort kein warmes Essen gibt, die Eltern Crystal Meth nehmen oder die Kinder schlagen, wollen diese doch in das vertraute Umfeld zurück.» Erst vor drei Wochen seien zwei achtjährige Knaben ausgebüchst, beginnt Mpal­weni traurig zu erzählen. Mit dem Zug wollten sie nach Hause fahren, doch sie landeten mitten in Kapstadt, wo beide vergewaltigt wurden. Die Polizei brachte die Kinder ins Heim zurück, doch in der Woche darauf waren sie wieder fort und sind seither nicht mehr gesehen worden. Mpalweni wünscht sich sehnlich, dass Baphumelele bald genügend Geld hat, um eine auf die Behandlung von Traumata spezialisierte Psychologin anstellen zu können. Sie ist überzeugt, dass die Kinder ihre belastende Vergangenheit aufarbeiten müssen, um ihr Leben selbstbewusst in die Hand zu nehmen, sich auszubilden und Träume für die Zukunft zu haben.

Solidarität und Verantwortung

Man kann es den Kindern Khayelitshas nur wünschen, dass dies bald geschieht, denn die Townships und das noch immer unter den Folgen der Apartheid leidende Land brauchen Menschen, die Verantwortung für sich und ihre Familien übernehmen, Solidarität üben und so mithelfen, Südafrika zu einem Ort zu machen, an dem alle ein sicheres und lebenswertes Leben führen können.

«Eigentlich sind wir kein Kinderheim, sondern Babysitter. Die Kinder sollen so schnell wie möglich wieder in ihre Familien oder in eine Pflegefamilie integriert werden.»

Nouma Mpalweni

Sozialarbeiterin

Rassentrennung

Die Apartheid – ein folgenschweres System

1948 wurde die Apartheid in Südafrika zur wegweisenden Maxime in Staat, Wirtschaft und Gesellschaft. Das System der Rassentrennung beruhte auf einer Vielzahl diskriminierender Gesetze und brutaler Polizeigewalt und sicherte die Vorherrschaft der weissen Englisch oder Afrikaans sprechenden Minderheit im Land. Die Nicht-Weissen, die mit 41 Millionen die überwiegende Mehrheit darstellten, wurden von der politischen Mitbestimmung ausschlossen, in allen Lebensbereichen systematisch benachteiligt und als billige Arbeitskräfte ausgenützt. Zu ihnen gehörten die sogenannten Bantus – alle, die einer indigenen Bevölkerungsgruppe wie den Xhosas oder Zulus angehörten – und die Coloureds – Nachkommen aus gemischtrassigen Partnerschaften, Asiaten sowie die südafrikanischen Ureinwohner. Die Behörden legten – oftmals aufgrund abwegiger Tests – fest, wer welcher Kategorie angehörte. Der Entscheid bestimmte darüber, wo man lebte, welche Schule man besuchte und wen man heiratete. Wie einschneidend sich die Apartheidsgesetze auf alle Lebensbereiche auswirkten, beschreibt Trevor Noah, Sohn einer Xhosa und eines Schweizers, in seiner Autobiografie «Born a Crime». Anfang der 1990er-Jahre läutete die Freilassung Nelson Mandelas das Ende der Apartheid ein. Das Erbe der Vergangenheit lastet jedoch schwer auf dem Land, und viele Schwarze und Coloureds leiden weiterhin unter wirtschaftlicher und sozialer Ungerechtigkeit, Rassismus und Kriminalität. aw

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