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Literarischer Südstaatenblues

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«Alles was aus dem Süden kommt, wird von Lesern aus dem Norden immer grotesk genannt, es sei denn es ist wirklich grotesk, dann wird es als realistisch bezeichnet». So sagt es eine, die sich auskennt. Flannery O`Connor hat ihr Leben in den Südstaaten der USA verbracht, sie ist auf einer Farm in Savannah, Georgia, aufgewachsen. In ihren Storys beschreibt sie Charaktere, die durchaus groteske Züge aufweisen – Leser aus dem Norden würden sie wohl realistisch nennen. «Keiner Menschenseele kann man noch trauen» ist das traurige Credo so vieler ihrer Protagonisten. Das Leben dieser einfachen Farmersleute oder Kleinstadtbewohner ist geprägt von naiver Religiosität und tiefem Fundamentalismus.

Dramatische Szenen

Gleich in der ersten Geschichte «Ein guter Mensch ist schwer zu finden» will die Grossmutter gar nicht nach Florida. In der Zeitung, die die alte Frau ihrem Sohn unter die Nase hält, steht es doch: Ein Kerl, der sich selber Outlaw nennt, ist aus dem Zuchthaus ausgebrochen und ebenfalls unterwegs nach Florida. Es kommt dann tatsächlich zu einer Begegnung der Familie mit dem Verbrecher und dessen Compagnon.

In «Ein Kreis im Feuer» muss sich eine Farmersfrau mit ihrer Tochter alleine um Hof und Angestellte kümmern. Als drei Jungs über den Weg zur Farm kommen, sieht alles noch harmlos aus, sie wollen angeblich nur schauen, wo ihr inzwischen verstorbener Vater einmal gearbeitet hat. Ihre christlich wohltätige Einstellung hilft Mrs. Cope dann gar nichts, der lange befürchtete Brand geschieht trotzdem.

Richtig dramatisch ist auch die Erzählung «Anständige Leute vom Land», in der sich ein Bibelverkäufer zuerst das Vertrauen der Mutter und bald auch der Tochter erschleicht. Die Tochter, mit einem künstlichen Bein gesegnet, will mit dem jungen Mann türmen; das Unterfangen endet böse.

Die Schreibweise von Flannery O`Connor ist geprägt durch ihren sehr speziellen Humor, bisweilen auch durch beissende Ironie. Gerade weil sie ihre «Pappenheimer» kennt, sind die Erzählungen authentisch. Die Geschichten wirken lange nach und lassen einen nicht so schnell wieder los. In der Erklärung der Übersetzer Anna und Dietrich Leube wird auf das N-Wort hingewiesen und begründet, warum sie «Neger» nicht «politisch korrekt» übersetzt haben. Die Autorin wolle damit auf den alltäglichen Rassismus in den Südstaaten der USA in den Fünfzigerjahren des 20. Jahrhunderts hinweisen.

Geschichten aus längst vergangenen Tagen – aktuell wie schon lange nicht mehr.

Flannery O`Connor: «Keiner Menschenseele kann man noch trauen». Storys. Arche-Verlag 2018, 352 S.

Silvia Häcki-Eggimann ist Erwachsenenbildnerin.

Zur Person

Jung verstorbene US-Autorin

Mary Flannery O’Connor wird 1925 als Einzelkind in Savannah, Georgia geboren. Die Autorin erlangt schon als Fünfjährige einige Berühmtheit, als es ihr gelingt, einem Huhn das Rückwärtsgehen beizubringen. Nachdem bei ihr mit 26 eine Autoimmunkrankheit diagnostiziert wird, lebt sie bis zu ihrem Tode auf der Farm ihrer Vorfahren. Sie stirbt 1964. Schon in jungen Jahren erfährt ihr Werk grosse Beachtung. Die Autorin verfasst zwei Romane und 31 Kurzgeschichten. Flannery O`Connor ist eine der wenigen Persönlichkeiten, deren Konterfei eine Briefmarke der USA prägte.

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