Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

«No Sports!»

Share on facebook
Share on twitter
Share on linkedin
Share on print

Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Wenn Sport – wie gerne behauptet wird – die wichtigste Nebensache der Welt ist, dann gehört das, was rund um den Sport herum geschieht, von allen Nebensächlichkeiten der Welt zu den überflüssigsten und deprimierendsten. Beginnen wir beim Harmlosesten, dem Sportinterview. Dieses läuft in aller Regel nach folgendem Muster ab: Sportjournalist: «Sie liegen in der Halbzeit mit zwei Toren im Rückstand. Werden Sie in der zweiten Halbzeit entschlossener angreifen?» Spitzenfussballer: «Ja, wir werden alles daran setzen, das Spiel noch zu drehen.» Erstaunlich, erstaunlich! Wenn es noch irgendetwas gibt, das den Denkhorizont von Hooligans erweitern könnte, Sportinterviews gehören definitiv nicht dazu.

 

Ernster wird die Sache, wenn sich Sportreporter in philosophische Höhen versteigen. Das ergibt dann Schlagzeilen von der Art: «Freiburg-Gottéron zeigt Moral!» – Hallo! Nur weil die Gottéron-Spieler das machen, wofür sie fürstlich bezahlt werden, nämlich um den Sieg zu kämpfen, zeigen sie Moral! Für einen solchen Tritt ins stilistisch-moralische Feingefühl des Lesers müsste es mindestens eine Gelbe Karte geben. Gemäss Wikipedia ist Moral ein «aus kultureller und religiöser Erfahrung gebildetes Wertesystem, das in einer Gesellschaft als Verhaltensmassstab betrachtet wird.» Was sich heutzutage im Sport als Verhaltensmassstab durchgesetzt hat, liest sich eher wie eine Bestandesaufnahme menschlicher Abgründe: Gewalt gegen Menschen und Sachen, Korruption, Geldgier, Dopingskandale, Rassismus, Transferexzesse Pfeifkonzerte gegen die eigenen Spieler, Steuersparspielchen … (Aufzählung unvollständig). Das hat mit Moral etwa so viel zu tun wie Papst Franziskus mit dem Schwarzen Block des FCZ.

Warum öden uns solche Dinge nur vorübergehend an? Wo bleibt die Revolution? Warum haben wir es zugelassen, dass uns der Sport, diese im Grunde fantastische Erfindung, mehr und mehr weggenommen wurde? Vermutlich weil wir unverbesserliche Genussmenschen sind. Weil wir, um in den Genuss eines Fussball- oder Eishockeyspiels zu kommen, bereit sind, alles zu verdrängen, was uns den Appetit darauf verderben könnte. Dieses Stummschalten gilt übrigens nicht nur für das moralische, sondern auch für das ästhetische Empfinden. Man denke nur an all die Sportgrössen, die herumlaufen, als wären sie versehentlich in eine Tapetendruckmaschine geraten.

Der Sport kann nun einmal nicht besser sein als die Welt, in der er stattfindet, höre ich meine Kritiker raunen. In seinen Ursprüngen begnügte sich der Sport aber keineswegs damit, einfach nur die beklagenswerte Realität abzubilden. Während die olympische Fackel brannte, mussten im alten Griechenland alle Waffen schweigen. Heute braucht es an den Eingängen von Sportstadien Leibesvisitationen, damit keine Waffen hineingeschmuggelt werden, schliesslich betritt man eine Hochrisikozone.

Als Winston Churchill gefragt wurde, wie er trotz ausgiebigen Zigarren- und Whisky-Konsums so alt werden konnte, soll er mit den legendären zwei Worten «No sports!» geantwortet haben. Dabei hat er wohl nur an den Aktivsport gedacht. Heute würde er diese zwei Wörter vermutlich in einem umfassenderen Sinne meinen.

Hubert Schaller ist unter anderem Autor der Gedichtbände «Trommelfellschläge» (1986), «Drùm» (2005) und «Federleicht» (2016). Bis zu seiner Pensionierung 2017 unterrichtete er Deutsch und Philosophie am Kollegium St. Michael. Als FN-Gastkolumnist schreibt er regelmässig über selbst gewählte Themen.

Gastkolumne

Meistgelesen

Mehr zum Thema