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Schule zwischen Anspruch und Wirklichkeit

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Wir befinden uns zwar noch in der langen Sommerpause, trotzdem bereiten sich im ganzen Kanton Schülerinnen und Schüler, Lehrpersonen und Schulleitungen auf das kommende Schuljahr vor. Eine gute Gelegenheit also, um über den heutigen Schulbetrieb etwas nachzudenken. Oder sollte ich eher «über die Schule wie vor 50 Jahren» schreiben? Einer Schule, die davon ausgeht, dass der Unterricht jeden Tag zu einer anderen Zeit beginnen kann? Einer Schule mit einer Mittagspause, damit die Kinder nach Hause gehen können, wo ihnen die Mutter bereits das Mittagessen zubereitet hat? Einer Schule, die die Kinder wahlweise um 15  Uhr oder um 17.30  Uhr nach Hause zu den Hausaufgaben entlässt? Oder einer Schule, deren Ferienplan durch religiöse Feiertage diktiert wird?

 

In den letzten Jahren drehte sich die öffentliche Debatte vor allem um Lerninhalte, Stichwort Lehrplan  21. Zuvor hatte die Erziehungsdirektorenkonferenz versucht, mit Harmos eine gewisse Koordination der Lernziele und Struktur der obligatorischen Schulbildung zu erreichen. Diskutiert werden auch die Lehrmittel, die – obgleich sich der Lehrstoff inhaltlich kaum derart revolutionär verändert – alle paar Jahre ausgewechselt werden müssen. Über all diese Themen lässt sich in der Politik trefflich streiten. Jeder und jede haben hierzu eine Meinung, es gibt kein richtig oder falsch.

Nur: Das ständige Herumdoktern an Lerninhalten und überkantonalen Harmonisierungen bewirkt in der gelebten Praxis letztlich wenig. Was hingegen helfen würde, sind Schulunterricht nach pädagogischen Erkenntnissen, motivierte Lehrkräfte und eine kinderorientierte und familiengerechte Organisation der öffentlichen Schule.

Pädagogische Erkenntnisse sind zum Beispiel, dass Kinder und Jugendliche vor 9  Uhr morgens kaum aufnahmefähig sind. Oder, dass regelmässige Tagesrhythmen und gleichmässig verteilte Ferienzeiten – zum Beispiel ohne überlange Sommerferien – kindergerechter wären. Trotz aller Ankündigungen unter Harmos sieht man als Eltern davon nichts. Dass die Schule diesen Erkenntnissen nicht nachlebt, lässt sich nicht rechtfertigen.

Alle sagen, der Lehrberuf sei anspruchsvoller geworden. Nur scheint es, dass diesem Wandel in der Wirklichkeit kaum Rechnung getragen wird. Der Lehrer, die Lehrerin ist nicht mehr die gesellschaftlich institutionalisierte Respektsperson wie früher. Wie alle Fachleute muss sich die Lehrkraft ihre Autorität erarbeiten. Trotzdem werden moderne Instrumente der Mitarbeiterführung und -entwicklung gerade von den Lehrpersonen selbst abgelehnt. Damit aber werden sie in ihrem herausfordernden Beruf alleine gelassen, anstatt dass sie in ihrer persönlichen Entwicklung gefordert und gefördert würden. Hätte stete Weiterentwicklung der pädagogischen Kompetenz Einfluss auf Lohn und Karriere, so würden wertvolle Anreize zur Aufwertung des Lehrberufes gesetzt. Hierfür bräuchte es letztlich auch eine Stärkung von Kompetenz und Verantwortung der Schulleitungen.

Eine interessierende Unterrichtsgestaltung und eine kreative Wissensvermittlung kämen allen Schülerinnen und Schülern zugute, gerade auch den schwächeren. Allenfalls bedingte dies eine Abkehr vom System der Klassenlehrperson auf der Unterstufe hin zur Fachlehrkraft. Die banale Erkenntnis, dass die Schule den Kindern dient und Qualität vor Quantität steht, muss endlich umgesetzt werden. Europäische Pisa-Vergleiche sind leider wirkungslose Beruhigungsübungen, wenn man bedenkt, was noch getan werden könnte.

Die augenfälligste Unverträglichkeit mit der heutigen Lebenswirklichkeit findet sich in der fehlenden Tagesstruktur der Schule. Eine effektive und würdige Familienpolitik würde damit beginnen, dass die öffentliche Schule ihre Tore «von sieben bis sieben» offenhielte – mit ernst zu nehmender Betreuung auch bei Unterrichtsausfällen. Die Zeiten, in denen nur ein Elternteil arbeitet, sich der Arbeitsort am Wohnort befindet, die Grosseltern unter dem gemeinsamen Familiendach wohnen und die Schule im Dorf steht, sind längst vorbei.

Die öffentliche Schule gehört zu den edelsten Aufgaben der Gemeinschaft und soll Startchancen-Gleichheit sicherstellen. Die Ausgaben dafür sind eine Investition in die Zukunft; angesichts ihrer Höhe sind sie effizient einzusetzen. Die Schulhoheit liegt bei den Kantonen. Der Kanton Freiburg hat es somit in der Hand, die Schulstrukturen radikal an die heutige Zeit anzupassen. Er könnte ein Pionier einer zeitgemässen Schule sein – zum Wohle der Kinder hier und jetzt.

Silvan Jampen ist als Unternehmens­jurist tätig und wohnt mit seiner Familie in Kerzers. Im Rahmen der FN-Gast­kolumne äussert er seine persönliche Meinung zu gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Themen.

 

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