Es wird still im Schulzimmer der 1. E3z am Kollegium St. Michael. Miro Zbinden, Lehrer für Deutsch als Fremdsprache, hat seinen 16 französischsprachigen Schülerinnen und Schülern den ersten Auftrag dieser Stunde verkündet: Von der ersten bis zur letzten Reihe lesen alle Gymnasiasten an jenem Freitagmorgen vertieft für sich alleine die Zeitung. «Halten Sie sich dabei immer die Fragen vor Augen: Wie ist diese Zeitung aufgebaut? Was kann sie leisten und was nicht?», gibt Zbinden ihnen mit auf den Weg.
Konzentriertes Lesen
Alle Schüler gehen dabei ein bisschen anders an die vor ihnen liegende FN heran: Eine Schülerin schaut sich direkt die letzte Seite an, während ihr Nachbar wiederum ein Werbeinserat untersucht – und in der hintersten Reihe studiert ein Gymnasiast die Mannschaft von Freiburg-Gottéron. Eines ist aber allen gemein: Alle lesen sie konzentriert die Tageszeitung. Nach diesem morgendlichen Ritual gibt Lehrer Zbinden den Jugendlichen des ersten Gymnasialjahrs noch seine Lektüreempfehlungen für die heutige Ausgabe bekannt und stellt fest: «Gerade die heutige FN-Ausgabe ist sehr interessant für euch, da sie viele Texte enthält, die die Schule betreffen.»
Tagesschau, Radio, Zeitung
Zbinden leitet zur Gruppenarbeit über: Auf farbigen Kärtchen halten die Schüler verschiedene Medien fest, aus denen sie sich über das Tagesgeschehen informieren können. «Überlegen Sie sich dabei auch, welche Medien Sie häufig verwenden – und welche Informationsquellen Ihnen vertrauenswürdig erscheinen», beauftragt Zbinden seine Schüler. Umgehend stossen diese in ihren Vierergruppen eine Diskussion an. «Die Tagesschau», sagt ein Junge zu seinen Mitschülern. «Die Bildschirme im Bus», ergänzt seine Klassenkameradin. «Das Radio, die Tageszeitung», sagt eine weitere Schülerin.
Skepsis bei sozialen Medien
Auffällig viel fällt in der Klasse das Stichwort «soziale Medien». Zbinden fordert die vier Vertreter der Gruppen dazu auf, ihre Kärtchen in einer Grafik zum Medienkonsum seiner Schüler an der Wandtafel einzuordnen. Dann fasst der Lehrer zusammen: «Medien wie die Tagesschau empfinden Sie als sehr vertrauenswürdig, konsultieren sie aber kaum. Aus den sozialen Medien, insbesondere bei Instagram, beziehen Sie Ihre Informationen häufig – empfinden sie jedoch als nicht sehr vertrauenswürdig.»
«Für viele ist das Zeitunglesen etwas Neues», erklärt Miro Zbinden gegenüber den FN. Er sieht jedoch gerade für seinen französischsprachigen Teil der «Bilingue plus»-Klasse Chancen: Es sei ein anderer Zugang zum Sprachenlernen. Ob seine Schüler aber auch nach dem Ende von ZiG zu regelmässigen Zeitungslesern werden, das kann er nicht sicher sagen. Doch fügt er an: «Sie werden News ganz bestimmt anders lesen, anders wahrnehmen – und zwar kritischer.»
Video
Die Gymnasiasten lernen mit den FN
Die französischsprachigen Schülerinnen und Schüler der Klasse 1. E3z am Kollegium St. Michael lesen mit Lehrer Miro Zbinden die FN im Unterricht.
www.freiburger-nachrichten.ch/videos
Zum Projekt
Die Schüler lernen mit den FN Deutsch
Nicht nur deutschsprachige Schülerinnen und Schüler lernen mit ZiG die «Freiburger Nachrichten» im Unterricht kennen. Neben den elf deutschsprachigen Klassen lesen und studieren auch der französischsprachige Teil der 1. E3z im Kollegium St. Michael und eine zweisprachige Klasse aus dem Kollegium Heilig Kreuz die FN in der Schule.
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