Das Ortsbild von Kerzers ist geschützt. Ein «Team für vernünftigere Bauvorschriften im Ortsbildschutzperimeter Kerzers» stört sich an den seiner Ansicht nach zu restriktiven Regeln. Der Dorfkern dürfe nicht unter eine Käseglocke gestellt werden, schrieb die Gruppe im August in einem Communiqué. In Kerzers seien nicht nur die Ortsbildschutzziele zu berücksichtigen, sondern auch die Verdichtung und die Siedlungserneuerung. Das sei nicht geschehen.
Die Gruppe beklagte bei der Ortsplanung eine «Einflussnahme und Indoktrinierung durch das Amt für Kulturgüter». Das Amt «befiehlt, wo es langgeht», der Kerzerser Gemeinderat sei ämterhörig und die Liegenschaftseigentümer hätten zu gehorchen.
Diese Kritik will der Gemeinderat offensichtlich nicht hinnehmen. Er reagierte gestern mit einer Stellungnahme in den offiziellen Gemeindeinformationen. Diese erscheinen viermal jährlich als Beilage im «Anzeiger von Kerzers». «Es sollte mit richtigen, den Tatsachen entsprechenden, präzisen und fairen Fakten diskutiert und kommuniziert werden», so der Gemeinderat. Explizit erwähnte er das Team für vernünftigere Bauvorschriften und dessen Mitglied Fredi Schwab: «Hat irgendjemand aus diesem Team im Vorfeld zu den kritisierten Entscheiden der Gemeinde jemals längere Zeit an diesem Thema konstruktiv mitgearbeitet und sich korrekt eingebracht?» Die Gemeinde habe vor jedem Entscheid mit den Betroffenen das Gespräch gesucht. Bis zur Genehmigung der Vorschriften durch den Kanton könne es im Ortsbildschutzperimeter keine Baubewilligungen geben.
Reaktion auf Stellungnahme
Auf Anfrage bezeichnete Fredi Schwab die Stellungnahme des Gemeinderats als diffamierend und nicht objektiv. Die Behauptungen zur Verhinderung von Baubewilligungen seien unredlich. Seit der ersten Auflage hätten die Einsprecher bei der Gemeinde «stets sachlich und fundiert» interveniert. Der Gemeinderat habe sich geweigert, eine Delegation anzuhören.
Warum sich der Gemeinderat zu einem solchen öffentlichen Schritt entschlossen hat, bleibt offen. Die Gemeindepräsidentin Nicole Schwab wollte sich auf Anfrage nicht äussern: «Die Stellungnahme des Gemeinderats wird nicht weiter kommentiert.»
Chronologie
Die Einsprachen liegen beim Kanton
Die Gemeinde Kerzers hatte ihren Ortsbildschutzperimeter zwischen 2017 und 2019 drei Mal öffentlich aufgelegt. Insgesamt gingen gegen die Auflagen im Rahmen der Ortsplanungsrevision 18 Einsprachen ein. Nach Verhandlungen blieben ein Dutzend Einsprachen hängig. Mitte Juli 2019 wies die Gemeinde diese zwölf Einsprachen ab. Die Einsprecher haben sich daraufhin zusammengetan und gegen die Abweisung der Einsprachen Beschwerde bei der Baudirektion eingereicht. Eine Entscheidung steht hier noch aus.
Kommentar (0)
Schreiben Sie einen Kommentar. Stornieren.
Ihre E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Pflichtfelder sind mit * markiert.