Kinder brauchen Grenzen
Vortrag «Verwöhnte Kinder fallen nicht vom Himmel»
Der Grundstein, Kinder zu verwöhnen, wird schon früh gesetzt und wirkt stetig. In seinem Vortrag gab der Paar- und Familientherapeut Peter Angst den zahlreich erschienenen Müttern Tipps.
«Verwöhnte Kinder fallen nicht vom Himmel», so lautet der Titel des neuen Buches des Paar- und Familientherapeuten Peter Angst. Die Probleme, die der Sozialpädagoge während seines Vortrages in Düdingen aufzeigte, wurden von vielen der anwesenden Mütter mit Kopfnicken bestätigt. Der Anlass wurde vom Verein Schule und Elternhaus organisiert.
Ansätze schon im Säuglingsalter
«Verwöhnung ist, wenn Geben und Nehmen nicht mehr zusammenstimmen», führte Peter Angst aus. Der Service der Eltern an die Kinder werde zu gross. «Verwöhnung entsteht leise», betonte der Sozialpädagoge und Buchautor während seines Vortrages mehrmals. Natürlich sei es schwierig, bereits im Säuglingsalter von Verwöhnung zu sprechen, aber schon da seien Ansätze zur Verwöhnung erkennbar.
Zum Beispiel, wenn man sofort renne, wenn der Säugling schreie. In seiner Arbeit als Paar- und Familientherapeut hat Peter Angst erkannt, dass in der heutigen Zeit die Hierarchie, mit den Eltern an oberster Stelle, in einer Familie nicht mehr stimme. «Verwöhnte Kinder nehmen viel Platz ein und sehen sich im Mittelpunkt», so Peter Angst. Er unterscheidet drei Gruppen von verwöhnten Kindern. Zum einen seien dies die «tyrannischen Häuptlingskinder», anders ausgedrückt: kleine Egoisten.
Eine weitere Gruppe nennt er «abweisende Teflon-Jugendliche»: Diese würden die Schuld für eigene Fehler immer bei anderen suchen. Bei der dritten Gruppe, den «Nullbock-Jugendlichen», sei es am schwierigsten noch dagegen ansteuern zu können.
Ursachen für die hausgemachte Verwöhnung nennt Peter Angst einige. Man müsse die heutige Zeit und die Tücken der Kleinfamilie berücksichtigen. «Früher nahmen die Kinder im Familienleben nicht diesen Raum ein wie heute», erklärte er. Ebenso gebe es viele Eltern, die ausserordentlich harmoniebedürftig seien. Dies sei schwierig, denn so werde oft der bequemere Weg gegangen, anstatt den Kindern in einem Konflikt klar die Grenzen aufzuzeigen.
Im Gegensatz zu früher werde heute das Elternsein oft als Lebenssinn erachtet. «Eltern», berichtet der Therapeut, «die zu mir in die Beratung kommen, berichten vielfach davon, dass sie sämtliche Hobbys und Freunde fast komplett aus ihrem Leben gestrichen haben, um ja genug für ihre Kinder da zu sein». Auch müsse das Problem von reichen Eltern, die den Kindern die fehlende Zeit oft mit materiellen Geschenken ersetzen möchten, angesprochen werden.
Klare Regeln aufstellen
«Den Kindern müssen Grenzen gesetzt werden», forderte der Vortragende von den anwesenden Eltern. Eltern müssten klare Regeln aufstellen, die bei Bruch derselben eine Bestrafung zur Folge hätten. Dabei sei es wichtig darauf zu achten, dass die Strafe nicht allzu gross sei und vor allem, dass sie unmittelbar nach Regelbruch erfolge. Auch sollten Kinder «Ämtli» übernehmen, damit sie in der Familie auch das Geben lernen. Wie ein roter Faden zog sich jedoch durch den Vortrag die Botschaft hindurch, dass beim ganzen Elternalltag die Partnerschaft nicht vergessen gehen sollte. ms