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«Kindern was zu lehren, ist das Schönste»

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«Kindern was zu lehren, ist das Schönste»

Der Freiburger Max Birbaum ist 90-jährig und schwimmt im Motta-Bad, seit es dieses gibt

Max Birbaum ist derzeit die älteste Person, die das Freiburger Motta-Bad regelmässig besucht. Der ehemalige Präparator am Anatomischen Institut geht fast täglich von seiner Wohnung im Perolles zu Fuss zur Motta hinunter. Viele hundert Kinder und Jugendliche haben von ihm das Schwimmen gelernt.

Von GUIDO BIELMANN

Wenn Max Birbaum heutzutage ins Motta-Bad geht, schwimmt er in diesem 50-m-Becken hundert bis dreihundert Meter. Dann setzt er sich auf eine Bank und schaut den Schwimmenden zu. «Früher bin ich im See bis zu fünf Kilometer geschwommen. Noch mit achtzig konnte ich gewisse Distanzen schwimmen. Die Murtensee-Überquerung habe ich fast zehn Jahre lang gemacht. Jetzt bin ich nicht mehr pressiert, das war einmal.»

Dabei macht Max Birbaum gar nicht den Eindruck, als ob ihm alles zu schnell ginge, im Gegenteil, denn seine 90 Jahre würde man ihm keineswegs geben. Am 4. August feierte er Geburtstag. Vergangenen Mittwoch gab es eine kleine Feier mit einem guten Dutzend Personen. Auch einige Politiker seien da gewesen, sagt er. Der Anlass trug die Handschrift von Hermann Bürgy, dem Notar, der am Gurnigel das Radrennen «Grand-Prix Ferdy Kübler» und im Jahreslauf einige solche private Feiern mit handverlesenen Gästen organisiert, und für den in der Motta das Gleiche gilt, wie es Max Birbaum von sich selber sagt: «Ich gehöre hier zum Inventar.»

Jede Saison Stammgast

Inventar ist wohl etwas grob ausgedrückt. Doch hält man sich vor Augen, dass Max Birbaum am 15. Juli 1923 als Achtjähriger bei der Eröffnung des Motta-Bades dabeigewesen und seither jede Saison Stammgast war, weiss man, worum es geht. Max Birbaum ist ein echter zweisprachiger «Stadtfreiburger», der zwar mehr Französisch spricht, aber in eine deutsche Schule gegangen ist. Damals wohnte seine Familie im Beauregard-Quartier. Und dort gab es nur eine französischsprachige Schule. Seine Mutter, eine gebürtige Senslerin, war im Broyebezirk aufgewachsen und sprach daher kein Deutsch: «Mein Vater sagte, du musst in eine deutsche Schule, sonst sprichst du als Deutschfreiburger nie Deutsch.» So musste Max Birbaum in die deutschsprachige Primarschule des Burgquartiers beim Varis – jeden Tag die Strecke viermal zu Fuss: «Mein Vater war Reisender für Getränke. Geld fürs Tram hatten wir nicht.»

Max Birbaum lernte als sechsjähriger schwimmen, also bevor es die Motta gab: «Ich lernte es mit den Brüdern Tschopp, in der Saane und in der Glane. Einer der Tschopps wurde später Schweizer Meister im Langdistanzschwimmen.» Die Eröffnung des Motta-Bades am 15. Juli 1923 erlebte Max Birbaum als Achtjähriger mit seiner Mutter: «Der Schwimmclub Vevey war eingeladen und machte ein Spektakel. Am Springturm traten die Mitglieder dieses Clubs als Clowns auf. Unter den Gästen waren die Achilles und Paul Blancpain. Sie gehörten zu den Initianten und zu jenen, die das Bad mitfinanziert haben.

Das Wasser wurde direkt aus der Saane ins Becken gepumpt. Der Rasenplatz mit dem heutigen Kinderplantschbecken und jener mit dem Beachvolleyballfeld gehörten damals noch nicht dazu. Man stellt sich also ein Riesengedränge vor. «Nein», wehrt Max Birbaum ab, «viele konnten ja damals gar nicht schwimmen, weil man es auch in der Schule nicht lernte.»

Tobi Grand, der in der Nähe des Bades wohnte, war der erste Aufseher. Die Aufsicht war ein grosses Thema in den ersten 22 Jahren der Motta, denn damals galt strikte Geschlechtertrennung. Gemischtes Baden war in den 30er-Jahren nur von 12 bis 14 Uhr sowie abends nach 17 Uhr erlaubt, und zwar damit die Familien zusammenbaden gehen konnten. Erst per Bundesgerichtsentscheid am 26. März 1945 wurde in der Motta die Geschlechtertrennung aufgehoben. «Das war überhaupt kein Problem, als es gemischt wurde. Die Überwachung war seriös. Aber noch in den 50er-Jahren bekamen wir Briefe, um das Gemischtbaden zu untersagen.

Erstmals wurde in der Stadt Freiburg im Jahr 1925 ein Schwimmclub gegründet. Dieser löste sich allerdings in den Jahren des Zweiten Weltkrieges (1939-1945) wieder auf. 1947 war Max Birbaum dann dabei, als Beda Hefti den Schwimmclub wieder gründete. Und von da an war Max Birbaum einer jener, die Schwimmkurse gaben. 1947 war er auch bei der Gründungsmitglied des Rettungs-Verbandes: «Ich habe dann in der Motta den Bewachungsdienst organisiert. Mehrmals musste er in all den Jahren ins Wasser springen, als es ernst wurde, und zwar nicht nur in der Motta, auch in der Saane und im Meer.

In einer Woche
konnten sie schwimmen

Zusammen mit dem kantonalen Sportlehrer André Wuilloud gab Max Birbaum nebenberuflich Schwimmkurse für Kinder und Schüler, und zwar in Freiburg, Broc, Bulle und Laupen: «André war etwas hart zu den Kindern. Manchmal sagte er mir, Max, mach du das, du kannst das besser. Denn ich war geduldiger.» In den 60er-Jahren gaben sie Kurse in Laupen. Es nahmen 300 Deutschfreiburger daran teil.

Während zwanzig Jahren arbeitete er mit Wuilloud zusammen. «Wenn die Kinder etwa in Laupen das erste Mal kamen, weinten sie, wenn sie den Kopf unter Wasser halten mussten. Aber nach einer Woche konnten sie in der Regel schon schwimmen. Ich selber hatte keine Kinder. Das Dankbarste und Schönste, das ich erlebt habe, ist, wenn man den Kindern etwas fürs Leben lehren kann.»

André Wuilloud und Max Birbaum setzten sich in den 50er-Jahren dafür ein, dass das Schwimmen in den Schulsport integriert wurde: «Es war ein Kampf, denn die alten Gemeinderäte konnten selber auch nicht schwimmen.»

Max Birbaums vor viereinhalb Jahren verstorbene Frau Marie konnte übrigens nie schwimmen: «Sie war sehr ängstlich, dafür sehr lieb. Ich denke immer an sie.»

Morgen Sonntag geht für die Badegäste wie Max Birbaum die Motta-Saison zu Ende. Und der 90-Jährige wünscht sich nur eines: «Dass ich noch ein paar Jahre hier zur Motta herunterkommen darf.»
Präparator in der Anatomie

Anfänglich hat Max Birbaum die Lehre als Bäcker begonnen, und zwar in der Bäckerei Tschäppät im Perolles: «Nach zweieinhalb Jahren musste ich wegen einer Hefe-Allergie aufhören. Ich wurde dann Magaziner in der Sarina.» Im Herbst 1944 bekam er von der Universität eine Stelle in der Anatomie- und Histologie-Abteilung. Er wurde Präparator: «Ich musste viel lernen. Der erste Monat war nicht einfach, ständig mit Leichen zu tun zu haben. Aber wenn man einmal diesen Beruf richtig kennt, ist er hochinteressant.» Dabei galt es auch, für die polizeiliche Autopsie zu arbeiten. Oder es mussten Leichen «initiiert» werden, wenn es um einen Transport ins Ausland ging. bi

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