Es fällt mir schwer, diesen Verriss zu schreiben. Um dem vielfältigen Schaffen des griechischen Theater- und Filmemachers Yorgos Lanthimos gerecht zu werden, muss ich mit meinem ersten Berührungspunkt mit seinem filmischen Werk beginnen, und zwar dem UFO von einem Film «The Lobster» (Grossbritannien, 2015) mit Colin Farrell, Rachel Weisz und Olivia Colman in den Hauptrollen. Ein skurriler Film über eine feine Hotelgesellschaft, die sich in Tiere verwandelt.
Besser gefiel mir – wie auch der Oscar-Academy of Motion Picture Arts and Sciences – «The Favourite» (Grossbritannien, 2018), für den Olivia Colman in der Rolle einer lesbischen Queen Anne den Oscar erhielt. An ihrer Seite glänzten wiederum Rachel Weisz als ihre erste Hofdame und Jungstar Emma Stone, die durch sexuelle Dienste die Gunst der Königin gewinnt. Auf diese erste brillante Verkörperung einer emanzipierten Frau folgten zwei weitere Kollaborationen zwischen der US-Amerikanerin und Lanthimos: die herrliche und aberwitzige Tragikomödie «Poor Things» (2023) um eine dem Monster von Frankenstein ähnliche Frauenfigur, die von ihrem Erschaffer nach ihrem Suizid das Hirn eines Babys implantiert bekommt und sich dementsprechend nicht altersgerecht verhält.
Und nur ein Jahr später – jedoch vielleicht etwas zu früh – folgt nun der dritte Teil: «Kinds of Kindness».
Arten der Freundlichkeit?
In diesem Anthologiefilm, in welchem wir den schauspielerischen Meister Willem Dafoe («Spiderman», US 2002, «Antichrist», 2009) wiederfinden, ist die Performance von Jesse Plemons, dem Ehemann von Schauspielerin Kirsten Dunst, nennenswert. Er gibt in der ersten Episode einen unterwürfigen Sexsklaven des Grosskapitalisten Raymond (Willem Dafoe), der ihm befiehlt, einen tödlichen Autounfall auszulösen, und spielt im letzten Kurzfilm den verwirrten Polizisten Andrew, dessen Frau, eine Tiefseetaucherin (Emma Stone), verschollen ist. Auch erwähnenswert ist Margaret Qualley, Hauptdarstellerin in der Neflix-Serie «Maid» und übrigens die Tochter von Andie MacDowell.
In der dritten Episode nehmen Lanthimos und Co-Drehbuchautor Efthimis Filippou die Anhänger einer Wasser verherrlichenden Sekte aufs Korn. Emma Stone spielt darin eine abtrünnige Mutter, die ein aufgeräumtes bürgerliches Leben mit Mann und Tochter hinter sich lässt, um genannter Sekte beizutreten. Der Guru wird wiederum von Willem Dafoe mit Hipsterfrisur und farbiger non-binärer Schminke im Gesicht gespielt.
Drei zynische, fast menschenfeindliche Kurzfilme
Soviel zum Inhalt. Die Form – drei Kurzfilme mit wiederkehrenden Schauspielerinnen und Schauspielern in verschiedenen Rollen – ist Geschmackssache. Natürlich wird der einen oder dem anderen ein Teil besser gefallen als die anderen. Bei mir persönlich hinterlässt der Film einen zutiefst widerwärtigen Nachgeschmack, denn Lanthimos beleuchtet in «Kinds of Kindness» die Abgründe der Menschheit: Freude an Gewalt, Kannibalismus, Wahnsinn. In der dritten Episode zieht er die abgöttische Verherrlichung eines Scheinglaubens – «the holy water» – ins Lächerliche. Man fragt sich, ob Lanthimos im Grunde genommen ein Misanthrop ist oder bloss ein Zyniker. Mich jedenfalls haben diese drei Kurzfilme kaltgelassen, und nur selten fand ich diesen rabenschwarzen Humor auch wirklich zum Lachen. Von daher: Lasst euch nicht von der stylischen Tanzsequenz mit Emma Stone ins Kino locken, denn diese kommt erst ganz zum Schluss.
2 von 5 Sternen
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