Der evangelische Theologe Jürgen Moltmann sieht das Christentum ausserhalb Europas im Aufbruch. «Auf der südlichen Halbkugel entsteht eine neue Christenheit», sagte er kürzlich der «Zeit»-Beilage «Christ & Welt». «Das sind Kirchen, die nie Staatskirche waren oder christliche Nationalreligionen», so Moltmann. «Kirchen, die Minderheiten darstellen in buddhistischen oder schintoistischen Ländern, islamischen oder sozialistischen Ländern.»
Was dort geschehe, eröffne zum Beispiel einen neuen Blick auf den Gemeindebegriff und die Verfasstheit von Kirchen in der westlichen Welt, sagte der 92-Jährige, der zu den bedeutendsten deutschen Theologen der Nachkriegszeit gehört. «In China laden Hauskirchen ein und wachsen.»
Die Rolle des Konzils
Weiter sagte der Theologe, lange seien die Kirchen in weiten Teilen der westlichen Welt Staatskirchen gewesen – «wovon ich als Pensionär natürlich profitiere». Moltmann: «Aber diese Privilegien wird die Kirche verlieren.» Er selbst, so Moltmann, komme aus der Aufbruchsbewegung der 1960er- und 1970er-Jahre. «Wir hatten das Zweite Vatikanum in der katholischen Kirche und die Bürgerrechtsbewegung mit Martin Luther Kings ‹I have a dream›. Wir stritten über Säkularisierung, um Entmythologisierung und feministische und Befreiungstheologie.» Heute seien zu viele «Angstmacher» unterwegs.
Jürgen Moltmann hat die Theologie nach 1945 wie wenige andere geprägt. Auch 55 Jahre nach Erscheinen seiner «Theologie der Hoffnung» gilt er vor allem in den USA noch immer als «Herold eines neuen Protestantismus». Sechs deutsche Auflagen sind bisher von diesem Standardwerk erschienen, ausserdem wurde es in fünf verschiedene Sprachen übersetzt.
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