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Klara Jussupianova filmt nicht mehr

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Klara Jussupianova filmt nicht mehr

Mit dem Ende der UdSSR hat die Kirgisin aufgehört zu drehen

Agitation und Propaganda, Repression und Zensur – das Filmschaffen in der Sowjetunion mutet fast unerträglich an. Doch die kirgisische Regisseurin Klara Jussupianova mag exakt seit dem Ende der Sowjetunion nicht mehr drehen.

Marina Mottin, die Verantwortliche für die Retrospektive «Zentralasien», zeigt sich sichtlich stolz, dass es auch ihr gewissermassen gelungen ist, eine Zensurbehörde zu überlisten. Auf ihren umfangreichen Recherchen vor Ort stiess sie unter anderem auf das Werk von Murad Aljev (Turkmenistan), dessen Film «Notsch Jeltogo Bika» («Die Nacht des gelben Stiers») in Turkmenistan verboten ist. Mottin hörte aber, dass Aljev im Exil in Moskau lebt, und nahm mit ihm Kontakt auf. Er eröffnete ihr, dass er noch eine einzige unzensierte Version des Films besitze. Diese Version wird nun in Freiburg gezeigt.

Zensur gibt es also auch heute noch, und auch Propagandamaterial wird in Freiburg gezeigt. «Ich habe mir die Frage nach der Propaganda immer wieder gestellt», sagt Mottin. «Man sieht in manchen Filmen sehr viel sehr Schönes. Und da ist man davon halt auch eingenommen. Die Themen aber bleiben Propaganda: Urbanisation, Emanzipation…»

«Repräsentiert das sowjetische
Volk nicht»

Wenig Berührungsängste mit solchen Stichworten hat Klara Jussupianova, die mit Kurzfilmen in Freiburg präsent ist. Für Zensur hat sie sogar Verständnis. Einer ihrer Regisseurkollegen zeigte in einem Film, wie Mongolen in eine Kirche reiten. Doch sie selber kennt die Mongolen und weiss, dass diese so etwas nie tun würden. Folglich war für sie das Verdikt der Behörden – «repräsentiert das sowjetische Volk nicht» – gerechtfertigt.

Auch sie selber musste bei ihrem Film «Pastukh i Tuman» («Hirte und Nebel»), 1976, erfahren, dass dieser «geschlossen» werde. Schostakowitschs siebte Symphonie über die Leningrad-Blockade zu Bildern von Nomaden im Himmel: Dies hätte die Sowjetbürger befremdet.

Sie selber habe die Zensur nicht zu persönlich genommen. Es reute sie aber, dass sie dafür 10 000 Rubel verschwendet hatte – zu einer Zeit, als der Rubel noch mehr galt als der Dollar. «Ich bin eben eine Frau, und erst noch eine asiatische…», meint sie.

«Ich kann nicht betteln»

Doch in den Achtzigerjahren fiel die Zensur, und 1989 wurde gar eine Kommission ins Leben gerufen, die eben gerade «geschlossene Filme» wieder für das Publikum öffnen sollte.

Just seit jener Zeit dreht Klara Jussupianova nicht mehr. Sie habe nie einen Dollar Sponsorengeld genommen, nie ein Werbeprodukt in einem Film platziert. Doch heute könne man so nicht mehr Filme machen. «Ich kann nicht betteln, ich schäme mich», sagt sie, und folglich macht sie auch keine Filme mehr.

«Aber ich leide», sagt Jussupianova. «Die Regierung schenkt dem Kino keine Beachtung mehr. Sie sollte jedoch den Regisseuren befehlen, Filme zu machen.»

Mit 100 Dollar in der Tasche

Nicht, dass die asiatische Filmemacherin sich nicht an neue Themen wagen würde. Die Jurt, zum Beispiel, die typische Nomadenbehausung in Zentralasien, habe einen grossen Wandel durchgemacht, den sie gerne auf Film bannen würde. Heute seien die Jurten an Strassen und dienten als Verkaufskiosk. «Die Jurt ist zu einer Prostituierten geworden.»

Wie überlebt man so? «Ich habe meinen Fernseher, das von meiner Tochter erhaltene Natel und einen alten Computer verkauft, um nach Freiburg zu kommen», sagt Jussupianova. «Ich erhielt 500 Dollar; jetzt habe ich noch 100 Dollar.»

Ihre Filmkunst möchte die Regisseurin immer noch gerne vermarkten. Vielleicht hilft ein Schweizer mit, ein Büro für Werbefilme zu verwirklichen, sagt Jussupianova. Und die Scham tritt beiseite. uh

Programm der Retrospektive

l «Der weisse Dampfer»* (Bolotbek Chamchiev), UdSSR, Kirgistan, 1975: Mo., 22.3., 20 Uhr, Corso 2; Mi., 24.3., 17.30 Uhr, Corso 2.
l «Mein Bruder, die Seidenstrasse» (Marat Sarulu), Kasachstan/Kirgistan, 2001: Mi., 24.3., 15 Uhr, Rex 3; Fr., 26.3., 18 Uhr, Rex 3.
l «Alles war schneebedeckt» (Kamara Kamalova), Usbekistan, 1996: Di., 23.3., 15 Uhr, Rex 3; Mi., 24.3., 17.30 Uhr, Rex 3.
l «Der Himmel unserer Kindheit» (Tolomusch Okejev), Kirgistan, 1967: Mi., 24.3., 18 Uhr, Corso 1.
l «Die Nadel» (Rachid Nugmanov), Kasachstan, 1988: Do., 25.3., 22.30 Uhr, Fri-Son.
l «Die Strasse» (Darejan Omirbaev), Frankreich, Japan, Kasachstan, 2001: Di., 23.3., 20 Uhr, Corso 2; Di., 23.3., 12.30 Uhr, Rex 1.
l «Der Manas-Erzähler» (Bolotbek Chamiev), UdSSR, Kirgistan, 1965: Mo., 22.3., 15.30 Uhr, Rex 3; So., 28.3., 17.30 Uhr, Rex 3.
l «Die Schwiegertochter» (Kodjakuli Narliev), UdSSR, Turkmenistan, 1972: Do., 25.3., 18.30 Uhr, Alpha; Fr., 26.3., 20 Uhr, Corso 2.
l «Die Nacht des gelben Stiers» (Murad Aljev), Turkmenistan, 1996 bis 2004: Di., 23.3., 20 Uhr, Rex 3; Sa., 27.3., 15.30 Uhr, Rex 1; So., 28.3., 16 Uhr, Prado 3.
l «Genosse Boykenjaev» (Jusup Razykov), Usbekistan, 2002: Mi., 24.3., 12.30 Uhr, Rex 1; Do., 25.3., 18.45 Uhr, Prado 3; So., 28.3., 15.30 Uhr, Corso 1.
l «Der Wettkampf» (Bulat Mansurov), UdSSR, Turkmenistan, 1963: Mi., 24.3., 12.15 Uhr, Rex 1; Do., 25.3., 20 Uhr, Rex 3.
l «Tashkent: Ende eines Zeitalters» (Mark Weil), Usbekistan, Holland, Russland, 1997: Do., 25.3., 15 Uhr, Rex 2.
l «Tashkent, Stadt des Brotes» (Shukrat Abbassov), UdSSR, Usbekistan, 1968: Do., 25.3., 17.30 Uhr, Rex 3; Fr., 26.3., 12 Uhr, Rex 3.
l «Der Mensch folgt den Vögeln» (Ali Kamrajev), UdSSR, Usbekistan, 1975: Mo., 22.3., 20 Uhr, Rex 3; Di,. 23.3., 12 Uhr, Rex 3.
l «Schwierige Durchquerung» (Melis Ubukejev), UdSSR, Kirgistan, 1964: Mo., 22.3., 15 Uhr, Rex 3; So., 28.3., 17.30 Uhr, Rex 3.
l «Der Redner» (Jusup Razykov), Usbekistan, 1998: Do., 25.3., 12.30 Uhr, Rex 3; So., 28.3., 20 Uhr, Rex 3.
l «Das Gemurmel eines Bachs im schmelzenden Schnee» (Davlatnazar Khudonazarov), UdSSR, Tadschikistan, 1982: Mi., 24.3., 20 Uhr, Corso 2; So., 28.3., 20 Uhr, Corso 2.
l «Die Schaukel» (Abdykalykov), Kirgistan, 1993: Sa., 27.3., 17.30 Uhr, Corso 2.
l «Der Adoptivsohn» (Abdykalykov), Kirgistan, Frankreich, 1998: Di., 23.3., 20.15 Uhr, Exil; Sa., 27.3., 17.30 Uhr, Corso 2; So., 28.3., 21 Uhr, Prado 3.
l «Der Affe» (Abdykalykov), Frankreich, Kirgistan, Japan, 2001: Do., 25.3., 21 Uhr, Rex 1; So., 28.3., 17.30 Uhr, Corso 2.

Dazu zahlreiche Kurzfilme. Kurzfilmnacht Zentralasien: Sa., 27.3., ab 22.30 Uhr, Fri-Son.
*alle Titel in deutscher Übersetzung

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