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Kleine Reise ins Engadin

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Der Tänzer auf der Bühne springt ins Leere. Die Musik ist nicht die ihm bekannte. Die Musik spielt nicht zu seinem Tanz.

Der Tänzer springt ins Leere noch und noch, ist desorientiert, taumelt, er scheint verloren, sucht die Schritte … bis er seinen Tanz alleine wiederfindet.

Die Musik war zu laut geworden, und Misstöne liessen keinen Tanz mehr zu.

Jetzt ist diese Musik nur noch seine Erinnerung, und die wahre Musik ist er selbst. Der Tanz gelingt nun wieder, sichert sich mit jedem neuen Schritt und Sprung. Der Tänzer ist gerettet.

Im Welt-Geschehen geschieht momentan nichts, das zu unserem Lebenstanz eine Musik zum Dialog böte, der uns orientiert, dass keiner ins Leere springt.

Ein jeder Tänzer tut gut daran, seine eigene Musik in sich zu finden, um weiterzutanzen.

Das Innehalten und Zurücktreten von der Welt und sich selbst sollte ihm Übersicht bringen und das Ausruhen von Misstönen.

Viele Tänzer fielen, standen nicht mehr auf.

Viele Tänzer weinten, wie finde ich meine Balance wieder?

Andere riefen Musik! Musik! Wo ist meine Musik?

Wieder andere fluchten, was sind das für Idioten? Spielt weiter und laut, es muss rauschen, zum Erfolg!

Und dann waren die Misstöne nicht mehr zu überhören, der Tanz stockte vollends.

Neue Töne wurden hörbar. Geht nach Hause! Der Tanz ist zu wild geworden, die Musik zu laut und zu schrill.

Geht nach Hause, ihr kennt euer Zuhause. Ruht euch aus, und dann übt andere Tänze. Alleine und gemeinsam.

Wir wollten etwas zurücktreten, Abstand nehmen vom Alltäglichen. Das hatten wir schon eine Weile als Ferientage gebucht, noch vor dem Ausbruch der Pandemie. Zu der Zeit, als wir uns noch niemals hätten vorstellen können, in welchen Taumel die Welt gestürzt werden könnte.

Wir reisten ins Engadin, dorthin, wo ich jedes Jahr einige Sommerwochen verbracht hatte, in meiner ganzen Kindheit und Jugendzeit.

Niemand kann im Moment behaupten, die Wahrheit zu kennen, wie das jede Ideologie und Religionsführer tun. Niemand weiss, wie die lauten Misstöne in Millionen Lebenstänzen zu tilgen und zu heilen sind. Aber viele wissen, der Tanz muss ein anderer werden.

Unsere kleine Reise ins Engadin schien uns genau richtig, um für neues Erleben offen zu sein. Das wunderschöne Tal mit seinem grünen Licht lässt dann fast augenblicklich unsere pandemieschlummernde Lebensfreude aufleben.

Auch hier hören wir natürlich die lauten und leisen Missklänge, doch wir beschränken uns auf Gehen, Sehen, Staunen, Essen, Schlafen zwischen Berg und Tal.

So tanzen wir mal darüber nach, wie unsere persönliche Musik bei uns bleiben kann.

Ich erkenne Vertrautes wieder, ich sehe Neues aufgebaut im Stil der moderneren Touristenzeit. Es sind immerhin an die sechzig Jahre, die ich nicht mehr hier war.

Ich betrachte Gesichter von Erwachsenen, und es amüsiert mich, dass mir einfällt, sie eventuell beim letzten Treffen als Kinder gesehen zu haben.

Der Lauf der Zeit wird mir augenfällig und gibt mir Lust, mit den Einheimischen zu sprechen … heute … damals.

Ja, sagen sie, das Heilwasser fliesst immer noch in unserem Boden, trink!

Jeder Dorfbrunnen hat zwei Wasserrohre. Das eine bringt normales Wasser, das andere – geschmacklich spürbar – manganhaltiges und mit andern Bodenschätzen angereichertes Wasser, das man ab Rohr trinkt oder sich in Flaschen füllt. Jeder Schluck spült mich in meine Kindheit, es ist eine Wonne.

Nein, die Ziegen laufen nicht mehr jeden Morgen früh mit dem Hirten durch die Dorfgassen und auf die Alpweiden. Sie bleiben den Sommer über gleich auf den Alpen.

Kein Glöckeln mehr also, das einen für den Tag weckt.

Nein, wir haben nicht genug Kunden in der Bäckerei in unserem kleinen Dorf. Wir verschicken die Nusstorten zu Tausenden in die Welt.

Ja und nein, wir kennen den berühmten Engadiner Künstler Not Vital.

Es fällt mir ein, dass Not nebst vielen wundervollen andern Werken einmal ein grosses goldenes Kalb ausgestellt hatte.

Der Tanz um dieses goldene Kalb war damals, vor Jahren, voll im Gang und die Musik dazu auch. Bis heute.

Zwei unserer Kühe haben vor einigen Tagen je ein Kalb geboren, sagt die Besitzerin der Tiere. Wir lachen mit ihr, als sie verrät, das jüngere heisse Ovomaltine.

Kein goldenes, aber ein zu kräftigendes Kalb stand dann vor uns.

Auch Kälber haben ihren Tanz.

Ein kräftiges könnte uns eventuell dienlicher sein als das goldene …

Sus Heiniger ist Kunstmalerin und lebt in Murten. Als FN-Gastkolumnistin schreibt sie regelmässig zu selbst gewählten Themen.

Gastkolumne

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