Autor: Corinne Aeberhard
Schönsein allein reicht noch lange nicht, um zu einem Champion-Stier ausgezeichnet zu werden. Da wurde von den Züchtern nichts dem Zufall überlassen. Bambi, Obama, Elvis, Florian und wie sie alle heissen wurden vor dem Betreten der Ausstellungshalle mit dem Hochdruckreiniger abgespritzt. Seelenruhig standen die Stiere dabei in einer Reihe. «Das lieben sie», meinte ein Züchter im Vorbeigehen. «Es ist wie eine Massage.»
Den Feinschliff verpassten ihnen die Züchter dann mit Babypuder und Bürste, bevor es in den Präsentationsring ging. Erhaben – beinahe in Zeitlupe – drehten die Stiere an der Hand ihrer Meister ihre Runden und zeigten sich von ihrer besten Seite. Zur Untermalung der Szenerie wurde die Halle zusätzlich mit Klassikrockmusik berieselt, was wohl auch zur Senkung von allzu hohen Testosteronspiegeln beitragen sollte. So zeigte sich nur hie und da einer der Kolosse etwas stur und gab schnaubend und mit rollenden Augen zu erkennen, dass er lieber auf einer saftigen Wiese wäre als auf dem «Laufsteg». Wollte einer der Bullen dann gar seinen Vordermann bespringen oder überholen, dann mussten die Züchter auf andere Rezepte zurückgreifen, wie etwa «chüderlen», die Nase kraulen oder als letzte Massnahme das grosse «Nasenpiercing» einsetzen …
Umso mehr freuten sich die Halter dann, wenn der Richter über ihre vorgeführten Tiere Dinge sagte wie: «Der Stier hat Charme, ein korrektes Fundament, eine grosse Flankentiefe und eine perfekte obere Linie.»
Mit dem Muni ins mobile Fotostudio
Sozusagen die Krönung kam dann nach der Vorführung im Ring: Die Kategoriensieger durften sich ins mobile Fotostudio begeben, wo sie vom Fachfotografen nochmals zusätzlich gestylt und schön aufgerichtet vor einem künstlichen Landschaftshintergrund für die Ewigkeit abgelichtet wurden.
Schliesslich traten alle Kategoriensieger der drei vorgeführten Rassen (Holstein, Simmentaler und Red Holstein) nochmals in den Ring und die Rassenchampions wurden erkoren. «Kauft, greift zu», rief ein Richter am Schluss der Veranstaltung den potenziellen Käufern zu. «Hier findet ihr die beste Genetik!»