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Komponierte Wirklichkeit

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Komponierte Wirklichkeit

Mit Hilfe der Physik erfindet Albert Sauteur aus Kleingurmels die figurative Kunst neu

Kürzlich hat der Kleingurmelser Künstler Albert Sauteur nach über fünf Monaten seine öffentliche Kunst-Performance im Schloss Greyerz abgeschlossen. Und: Nach langem Hin und Her mit dem Staatsrat hat er jetzt einen privaten Käufer für das Werk gefunden.

Von CAROLE SCHNEUWLY

Bei Albert Sauteur ist alles ein bisschen anders als bei anderen Künstlern: Sein Diplom in Kunsterziehung an der Uni Bern erlangte er 1982 mit einer Zeichnung seiner vierjährigen Tochter – ein Zeichen des Protestes gegen die Verlogenheit der zeitgenössischen Kunst. Sein Schaffen ist, seit er vor zwölf Jahren zufällig dem Geheimnis des binokularen Sehens auf die Spur kam, zum physikalischen Hochleistungssport geworden. Und wenn es darum geht, dem Kanton ein Gemälde zu verkaufen, legt er sich schon mal mit Kulturdirektorin Isabelle Chassot an (siehe Kasten).

Das Abstrakte im Figurativen

Das Unbehagen gegenüber der modernen, abstrakten Kunst hat Albert Sauteur seit seiner Studentenzeit nicht verloren: Verlogen und betrügerisch sei die zeitgenössische Kunst, krank die heutige Kultur, so das erbarmungslose Urteil des Künstlers. Er selbst hat sich der figurativen Kunst verschrieben und sich ehrgeizige Ziele gesetzt: «Ich will die Realität einfangen, wie sie wirklich ist. Das geht weit über das hinaus, was etwa die Fotografie leisten kann.»

Bei seinen Wirklichkeiten allerdings überlässt Sauteur, der seit 28 Jahren in Kleingurmels lebt, nichts dem Zufall. Seine Motive sind eigenwillige Kompositionen aus jeweils einem anorganischen und einem organischen Element, die das Zusammenspiel des menschlichen Wirkens mit der Natur symbolisieren sollen: eine Madeleine auf einem Steinway-Flügel zum Beispiel, ein zerschlagenes Ei vor einem Michelin-Reifen oder eben das im Schloss Greyerz entstandene Werk «Vitrail et pralinés», das drei Pralinés aus der Cailler-Fabrik in Broc vor einem Buntglasfenster des Schlosses zeigt (FN vom 2. November 2004). Und hier versöhnt sich Sauteur sogar mit der Abstraktion: «Der wichtigste Teil der figurativen Kunst ist die Abstraktion, die Komposition.»

Die Suche nach der perfekten Linie

In seinem Bestreben, die Wirklichkeit in all ihrer Intensität und Dreidimensionalität abzubilden, ist Albert Sauteur einen grossen Schritt weitergekommen, als er 1993 eine bahnbrechende Entdeckung machte: Um ein Selbstporträt zu malen, hatte er sich vor einem Spiegel aufgestellt, auf dem er einen scheinbar quadratischen Kartonrahmen angebracht hatte. In seinem Atelier stellte er später fest, dass das, was er für ein Quadrat gehalten hatte, in Wirklichkeit ein vertikales Rechteck war. Zurück am Spiegelfenster aber sah er wieder ein Quadrat: Das wahrgenommene Format wurde offenbar nicht vom begrenzten Raum auf dem Spiegel, sondern vom projizierten Bild bestimmt.

Die Erklärung liegt bei der Funktionsweise des menschlichen Sehens. Je nachdem, ob man eine vertikale Linie mit dem rechten oder mit dem linken Auge betrachtet, verändert sich ihre Position. Sauteur macht sich seine Erkenntnis seither für sein künstlerisches Schaffen zunutze. Mit einem schwarzen Rahmen begrenzt er sein Sichtfeld, um für jede Linie genau den richtigen Platz zu finden. Gelingt dies, fängt das fertige Gemälde gewissermassen zu vibrieren an. Diese ständige Suche nach der perfekten Linie sei harte Arbeit, sagt Sauteur. «Nach den fünf Monaten im Schloss Greyerz war ich richtig erschöpft.»

Kein Schwindel

Das Projekt in Greyerz war nicht das erste, das Sauteur vor Publikum durchführte. Er arbeite gerne in der Öffentlichkeit, um zu zeigen, wie seine Bilder entstünden und um zu beweisen, dass seine Technik kein Schwindel sei. Die Performance im Schloss sei ein voller Erfolg gewesen: Die Besucher seien zahlreich gekommen und hätten sich sehr interessiert gezeigt. 300 Personen besuchten allein die Finissage im März; da im Grafensaal nicht alle Platz hatten, wurde der Festakt auf Grossleinwand ins Erdgeschoss übertragen.

Die Ideen gehen Albert Sauteur auch nach «Vitrail et pralinés» nicht aus: Sein nächstes künstlerisches Projekt ist ein Triptychon, das auf der linken Seite zeigen soll, was der Maler mit dem linken Auge sieht, auf der rechten, was er mit dem rechten Auge sieht, und in der Mitte, was er mit beiden Augen sieht.

«Ich habe gerade erst angefangen»

Parallel dazu arbeitet der Künstler zusammen mit Experten an der wissenschaftlichen Erklärung seiner Beobachtungen. Ein Augenarzt des Kantonsspitals Freiburg hat ihm seinerzeit gesagt, so ein Phänomen habe er noch nie gesehen. Jetzt untersucht ein Physikprofessor der Uni Bern Sauteurs Beobachtungen. «Es ist alles noch sehr hypothetisch», so Sauteur. Und: «Ich habe gerade erst angefangen.» Wenn das kein Versprechen ist . . .
Ende gut, alles gut

Wenn Politiker mit Künstlern sprechen, kann es schon mal zu folgenschweren Missverständnissen kommen. Das zumindest zeigt das Beispiel einer Begegnung zwischen Albert Sauteur und Isabelle Chassot. Bei dem Gespräch ging es um die Tatsache, dass der Kanton Freiburg kein Gemälde «seines» Künstlers Sauteur besitze. Kulturdirektorin Chassot tönte an, dass es unter Umständen möglich wäre, ein Sauteur-Werk für den Staat zu erwerben. Sauteur seinerseits ist der festen Überzeugung, bei dem Gespräch einen konkreten Auftrag für das Greyerz-Projekt «Vitrail et pralinés» erhalten zu haben.

Das böse Erwachen kam, als Sauteur der Kulturdirektion den Preis für sein Gemälde mitteilte: 69 000 Franken. Isabelle Chassot stellte daraufhin klar, dass es nie eine Bestellung gegeben habe, umso mehr, als das Budget des Kantons für den Erwerb von Kunstwerken nicht mehr als 30 000 Franken pro Jahr vorsieht.

Käufer gefunden

Vor einigen Tagen nun hat sich für Albert Sauteur doch noch alles zum Guten gewendet: Eine anonyme Privatperson habe ihn angerufen und das Gemälde vom Fleck weg gekauft. Er könne allerdings weder über den Käufer noch über den Kaufpreis Näheres sagen. Nur so viel: Es handle sich nicht um einen Freiburger, und der Preis liege über den ursprünglich berechneten 69000 Franken.

Dafür erhält der geheimnisvolle Käufer ein zusätzliches «Zückerchen»: Nestlé hat in Aussicht gestellt, einem allfälligen Käufer dessen Körpergewicht in Schokolade zu schenken. cs

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