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Konsumkritik in Plexiglas

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Konsumkritik in Plexiglas

Autor: Carole Schneuwly

Yves Klein, Daniel Spoerri und Niki de Saint Phalle hat das Museum Tinguely in Basel in den letzten Jahren bereits mit grossen Ausstellungen geehrt. Jetzt ist die Reihe an einem weiteren Mitglied der Nouveaux Réalistes: Bis Mitte Mai zeigt das Museum eine umfassende Werkschau des französisch-amerikanischen Künstlers Arman (1928-2005). Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Centre Pompidou in Paris realisiert, wo sie im vergangenen Herbst zu sehen war. Mit rund 80 Werken aus Museumssammlungen und Privatbesitz sowie einer Auswahl an Film-, Ton- und Schriftdokumenten bietet sie einen Einblick in das gesamte Schaffen Armans, von den frühen Werken aus den 1950er-Jahren bis zum Spätwerk der 1990er-Jahre.

Erste Schweizer Werkschau

Geboren wurde Arman 1928 in Nizza als Armand Pierre Fernandez, als Sohn einer wohlhabenden Familie spanisch-algerischer Herkunft. Schon als Kunststudent signierte er seine Werke nur mit seinem Vornamen; das «d» in Armand fiel später als Folge eines Schreibfehlers auf einer Einladungskarte weg.

Die Retrospektive in Basel ist die erste, die ein Schweizer Museum dem Schaffen Armans widmet. In sieben thematischen Räumen sind seine bedeutendsten Werkgruppen zu entdecken.

Eine wichtige Rolle kommt dabei Armans provokativen künstlerischen Antworten auf die Wegwerfgesellschaft zu. Zu seinen bekanntesten Arbeiten zählen die «Poubelles», in denen er den Inhalt von Mülleimern, inszeniert in Glas- oder Plexiglaskästen, zu Kunstobjekten machte. Unter den in Basel ausgestellten «Poubelles» findet sich auch das Werk «Poubelle Tinguely», eine Leihgabe des Museums für Kunst und Geschichte Freiburg.

Auch in den «Accumulations» geht es um die Inszenierung von gebrauchten und abgenützten Alltagsgegenständen. Hier wird ein Element sichtbar, das in Armans Schaffen immer eine zentrale Rolle spielte: die Serialität, die Wiederholung, die Vervielfachung. So versammeln die «Accumulations» zum Beispiel Zahnprothesen oder Elektrorasierer, Stöckelschuhe oder zusammengeschweisste Bügeleisen. Diese Werke machen klar, was Arman meinte, als er einst sagte, hundert Quadratmeter Blau seien blauer als ein Quadratmeter Blau: Nicht die Bedeutung, sondern die Qualität eines Objekts verändert sich durch die Vervielfachung. Die «Accumulations» standen für Arman in Zusammenhang mit industrieller Produktion, mit Automatisierung und Fliessbandarbeit.

Die Faszination für das Objekt zeigt sich auch in anderen Werkgruppen, etwa den «Coupes» und den «Colères». Auch hier nahm sich Arman Alltagsgegenstände vor, die er entweder fein säuberlich zerschnitt und zersägte oder wütend zerschlug und zerstörte. Gerne wählte er dafür Musikinstrumente als eindeutiges Symbol eines gutbürgerlichen Lebens.

Invasion der Gegenstände

Armans kritische Auseinandersetzung mit der Konsum- und Wegwerfgesellschaft seit den 1960er-Jahren wirkt aus heutiger Perspektive beinahe hellsichtig. Schon damals sprach er von der «Invasion der Gegenstände». Ob er diese Gegenstände, in Kunstharz eingegossen, für die Ewigkeit konservierte oder sie zerschnitt, zerschlug oder verbrannte: Immer stand das Objekt im Mittelpunkt seiner Arbeit als «Archäologe der Gegenwart», der ausgrub, was andere weggeworfen hatten und daraus irritierende Kunstwerke schuf, mit denen er der Gesellschaft den Spiegel vorhielt.

Museum Tinguely, Paul-Sacher-Anlage 1, Basel. Bis zum 15. Mai. Di. bis So. 11 bis 18 Uhr. Karfreitag geschlossen; Ostermontag geöffnet von 11 bis 18 Uhr.

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