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Kopflastig und verquer

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Das Atelier von Markus Grolik in München erzählt die Geschichte eines Berufs im Wandel: Auf der einen Seite stehen ein Tisch und eine Kommode voller Stifte, Pinsel, Federn, Scheren, Klebstreifen und anderem Arbeitsmaterial. An der anderen Wand sind Computer, Drucker und Scanner untergebracht. Der Zeichner und Illustrator braucht bei seiner Arbeit sowohl die alten Utensilien als auch die modernen Hilfsmittel – auch wenn der Trend in Richtung Computer gehe, wie er sagt.

Wer Groliks Cartoons, die seit dem vergangenen September von Montag bis Freitag auf der Forum-Seite der FN erscheinen, regelmässig betrachtet, der weiss, dass die Digitalisierung des Alltags zu seinen Lieblingsthemen gehört. Da sagt etwa der Pfarrer zum iPad-bewaffneten Bräutigam: «Sie dürfen die Braut jetzt liken …» Oder ein Kunde erkundigt sich im Elektronikmarkt, ob der 3-D-Drucker auch 3-D-Drucker drucken könne. «Die digitale Entwicklung und ihr Einfluss auf unser Leben interessieren mich», sagt Grolik. «Das nimmt zum Teil ja irrsinnige Dimensionen an, wenn man etwa an den Schutz der Privatsphäre oder an die Gefahr durch Hackerangriffe denkt.» Durch seine vierzehnjährige Tochter und seinen zwölfjährigen Sohn habe er einen ganz neuen Zugang zu dieser Welt bekommen. «Wir Eltern bräuchten eigentlich eine Medienkompetenz, die tatsächlich kaum jemand hat.»

«Kopflastig und verquer»

Diesem «Alltagswahnsinn», wie er es nennt, tritt Grolik gerne mit seinen Cartoons entgegen. «Vieles lässt sich besser ertragen, wenn man es mit Humor nimmt, wenn man es zu Ende denkt und übertreibt.» Humor könne vieles sein, so der 51-Jährige. Er könne über politische Karikaturen ebenso lachen wie über Alltagskomik oder über die Kinderbuchreihe «Gregs Tagebuch». Dabei sei es aber überhaupt nicht so, dass ein Humorist immer lustig sei. Seine eigenen Cartoons bezeichnet er als «kopflastig und verquer». Darum habe es ihn auch überrascht, dass er sich beim Leservoting der FN gegen die Mitbewerber durchgesetzt habe. Ist das Zeichnen von Cartoons also mehr harte Arbeit als Vergnügen? Grolik lacht und winkt amüsiert ab: «Nein, nein, es ist schon spassig, sonst wäre es ja masochistisch, was ich tue!»

Den Spass am Zeichnen hat Markus Grolik schon als Bub entdeckt: «Wir besuchten am Wochenende oft die Omas und Opas, da habe ich mir mit Stift und Papier die Zeit vertrieben. Später, in der Schule, malte ich lieber Männchen, als die Aufgaben zu machen.» Dass er auch beruflich zeichnen wollte, lag damit nahe – weniger aber, dass es ihn zunächst an die Deutsche Meisterschule für Mode in München verschlug, wo er eine Ausbildung zum Modegrafiker absolvierte. «Mit Mode hatte ich nicht viel am Hut, aber es gab dort eine gute Zeichenausbildung mit guten Lehrern.» Die Modeschule sei die einzige gewesen, die in jenem Sommer noch nicht angefangen habe, als er von einer Veloreise nach Kroatien zurückgekehrt sei. «Und hätte ich die Ausbildung abgebrochen, wäre ich in die Bundeswehr eingezogen worden.» So wurde aus dem jungen Markus Grolik also ein Modegrafiker – und ein Kinoplakatmaler. Im Kino am Josephsplatz habe er ein Praktikum gemacht, erzählt er, in einem Atelier in einer Hinterhofgarage. Der Höhepunkt sei seine Abschlussarbeit gewesen: Das Plakat zur 1989 erschienenen Komödie «Die Götter müssen verrückt sein II».

Immer am Puls der Zeit

Es folgten ein Kunststudium und eine Ausbildung zum Buchillustrator, und seit 1995 arbeitet Grolik als freier Zeichner. Er illustrierte Kinderbücher und schrieb später auch selber welche, etwa die Serie um den Katzendetektiv Perry Panther. Parallel dazu zeichnete er für die Süddeutsche Zeitung. Als dieses Mandat wegfiel, konzentrierte er sich einige Jahre auf die Kinderbuchaufträge. Seit etwa fünf Jahren zeichne er nun wieder mehr Cartoons, sagt er. «Ich mag den Prozess von der Idee zum Cartoon. Man kommt schneller ans Ziel als bei einem Buch.»

Sieben bis acht Cartoons zeichne er gewöhnlich pro Woche, so Grolik. Er schöpfe dabei aus einem Fundus von gesammelten Ideen, Gedanken und Skizzen. «Meistens habe ich ein Notizbuch dabei, und sonst merke ich mir, was ich höre und beobachte.» Aufmerksam durch die Welt zu gehen, ist für den Zeichner das A und O. Nicht nur alltägliche Situationen inspirieren ihn, sondern auch Sprach- und Wortspiele. Wichtig sei, am Puls der Zeit zu bleiben. Zeichnungen seien da nicht anders als Fotografien: «Man sieht sofort, aus welcher Zeit sie kommen. Eine Familiensituation in einer Stube mit Telefon und Fernsehgerät, das funktioniert heute nicht mehr.»

Überhaupt habe sich die Bedeutung von Bildern, egal ob gezeichnet oder fotografiert, grundlegend verändert. «Alle klicken überall das Gleiche ab, es sammeln sich gigantische Mengen an Bildern auf Festplatten und in der Cloud, alles vollkommen austauschbar. Es ist absurd: Bilder begleiten uns so intensiv wie nie, und doch verlieren sie an Wert.» Das Schiessen von Selfies ist auch so ein Thema, das in Groliks Cartoons immer wieder vorkommt. «Dieser Selfie-Wahnsinn der permanenten Selbstvergewisserung treibt verrückte Blüten», sagt er. Er selber mache da nur mit, wenn er von seinen Kindern dazu genötigt werde. Auch das seien Situationen, in denen er merke, dass er zu einer anderen Generation gehöre. «Aber daraus lässt sich ja auch wieder Humor generieren.»

«Vieles lässt sich besser ertragen, wenn man es mit Humor nimmt, wenn man es zu Ende denkt und übertreibt.»

Markus Grolik Cartoonist

Zur Person

Illustrator und Cartoonist in München

Markus Grolik wurde 1965 in München geboren, wo er bis heute lebt und arbeitet. Sein Name ist tschechisch; seine Eltern waren aus der damaligen Tschechoslowakei geflohen. Grolik ist seit 1995 freier Zeichner und arbeitet zum einen als Illustrator und Autor von Kinderbüchern, zum anderen als Cartoonist. Seit dem vergangenen September erscheinen seine Cartoons von Montag bis Freitag täglich in den FN. Markus Grolik ist verheiratet und Vater von zwei Kindern im Alter von zwölf und vierzehn Jahren. In seiner Freizeit ist er gerne mit seinem «Radl» unterwegs und reist regelmässig nach Kroatien – wegen der «Winnetou-Romantik», wie er sagt.

cs

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