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Kriegsflüchtlinge aus Ukraine aufgenommen: «Wir wollen uns für sie einsetzen»

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Drei Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine wohnen seit gut einem Monat bei Armin und Anne-Lise Aebi aus Cressier. Im Gespräch erzählt das Ehepaar, wieso es sich – wieder – dazu entschlossen hat, Flüchtlinge bei sich aufzunehmen. 

Armin und seine Frau Anne-Lise Aebi sind pensioniert und leben in einem Einfamilienhaus in Cressier. Sie haben die Wohnung im oberen Teil des Hauses. Das Untergeschoss haben sie vermietet. Nun wohnen sie jedoch nicht mehr nur zu zweit in ihrer Wohnung. Drei Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine leben seit rund einem Monat bei ihnen im oberen Teil des Hauses.

Um den runden Familientisch herum im Esszimmer des Hauses, der voller Dokumente und Ordner ist, sucht Armin Aebi die Papiere hervor und beginnt zu erzählen. 

Armin Aebi hat alle wichtigen Dokumente der Geflüchteten in Ordnern aufbewahrt und zeigt auf einer Karte, die er ausgedruckt hat, von wo aus der Ukraine sie stammen. 
Corinne Aeberhard

Helfen ist selbstverständlich

Am 24. Februar ist Russland in die Ukraine einmarschiert. Armin und Anne-Lise Aebi haben nicht lange gezögert und sich gleich dazu entschlossen zu helfen. «Wir haben die Zeit und den Platz, und wir wollen den Menschen helfen und uns für sie einsetzen», sagt Armin Aebi. Seine Frau Anne-Lise Aebi ergänzt: 

Angesichts dessen, dass die Menschen ihr Zuhause verlieren und wir ihnen hier ein sicheres Daheim bieten können, konnten wir nicht anders.

Es sei für sie selbstverständlich gewesen, in dieser Situation ihre Türen zu öffnen und zu geben, was benötigt wird. 

Von zwei auf fünf

Am 27. Februar haben sie ihre Anmeldung über den Verein Osons l’acceuil abgeschickt. Zuerst hiess es, sie würden ein junges Paar mit einem kleinen Kind bei sich aufnehmen. «Wir haben angefangen, die Zimmer vorzubereiten, und haben für das Kind Spielzeuge bereitgestellt», erinnert sich Anne-Lise Aebi. Die Aufnahme klappte jedoch nicht, weil das junge Paar mit dem Kind schliesslich nach Bern ging. Daraufhin reaktivierten Armin und Anne-Lise Aebi ihre Anmeldung und erhielten kurze Zeit danach Bescheid, dass drei Geflüchtete zu ihnen kommen würden. Noch am selben Tag fuhren sie ins NH Hotel in Freiburg, das Empfangszentrum für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. Dort empfingen sie die drei Menschen, denen sie für die kommenden Monate ein Zuhause geben würden. Das war am 12. April. 

«Vor Ort war alles sehr gut organisiert. Wir haben die nötigen Dokumente erhalten und die drei in einem Gespräch besser kennengelernt und Fragen stellen können», sagt Armin Aebi. Nach Hause fuhren sie mit einer 34-jährigen Mutter, ihrem 17-jährigen Sohn sowie ihrer 17-jährigen Nichte. Sie stammen alle aus dem Osten der Ukraine  – aus einer Stadt, die rund fünf Stunden von Mariupol entfernt liegt. Anfang April überquerten die drei die Grenze zur Schweiz und waren zunächst über eine Woche im Bundesasylzentrum in Boudry im Kanton Neuenburg untergebracht, bevor sie am 12. April nach Freiburg kamen. 

«Wir haben uns darauf eingestellt, sie mindestens vier Monate bei uns zu haben. Beziehungsweise so lange, wie es nötig ist», sagt Armin Aebi. 

Französisch mit der App

Die drei Menschen aus der Ukraine haben sich dazu entschlossen, Französisch zu lernen. Da die 73-jährige Anne-Lise Aebi früher Primarschullehrerin war, bringt sie ihnen nun unter der Woche die Sprache bei. Dafür hat sie sich nebst ihren eigenen Französischbüchern solche mit russischer Übersetzung angeschafft und zeigt auf die Arbeitsblätter. «Wir haben mit dem ‹Je m’appelle› angefangen und nun sind wir beim ‹Je me présente›», sagt sie. Die beiden 17-Jährigen begannen am 10. Mai mit richtigem Französischunterricht in der Berufsschule Freiburg – was mehr Struktur in ihren Alltag bringt. Das Mädchen verfolgte zu Beginn online noch Schulkurse in der Ukraine. «Wegen des Kriegs war der Unterricht aber sehr unregelmässig, und Ende April ist er schliesslich komplett abgebrochen», so Armin Aebi. 

Anne-Lise Aebi bringt den Flüchtlingen Französisch bei. 
Corinne Aeberhard

Armin und seine Frau sprechen weder Ukrainisch noch Russisch und die Flüchtlinge weder Deutsch noch Englisch. Wo die Französischkenntnisse der drei an ihre Grenzen stossen, hilft eine Übersetzungsapp mit der Kommunikation. «Wir sprechen auf Französisch, und die App übersetzt es dann auf Ukrainisch», sagt Armin Aebi. Nicht immer übersetze die App das Gesagte jedoch korrekt, was für Lacher sorgen kann. «Den Humor haben sie zum Glück nicht verloren.» 

Ausflug nach Genf

Das Zusammenleben funktioniere sehr gut: «Es ist wie eine WG mit jungen Menschen», sagt Armin Aebi. Jeden Mittag und möglichst auch am Abend essen sie gemeinsam. Sie unternehmen gerne gemeinsam Ausflüge und sind viel unterwegs – auch ohne die Aebis gehen die drei Geflüchteten, die namentlich nicht erwähnt werden möchten, oft los. So auch an diesem Tag, an dem die FN zu Besuch sind. Nach Genf wollen sie und haben vor, den ganzen Tag dort zu verbringen und die Stadt besser kennenzulernen. Sie machen viele Tagesausflüge in der Schweiz und füllen so ihre Tage. Bei Armin und Anne-Lise Aebi gefällt es ihnen sehr gut, und sie sind ihnen dankbar für alles – teilen sie den FN mittels der Übersetzungsapp mit.

Den Kontakt zu ihrer Familie und Freunden in der Ukraine pflegen sie noch immer und telefonieren jeden Tag mit den Liebsten zu Hause, sagt die 34-jährige Mutter. 

Dann packen sie ihre Sachen und machen sich auf den Weg. Armin Aebi gibt ihnen noch letzte Tipps mit auf den Weg, sagt ihnen, welchen Zug sie nehmen sollen, und erinnert sie daran, genug Wasser zu trinken. 

Den dreien gefällt es in der Schweiz, und sie sind Armin und Anne-Lise Aebi dankbar für die Hilfe. 
Corinne Aeberhard

Vertrauen und Respekt

Das Zusammenleben erfordere von beiden Seiten Anpassungsfähigkeit und Einfühlungsvermögen. «Es braucht auch Vertrauen und grossen Respekt, was wir ihnen geben, damit sie ihr Leben gestalten können, wie sie möchten», so Armin Aebi. Seine Frau vergleicht das Zusammenleben mit dem in einer Grossfamilie: «Wir geben einander Freiheiten und helfen, wo wir können.» Die Flüchtlinge leben in derselben Wohnung wie die Aebis. Sie haben zwei Zimmer in der unteren Etage und das dazugehörige Badezimmer für sich: «Es ist wichtig für die Privatsphäre, dass sie ihren eigenen Platz und ihr eigenes Badezimmer haben, und darauf geben wir Acht», sagt Armin Aebi. 

Über den Krieg und das, was in ihrer Heimat gerade geschieht, wollen die Geflüchteten nicht sprechen. Auch Nachrichten dazu wollen sie keine schauen. Das hätten sie bereits früh klargestellt. «Wir respektieren das», sagt der 76-Jährige.

Bereits zum zweiten Mal

Es ist nicht das erste Mal, dass Armin und Anne-Lise Aebi Flüchtlinge bei sich aufgenommen haben. Vor fast sieben Jahren haben sie bei sich ein Paar mit einem Kind aus Afghanistan aufgenommen. «Die Frau war zu diesem Zeitpunkt schwanger und hat das erst erfahren, als sie in der Schweiz angekommen ist», sagt Armin Aebi. Dass die Ehe der beiden in der Schweiz lange nicht anerkannt wurde und sie keine richtigen Ausweispapiere hatten, sorgte für viele Probleme. «Das war nicht einfach mit der Integration, aber diese Erfahrungen sind für uns die Hauptmotivation, noch einmal Flüchtlingen tatkräftig zu helfen», sagt Armin Aebi. Damals gab es zu Beginn auch grössere Probleme mit der Verständigung, dem Französischlernen – weil der Mann Analphabet war –, und die kulturellen Unterschiede seien ebenfalls gross gewesen. «Die ukrainische Kultur ist unserer viel näher», sagt Armin Aebi. Eineinhalb Jahre lebten sie in der Zweieinhalb-Zimmer-Wohnung im Untergeschoss der Aebis. Und noch heute haben sie regelmässig Kontakt zum pensionierten Ehepaar und können auf ihre Hilfe zählen. 

Keine leichte Aufgabe

Flüchtlinge aufzunehmen, sei mit Aufwand verbunden: «Die Menschen brauchen Hilfe und Unterstützung, um in diesem administrativen Dschungel zurechtzukommen», sagt Aebi. Nur ein Zimmer und Essen zur Verfügung zu stellen, reiche da nicht aus. «Man ist ziemlich involviert, begleitet sie überallhin und hilft intensiv bei der Integration.» Vielen Dingen müssen die Aebis auch hinterherrennen, und oft müssen sie mehrmals bei den zuständigen Behörden anrufen, damit sie etwas erreichen oder auch nur informiert werden.

Im Kanton Freiburg kümmert sich das Unternehmen ORS Freiburg um die Unterbringung der Ukraine-Flüchtlinge. 395 Franken pro Person pro Monat erhalten die Flüchtlinge von ORS. Das muss für Kleider, Essen, Telefonkosten und sonstige Ausgaben genügen. Zudem wird ihnen ein kostenloses Generalabonnement zur Verfügung gestellt, das vorerst bis am 31. Mai gültig ist. Die Gastfamilien erhalten pro erwachsene Person, die sie aufnehmen, 150 Franken und für die Minderjährigen 75 Franken. Bei den Afghanen hätten sie 200 Franken für alle drei Personen erhalten, so Aebi.

Fehlende Kommunikation

«Obwohl sehr vieles sehr gut organisiert ist, läuft nicht immer alles wie am Schnürchen, und einige Informationen fehlen einfach, oder Fragen können lange nicht beantwortet werden. Sie scheinen überfordert zu sein», so Armin Aebi. Etwa mit der Beschaffung des Ausweises S – für Schutzbedürftige. Hätte sich Armin Aebi nicht mit dem Kollegen in Murten ausgetauscht, der ebenfalls Flüchtlinge aufgenommen hat, hätte er nicht gewusst, dass er ohne Aufforderung und Voranmeldung beim zuständigen Amt vorbeigehen muss, um die nötigen Schritte dafür einzuleiten. Darüber und über weitere Angelegenheiten sei er von den Behörden und ORS Freiburg nie in Kenntnis gesetzt worden. Vor gut zwei Wochen haben die drei Ukrainer nun den Ausweis S erhalten. Das Dokument berechtigt sie zum vorläufigen Aufenthalt in der Schweiz, zum Arbeiten und zur Eröffnung eines Bankkontos.

«Obwohl wir zum Teil auch mühsame Erfahrungen machen und es viel Engagement benötigt, würden wir immer wieder helfen und freuen uns, dass wir das auch können», sagt Armin Aebi.

Zahlen und Fakten

1798 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine im Kanton Freiburg

Laut dem Staatssekretariat für Migration sind Stand Montag 49’464 Flüchtlinge aus der Ukraine in der Schweiz registriert. Davon haben sich 1798 im Kanton Freiburg registriert, wie die kantonale Direktion für Gesundheit und Soziales mitteilt. Diese sind im Kanton in verschiedenen Unterkunftsarten untergebracht. 1366 Flüchtlinge wohnen bei Gastfamilien, 393 in Wohnungen oder Kollektivheimen, 24 in Unterkünften, die in Billens und Matran vom Kanton bereitgestellt wurden, und 15 in einem Beherbergungszentrum, das eine temporäre Lösung sei. 945 Plätze sind im Kanton Freiburg derzeit noch frei. 

Insgesamt haben sich im Kanton Freiburg 854 Gastfamilien gemeldet, um Flüchtlingen aus der Ukraine zu helfen und ein Zuhause zu geben. 456 von ihnen haben bereits Kriegsflüchtlinge aufgenommen. 350 sind bereit für eine Aufnahme, und 48 Gastfamilien müssen noch kontaktiert werden. 384 Kinder besuchen die obligatorische Schule, und rund 60 Kinder sind in Integrationsklassen eingeschult worden. 

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