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Kritische Fragen an den Freund des Lebens

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Wort zum Sonntag

Autor: Hans Ulrich Steymans

Kritische Fragen an den Freund des Lebens

Manche Menschen sagen, dass sie nicht an einen guten Gott glauben können, weil sie zu viel Ungerechtigkeit und unschuldiges Leid gesehen haben. Der Weise, der im Buch der Weisheit spricht, ringt mit den kritischen Fragen über Gott, die von seinen Zeitgenossen in der Antike vorgebracht wurden.

Ein Vorwurf der zweifelnden Zeitgenossen des Weisen lautete: Wer Leid und Unglück erfährt, den hasst Gott. Dahinter steckt die Vorstellung, Erfolg sei ein Zeichen göttlichen Segens. Dem hält der Weise in Form einer Anrede an Gott entgegen: «DU liebst alles, was ist, und verabscheust nichts von allem, was DU gemacht hast; denn hättest DU etwas gehasst, so hättest DU es nicht geschaffen.» (Weish 11,24). Jeder Mensch ist schon deshalb von Gott geliebt, weil er ihn gemacht hat. Unglück und Leiden kann also nicht Ausdruck von Gottes Hass sein.

Eine andere kritische Frage, welche die Zweifler an Gott stellten, lautete: Warum straft Gott die Tyrannen, Ausbeuter und Unterdrücker nicht, so dass die Unterdrückten von ihrem Elend befreit würden? Der Weise antwortet wieder in der Form seiner Anrede an Gott: «In allem ist dein unvergänglicher Geist. Darum bestrafst DU die Sünder nur nach und nach; DU mahnst sie und erinnerst sie an ihre Sünden, damit sie sich von der Schlechtigkeit abwenden und an dich glauben.» (Weish 12,1f). Obwohl der Weise die Gründe zum Zweifeln an Gott kennt, beteuert er, dass Gott ein «Freund des Lebens» ist (Weish 11,26). Wie ist das möglich?

Die Art, wie der Weise spricht, liefert den Schlüssel zum Verständnis. Er schreibt keinen Aufsatz zur Rechtfertigung Gottes, sondern formuliert ein Gebet. Er spricht Gott an. Das ist ein Mittel, um uns, den Lesern, deutlich zu machen: Nachdenken führt nicht zu der Erfahrung, dass man einen Freund hat. Nur wer es wagt, in der Beziehung mit dem Freund zu leben, diesem DU, das jenseits der materiellen Welt das Universum durchwaltet, kann seine Freundschaft erfahren.

Nun mögen die Zweifler einwenden, an einen Gott zu glauben, der aus Geduld das Gericht über die Gewalttätigen aufschiebt, sei simpel. Doch für gerechte Gesellschafts- und Weltordnung zu sorgen, ist eine politische Aufgabe. Wieso hierin Gottes Eingreifen fordern?

Zunächst sind Menschen in die Verantwortung gerufen, Tyrannen, Ausbeuter und Unterdrücker in die Schranken zu weisen und ungerechte Strukturen zu überwinden. Wer das wagt, wird wegen der Gefährlichkeit solchen Tuns froh sein, den unvergänglichen Gott zum Freund zu haben.

Der Dominikaner Hans Ulrich Steymans ist Professor für Altes Testament und Biblische Umwelt an der Universität Freiburg und lebt im Kloster St. Hyazinth.

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