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Kritischer Blick auf den Strafvollzug

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Es sind keine Bagatellen, welche die sieben Häftlinge der Strafanstalt Thorberg begangen haben, die im gleichnamigen Dokumentarfilm des Berner Regisseurs Dieter Fahrer porträtiert werden. Mord, Totschlag, Körperverletzung oder Handel mit harten Drogen lauten die Delikte. Zu entsprechend langen Haftstrafen wurden die Männer verurteilt: Bis zu 15 Jahre dauert der verordnete Freiheitsentzug, den sie im wegen Platzmangels mehrfach kritisierten Gefängnis im bernischen Krauchthal absitzen müssen.

Fahrer gelingt es im Film «Thorberg», den öden und monotonen Gefängnisalltag zu vermitteln. Eine ungeheure Nähe zu den porträtierten Menschen zeichnet die Dokumentation aus – ohne dass dabei die schweren Straftaten vergessen gingen oder gar entschuldigt würden: Das Leben in Haft wird zwar anschaulich und sehr einfühlsam dargestellt, Sympathie für die Täter entsteht aber selten.

Es habe viel Zeit gebraucht, um das Vertrauen der Häftlinge zu gewinnen und um zu erreichen, dass sie vor der Kamera sich selbst blieben, erklärte der Regisseur am Montagabend an einer Podiumsdiskussion, die im Rahmen des diesjährigen Internationalen Filmfestivals Freiburg anschliessend an die Westschweizer Premiere des Films stattfand. «Es war ein langsamer Prozess. Auch ich musste mich zuerst den Insassen gegenüber öffnen. Erst nach und nach haben wir mit den Aufnahmen begonnen», sagte Fahrer.

Anfangs sei er bei seinen Besuchen noch von Wärtern begleitet worden, doch habe er nach einigen Monaten vom damaligen Gefängnisdirektor einen Schlüssel erhalten, der ihm Zugang zur ganzen Anstalt verschaffte, erzählte Dieter Fahrer. «Ich bekam die Erlaubnis, ohne Begleitung in die Zellen zu gehen. So konnte ich mit den Inhaftierten viel Zeit verbringen und diese unheimlich langen Stunden in Gefangenschaft erleben.»

Schwierige Resozialisierung

 An der von Serge Gumy, dem stellvertretenden Chefredaktor von La Liberté, geleiteten Diskussion nahm auch Markus Julmy teil. Der stellvertretende Generalstaatsanwalt des Kantons Freiburg verteidigte teils das vom Film un- ter anderem wegen mangelnder Ausbildungsmöglichkeiten kritisierte Strafsystem, zum Beispiel, als er sagte: «Vor allem junge Insassen mit kurzen Haftstrafen verlassen das Gefängnis oft mit besseren beruflichen Voraussetzungen als andere Gleichaltrige.»

Julmy hielt sich aber auch mit persönlicher Kritik nicht zurück. So gab er unumwunden zu, dass mit Resozialisierungsmassnahmen viele Probleme verbunden seien und es im Strafvollzug eine eigentliche Zweiklassengesellschaft gebe zwischen jenen, die nach der Haft in der Schweiz bleiben könnten und entsprechend reintegriert würden, und allen anderen. «Gesellschaftliche Wiedereingliederung», sagte Julmy, «ist zwar ein Ideal. In vielen Fällen funktioniert es nicht schlecht, doch bei ausländischen Delinquenten versagt das System meist, das muss man eingestehen.»

Aus dem Publikum, das sehr zahlreich für die Diskussion im Kinosaal sitzen geblieben war, äusserte ein Mann seine tiefe Skepsis gegenüber dem Erfolg von Wiedereingliederungsmassnahmen – egal, welcher Herkunft der Täter sei: «Ich kann Ihnen versichern, dass diese Leute überhaupt keine Chance haben, eine Stelle zu finden.» Niemand stelle einen Straftäter an, meinte er – was im weiteren Verlauf der Diskussion ein ehemaliger Häftling aus eigener Erfahrung bestätigte.

Dieter Fahrer entgegnete, er wisse nicht recht, was er darauf sagen solle. Es stimme ihn nachdenklich und führe zu anderen Fragen, die ihn stark beschäftigten: «Was ist Normalität? Welche Lebensform ist eigentlich wünschenswert? Wie wollen wir Leute wiedereingliedern in eine Welt, die selbst mehr und mehr asozial wird?» Der Regisseur fragte verhalten zurück, ob das als Antwort durchgehe – das Publikum quittierte die Äusserung mit Applaus.

Der Film läuft offiziell am 27. März in den Westschweizer Kinos an. In der Deutschschweiz lief er bereits.

Schweizer Filme Louis de Funès auf dem Murtensee

I n der Sektion «Passeport Suisse» laufen am Filmfestival Freiburg Filme mit Bezug zur Schweiz. In diesem Jahr wurde nebst dem Dokumentarfilm «Thorberg» (siehe Haupttext) die Krimikomödie «Dans l’eau qui fait des bulles» gezeigt, die am Murtensee spielt. Ein Fischer (Louis de Funès) zieht die Leiche eines Mannes aus dem Wasser, des- sen Tod manchen Leuten sehr gelegen kommt, weshalb die Leiche wieder verschwinden soll. Dritter Film der Sektion war «Five Days One Summer», ein im Engadin gedrehtes Drama mit Sean Connery. fa

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