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«Kunst entsteht aus einem Manko heraus»

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«Kunst entsteht aus einem Manko heraus»

Ein Gespräch mit Ivo Vonlanthen über Kunst, Künstler und das Kunstschaffen

Der Mensch hatte zu jeder Zeit, in jeder menschlichen Gesellschaft das Bedürfnis, seine Träume, seine Hoffnungen, seine Zweifel und Ängste in kulturellen «Zeremonien» zum Ausdruck zu bringen. Die Malerei ist eine davon: Ein Wortwechsel mit Ivo Vonlanthen.

Mit IVO VONLANTHEN sprach
IRMGARD LEHMANN

Seit mehr als zehn Jahren malen Sie. Zweifel, das Richtige zu tun, gab es nie. Was löst so eine Selbstsicherheit aus?

In der Malerei finde ich das Gleichgewicht zwischen der Aussen- und der Innenwelt. Da ich vorab zeichne, verbringe ich sehr viel Zeit in der Natur. Fast täglich gehe ich auf «Zeichnungsgänge».

Wozu?

Um zu zeichnen und dabei ruhig zu werden . . . Ich brauche dafür viel Zeit. Zeit, um zu beobachten, um auf Inneres zu hören.

Zeichnungen als Vorlage fürs Bild?

Nein, die Zeichnung muss als eigenständige Arbeit begriffen werden. Konzentrate von ganzen Zeichnungsabläufen können aber durchaus als Vorlage dienen für ein Ölbild.

Lea Pool, eine Schweizer Filmschaffende, die in Kanada lebt, hat einmal gesagt, dass sehr viel geschrieben werden muss, bis einmal etwas Wichtiges geschrieben ist. Könnte der Gedanke auch für die Malerei gelten?

Durchaus. Drei Viertel meiner Zeichnungen vernichte ich. Früher habe ich immer davon geträumt, eines Tages «mein Bild» zu schaffen. Ein Bild, das jegliches Weitermalen unnötig macht. Darnach, so habe ich gedacht, könnte ich mich dem Leben zuwenden. Inzwischen weiss ich aber, dass dieser Traum Utopie bleiben muss. Eine Utopie, die einen am Leben erhält.

Ein Künstler muss ein einsamer Mensch sein. Oder wenigstens ein Mensch, der es liebt, allein zu sein.

Das ist die Voraussetzung. Ich verbringe viele Stunden allein. Jeden Tag arbeite ich hier im Atelier, in der Villa Gallia, oder begebe mich auf «Zeichnungsgänge» an Orte, wo ich allein bin.

Sie brauchen die Menschen nicht?

(Lacht herzhaft) O doch. Aber vielleicht etwas anders als andere. Ausstellen ist für mich sehr wichtig. Das Zugehen auf die Menschen über die Kunst. Aber ein bisschen asozial bin ich wohl . . . (schmunzelt). Kunst zu machen ist vorab ein bescheidener Akt. Denn wie oft stellt man sich in Frage, wirft alles über den Haufen, fängt von vorne an.

Kreatives Potential ist vor allem bei Menschen vorhanden, die starke Gegensätze in sich tragen.

Da liegt ein Stück Wahrheit drin. Ein berufener Künstler hat gar keine Wahl. Er muss sich ausdrücken können, seis in der Malerei oder in der Musik. Kunst entsteht immer aus einem Manko heraus, aus einem Druck, die Eindrücke verarbeiten zu müssen.

Ging das Ihnen auch so?

Ich glaube schon. Nach Abschluss der Kunstgewerbeschule (Zeichnungslehrerdiplom) dachte ich mir, die künstlerische Arbeit sei relativ einfach. Doch das war es nicht. 1989 erhielt ich ein Stipendium und verbrachte ein Jahr im Atelier Tinguely in Paris. Dort erlebte ich eine erste grosse schöpferische Krise. In diesem Jahr fand ich aber auch meinen Weg, meinen persönlichen künstlerischen Ausdruck.

Ihre Bilder strahlen eine Aura der Ruhe aus. Man muss sich Zeit nehmen, um hineinzusehen, um das Subtile auf sich wirken zu lassen: die angedeuteten Blumen, die Halme und Gräser, umgeben von unendlicher Weite. Zarte Farben, kaum festgehalten. Als würde sich alles beim leisesten Fingerdruck in nichts auflösen. Ein Spiegelbild Ihrer selbst?

(Pause) Das Leben ist fragil. Das Vergängliche im Leben, ja, das ist für mich ein Thema.

«Pulia – Erdgesänge» heisst der Zyklus, den Sie in der Galerie Hofstetter zeigen. Können Sie darüber reden?

Die Bilder sind Anklänge an die Natur: Einerseits möchte ich den Aussenraum aufzeigen, andererseits wünsche ich mir, dass die Bilder auf die eigene Befindlichkeit zurückstrahlen. Stille, Leerraum, Atmen möchte ich ausdrücken.

Die meditative Gitarrenmusik, die jetzt im Atelier so ganz sanft erklingt, brauchen Sie diese immer?

Meistens. Malen ist Meditation.

Seit mehr als zehn Jahre malen Sie. Kommt man damit über die Runden?

Nein, so einfach ist das nicht. Intime Bilder finden nicht das grosse Publikum. Trotzdem habe ich das Privileg, in meinem Leben der Frage nachzugehen, was Menschsein bedeuten kann.

Nebenbei üben Sie aber auch einen «Brotberuf» aus. Was wäre das?

Gegenwärtig kann ich zusammen mit dem Grafiker Guy Tornay die 100 Meter lange Wand des neuen Gebäudes der Kantonalen Diplommittelschule künstlerisch gestalten.

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