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Kunst für die Nase

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Säcke voller Gewürze hängen von einem Baldachin und reihen sich am Boden aneinander. Im Raum duftet es intensiv nach Pfeffer, Ingwer und Nelken. Erinnerungen werden wach: an den würzigen Lebkuchen aus Kindertagen oder an orientalische Gewürzbasare.

Szenenwechsel: Eine mechanische Maschine raucht eine Zigarette nach der anderen. Im Raum fällt das Atmen schwer, und man denkt unweigerlich an ein verqualmtes Fumoir–und an die Gefahren des Passivrauchens.

Noch ein Szenenwechsel: Ein leerer Raum, in dem sich die Wahrnehmung der Besucherinnen und Besucher ganz auf die Nase konzentriert. Der Geruch, mit dem sie hier konfrontiert werden, ist gruselig. Es ist synthetisierter Angstschweiss von elf Männern, die an schweren Phobien leiden. Man schnuppert zaghaft–und denkt dabei womöglich an seine eigenen Ängste.

Barockes und Aktuelles

Diese und viele andere Dufterlebnisse bietet derzeit das Museum Tinguely in Basel in seiner Ausstellung «Belle Haleine–Der Duft der Kunst». Die Gewürzsäcke sind eine Installation des brasilianischen Künstlers Ernesto Neto mit dem Titel «Mentre niente accade». Die Rauchmaschine «Smoking Machine» hat der Norweger Kristoffer Myskja geschaffen. Und das Werk mit dem Angstschweiss heisst «The fear of smell–The smell of fear» und stammt von der Norwegerin Sissel Tolaas, die nicht nur Kunst, sondern auch Chemie studiert hat. Die drei Beispiele zeigen, neben vielen anderen, dass man Kunst nicht nur sehen und hören, sondern durchaus auch riechen kann. Die «Erweiterung des Kunstbegriffs in die olfaktorische Dimension» habe in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, schreibt das Museum Tinguely zur Ausstellung.

Der Hauptfokus der Schau, die Werke von über vierzig Künstlerinnen und Künstlern vereint, liegt denn auch auf den letzten zwanzig Jahren. Insgesamt sind auf über 1200 Quadratmetern Installationen, Videos, Plastiken, Zeichnungen, Fotografien und Grafiken aus dem 20. und 21. Jahrhundert zu sehen. Dazu kommt als eine Art kunsthistorischer Prolog eine Auswahl an barocken Arbeiten von Künstlern wie Cornelis Dusart, Pieter Jansz Quast oder Jan Saenredam.

Mensch und Natur

Ein wichtiges Thema, wenn Künstler sich mit Düften auseinandersetzen, ist das ambivalente Verhältnis zum menschlichen Körper und seinen Ausdünstungen. So darf in der Basler Ausstellung Piero Manzonis «Merda d’artista» nicht fehlen: Mit dem umstrittenen Werk machte der italienische Konzeptkünstler 1961 auf sich aufmerksam. Er füllte seine eigenen Fäkalien in neunzig durchnummerierte Dosen ab, die er zum damals aktuellen Goldpreis verkaufte.

Mit menschlichen Düften zwischen natürlicher Ausdünstung und der Vorliebe für Parfums befassen sich etwa die Kanadierin Jana Sterbak oder die Genferin Sylvie Fleury. Andere Künstler fangen Düfte aus der Natur ein: Valeska Soares’ «Fainting Couch» verströmt einen Lilienduft, während Meg Websters «Moss Bed» nach Moos und Erde riecht. Die Schweizerin Anna-Sabina Zürrer hat für «Solitude» aus den Gerüchen der Pflanzen im Solitude-Park beim Museum ein hochkonzentriertes Destillat gewonnen, das sie, gut verschlossen, in einem unscheinbaren Glasfläschchen präsentiert. Zu riechen ist hier gar nichts. Doch manchmal reicht auch die Fantasie, um Geruchsempfindungen anzuregen. Das wusste auch schon Piero Manzoni.

Museum Tinguely,Paul Sacher-Anlage 1, Basel. Bis zum 17. Mai. Di. bis So. 11 bis 18 Uhr. www.tinguely.ch.

Angstschweiss: «The fear of smell–The smell of fear» (2006 bis heute), von Sissel Tolaas.Bild Museum Tinguely/Peter Schnetz, zvgNebelmaschine: «Hypothèse de grue» (2013), von Carsten Höller mit François Roche. Bild Museum Tinguely/Peter Schnetz, zvgSignierte Miniatur eines Readymades: «Air de Paris» (1941), von Marcel Duchamp. Bild Succession Marcel Duchamp, zvgKlassiker der Konzeptkunst: «Merda d’artista n. 78» (1961), von Piero Manzoni. Bild Fondazione Piero Manzoni/Agostino Osio, zvgSinnlich: «Mentre niente accade/While nothing happens» (2008), von Ernesto Neto. Bild Museum Tinguely/Stefan Holenstein, zvg

Geruchssinn: Gefühle und Erinnerungen

K ünstlerinnen und Künstler, die mit Duft arbeiten, machen sich den Umstand zunutze, «dass Gerüche provozieren, stimulieren und uns ganz direkt beeinflussen». Das schreibt das Museum Tinguely zu seiner Ausstellung «Belle Haleine». Der Einsatz von olfaktorischen Reizen in der Kunst habe oft etwas Subversives. Das funktioniere auch darum so gut, weil Düfte unmittelbar Gefühle, Erinnerungen und Assoziationen weckten.

Der Geruchssinn gehört zu den ältesten sensorischen Fähigkeiten des Menschen und ist schon bei der Geburt weitgehend ausgebildet. Er ist direkt mit dem limbischen System verbunden, jenem Teil des Gehirns, in dem Emotionen und Triebverhalten entstehen, und er ist eng verknüpft mit Erinnerungen und Erlebnissen. cs

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