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Kunst inmitten von Staub und Wandel

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

«Nein, das wird nichts», dachte sich Kilian Mutter, als er zum ersten Mal die Räume des ehemaligen Hotels Bären betrat. Oft hatte er sich vorgestellt, seine Kunstwerke hier auszustellen. Doch er erschrak ab dem Zustand des verlassenen Gebäudes: Aus einem grossen Loch in der Saaldecke quoll Isolationsmaterial, auf dem Boden lagen umgekippte Badewannen. Doch der Charme der heruntergekommenen Räumlichkeiten liess ihn nicht los.

Jetzt, mehr als ein Jahr später, zeigt Kilian Mutter auf rot-weiss-gestreifte Absperrbänder, die einsturzgefährdete Räume abtrennen. «Die gehören zum Konzept», erklärt er begeistert. Das Konzept: eine Auswahl seiner Werke, arrangiert in den ehemaligen Hotelzimmern. Dies sei intuitiv geschehen, sagt der Künstler. «Ich habe einfach meine Bilder in den vorgegebenen Räumen inszeniert.»

Die Ausstellung der Bilder ist auf den verlebten Charakter der einzelnen Zimmer ab­gestimmt. An eine mit Farb­tupfen bekleckerte Wand hat Kilian Mutter ein Bild gehängt, auf dem ähnliche Farbtropfen zu sehen sind. In einem anderen Zimmer findet sich ein Zusammenspiel des hellen Hintergrunds seiner Gemäldeserie mit dem pastellfarbenen Muster einer alten Tapete. An einer weiteren Wand wird sogar die Tapete selbst zum Kunstwerk: Der Künstler hat die darüberliegende Farbschicht so von der Tapete abgekratzt, dass ein Rechteck in derselben Grösse wie die übrigen Bilder im Raum entstanden ist.

Strom gibt es im ehemaligen Hotel keinen. Durch die staubigen Fenster fällt Tageslicht in die Räume und auf die Werke. Kilian Mutter achtete auf deren Ausrichtung: Je nach Licht und Tageszeit werden andere Details der Bilder in den Mittelpunkt gerückt.

Aktuelle Kunst

Kilian Mutter arbeitet mit verschiedenen Techniken. Er malt, sprayt und klebt. Für seine Collagen schneidet er Bilder aus Hochglanzmagazinen aus und rahmt sie in neuen Anordnungen. Ein Fashionmodel im Minirock klebt über dem Foto einer alten Frauenstatue, die Nahaufnahme eines Gesichts über einem Luxusauto. Was er aus den Zeitschriften ausschneidet, ist Zufall, sagt ­Kilian Mutter, «doch es stellt immer einen Gegensatz zur Realität dar. Der Hochglanz ist der Gegensatz von allem». Damit meine er, dass im Leben nichts wirklich so «überglänzend» sei, wie es in diesen Magazinen dargestellt werde. Die teuren Produkte und die vermarkteten Lifestyles erlangen durch das Ausschneiden eine ganz andere Bedeutung. So entstehe eine neue Komposition. Ist das politisch? «Es ist auf jeden Fall aktuell», sagt Mutter.

Aktuell ist auch sein Werk mit dem Namen «Josephine». Dieses besteht aus neun Kugeln, die aus Maschendraht und Stoff gemacht sind. Über diesen Kugeln baumelt ein farbiges Kleid an einem Bügel. Das Werk sei der Flüchtlingssituation gewidmet, erklärt Mutter. Das Kleid gehöre der imaginären Frau Josephine, die stellvertretend für alle Geflüchteten steht. Es verbildlicht unsere Unkenntnis individuellen Schicksalen gegenüber. Man wisse, weder wer Josephine sei, noch wo sie sich aufhalte oder was sie erlebt habe.

Ein neuer Kontext

Inspiration ist für Kilian Mutter alles, was Kunst ist, ob Werke aus dem Mittelalter oder von amerikanischen Expressionisten. Und Kunst sei dann Kunst, wenn ein Werk «Inhalt und Kraft hat». Die Kreativität liegt ihm im Blut: Schon sein Vater hat eine Galerie betrieben, und auch sein Grossvater war Künstler. Selbst hat Kilian Mutter die Berner Schule für Gestaltung besucht. Er arbeitet in seinem Atelier in Gümmenen als freier Künstler und ­Gemälderestaurator und lebt seit zwei Jahren in Kerzers. Kilian Mutters aktuelle Ausstellung feiert am 14. August Vernissage und ist an den darauffolgenden August-Wochenenden nachmittags geöffnet. Im obersten Stockwerk des Gebäudes stellt zudem Ruedi Durscher Landschaftsfotografien aus. Es ist das erste Mal, dass Kilian Mutter im Kanton Freiburg seine Werke präsentiert. Mit der Ausstellung hofft er, bei der Freiburger Bevölkerung bekannter zu werden. Ausserdem biete sie die Möglichkeit für die Einwohner von Kerzers, wieder einmal den Bären zu besuchen. «Die Ausstellung setzt das Hotel in einen anderen Kontext. Wenn man durch die Räume geht, wird einem die Vergänglichkeit von Gebäuden vor Augen geführt.»

Umbauprojekt

Baustart erst in zwei Jahren

An der Situation des seit drei Jahren leer stehenden Hotels Bären in Kerzers hat sich seit dem Jahr 2018 wenig verändert. «Wir sind ziemlich desillusioniert», sagt der Architekt Reto Amonn auf Anfrage. Sein Architekturbüro, Hans Amonn AG, ist der Grundeigentümer der Liegenschaft.

Momentan seien sie daran, Pläne für die neun Wohnungen zu zeichnen, damit der Umbau mit den Vorgaben der Denkmalpflege übereinstimmt. Dann erfolge ein Vorgesuch an die Gemeinde, diese erstelle einen Vorgutachten, und erst dann könne das eigentliche Baugesuch eingereicht werden. Ursprünglich war geplant, die Räume herzurichten und bis zum Start des Umbaus möbliert zu vermieten. «Doch es scheint, als habe die Gemeinde etwas dagegen, wenn das Gebäude einer Zwischennutzung zugeführt wird», sagt Amonn. Die Gemeinde Kerzers dementiert diese Aussage. Eine konkrete Anfrage für eine bestimmte Zwischennutzung sei nie eingegangen, sagt Erich Hirt, Gemeindeschreiber von Kerzers. Im Gegenteil, man habe Inte­resse daran, dass mit dem Bären etwas geschehe. «Es ist schade, wenn so ein grosses Gebäude mitten im Dorf so lange leer steht.» Da der Gemeinde aber die Endnutzung des Bären nicht bekannt ist, sei es auch schwierig, über eine Zwischennutzung zu sprechen, betont Hirt.

Für den Umbau rechnet Liegenschaftsbesitzer Amonn mit einem Jahr Bauzeit. Der Startschuss für die Arbeiten falle frühestens in zwei Jahren. Der Kostenpunkt liege ungefähr bei zweieinhalb bis drei Millionen Franken.

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