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Land mit ungewisser Zukunft

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Land mit ungewisser Zukunft

«Usbekistan – Märchenwelt Zentralasiens»: Eine Leserreise der Freiburger Nachrichten

Usbekistan ist touristisch kaum bekannt. Doch es gibt sich alle Mühe es zu werden: Die Leserreise der Freiburger Nachrichten führte die 33 Männer und Frauen durch weite Steppen und in die Zentren grandioser islamischer Architektur.

Von IRMGARD LEHMANN
(Text und Bilder)

Wir sitzen in der Oper von Taschkent. Für Fr. 1.80 wird uns der beste Sitzplatz zugewiesen. Ein junge Platzanweiserin setzt sich zu uns: «Kennen Sie das Bieler Tagblatt?», fragt sie zaghaft in perfektem Englisch. Der Redaktor M. sei ihr Freund. Vor einem Jahr habe sie ihn in diesem Theater kennen gelernt und seither kommuniziere sie mit ihm über Internet. Sie selber habe aber Taschkent noch nie verlassen, sei noch nie in der Oasenstadt Chiva, noch nie in der Oase Buchara, noch nie in Samarkand gewesen. «No monney», sagt sie.

«Sie verdienen gutes Geld»

Die junge Studentin als typisches Beispiel vom Leben in Usbekistan? Die Arbeitslosigkeit jedenfalls ist gross. 10 Prozent sind es offiziell, 30 Prozent in Wirklichkeit. Mit dem Bonbonverkauf am Bazar sei heute mehr Geld zu verdienen als mit einer geordneten Arbeit, wo Steuern zu bezahlen sind, sagt Reiseleiterin Nina. «Familien, die bei sich zu Hause Gäste empfangen, verdienen heute gutes Geld», meint sie. So sind wir – immerhin über 30 Leute – ein paar Mal an reich gedeckten Familientischen gesessen. Doch «gutes Geld» verdient auch die Reiseleiterin. «Sechs Monate bin ich unterwegs und das gibt mir ein monatliches Einkommen von 250 Dollar», erzählt Nina voller Stolz. Immerhin. Das Durchschnittseinkommen liegt bei 100 Dollar und ein Lehrer verdient gerade mal 50 Dollar. Kein Wunder also, dass der Lehrer auch das Taxi lenkt und Souvenirs verkauft.

Erbärmliche Toiletten und
grandiose Architektur

In diesem Land sind wir auf Schritt und Tritt freundlichen Menschen begegnet; Jugendlichen, die jede Gelegenheit nutzen, um ihre erstaunlichen Fremdsprachenkenntnisse auf die Probe zu stellen.

Usbekistan – ein Land im Aufbruch. Wir haben es erlebt. Sind stundenlang – wohlverstanden im klimatisierten Bus – durch Wüste und Steppe gefahren und haben dabei an die Schweiz gedacht, wo alles blüht und spriesst. Wir haben grandiose islamische Architektur zu Gesicht bekommen und dabei gedacht, wie Macht und Terror ein Land zur Hochblüte bringen kann. (Dynastie des Timur 14./15. Jh.)

Wir haben hinter Kulissen gesehen und WC-Anlagen angetroffen, die einem klar machten, dass im Land noch vieles im Argen liegt. Und wir hatten unsere Zweifel, als Reiseleiterin Nina das Land immer wieder ins beste Licht rückte. Präsident Karimov sei der einzig Richtige und Probleme kenne das Land keine.

Keine Minute in Sorge

Ja, uns wollte das EDA wegen der Unruhen Mitte Mai eigentlich gar nicht ziehen lassen. Erst zwei Tage vor Abreise gab es grünes Licht. Wir kamen ins Land und fühlten uns keine Minute unsicher. Wir stiegen in flotten Hotels ab und goutierten gar das harte Leben der Nomaden: Kamelritt und Übernachten in Jurten – Frauen und Männer getrennt. Keiner wirds vergessen. Was uns auf dieser zehntägigen Reise einzig zu schaffen machte, war die ungewohnt grosse Hitze (bis 40 Grad).

Summa summarum: Die Reise entlang uralter Handelsrouten («Seidenstrasse») hat uns gewiss nicht die üblichen Lustbarkeiten gebracht, dafür aber für die gewaltige islamische Architektur die Augen geöffnet und für eine Gesellschaft, wo Väter und Mütter bis ins hohe Alter das Sagen haben, Respekt hervorgerufen.
Schweiz hilft

Seit der Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1991 ist Usbekistan eine «souveräne Republik», die vom autoritären Präsidenten Islam Karimov regiert wird. Mitte Mai wurde das Land durch das Blutbad in Andischan im Ferganatal erschüttert.

Um das politische Gleichgewicht in Usbekistan sind vorab die USA besorgt, die im Süden des Landes einen Stützpunkt mit bis zu 1500 Soldaten unterhalten. Die USA forderten denn auch restlose Aufklärung über das Blutbad, bei dem laut Medienberichten bis 1000 Menschen und gemäss Präsidenten lediglich 170 getötet wurden. Die Ursachen der Zwischenfälle werden der explosiven Mischung aus mieser Wirtschaftslage, korrupten Beamten und der Unterdrückung der Bevölkerung durch die Herrschenden zugeschrieben.

Reich an Erdöl

Usbekistan hat knapp 26 Millionen Einwohner und ist 10 Mal so gross wie die Schweiz. 70 Prozent des Landes sind Wüste und Steppe.

Wichtigstes Anbauprodukt ist die Baumwolle. Der materielle Reichtum (Erdgas und Erdöl), der nur teilweise erschlossen ist, liegt allerdings unter der Erde.

Ein ernsthaftes Problem ist der Wassermangel. (Der Aralsee ist vom Verschwinden bedroht.) So konzentriert sich die Entwicklungszusammenarbeit mit der Schweiz vorab auf die Wasserversorgung. Vor allem im Osten ist die Schweiz mit Projekten vertreten. il
Die andere Welt …

l In Samarkand ist das Überqueren der verkehrsreichen Strasse lebensgefährlich. Die wenigen Fussgängerstreifen sind für den Automobilisten bedeutungslos und Ortsschilder gibts nur auf Hauptachsen.
l Marken-Jeans (Wrangler) sind für rund 13 Franken zu haben.
l Die Seife kennt das Land erst seit 1920. Bis dahin wurde mit weissem Lehm gewaschen.
l Verheiratete Söhne und ihre Familien unterstehen dem Sorgerecht der Eltern; verheiratete Töchter den Schwiegereltern. Man wohnt unter dem gleichen Dach.
l Die obligatorische Schulzeit wurde erst 1920 eingeführt.
l Der Schleier der Frauen ist erst 1920 gefallen.
l Lorenzina und Robert Helbling, Plaffeien: «Wir haben nun ein ganz anderes Bild vom islamischen Volk und sind positiv überrascht ob so viel Lebensfreude.»
l Hermann Fasel, Alterswil: «Ich habe mein Bild von einem aggressiven islamischen Volk revidiert und sehe unsere Welt wieder mit andern Augen.»
l Corinne Zosso, Schmitten: «Die Reise war ein Eintauchen in eine unbekannte und faszinierende Welt voller Farben und Gegensätze. Mit dem Besuch der unzähligen Moscheen, Mausoleen und Koranschulen haben wir zwar viele Eindrücke gesammelt, trotz allem werden wir diese orientalische Welt wohl nie wirklich verstehen.» il

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