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Lärmige Stadion-Atmosphäre im Kulturtempel

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Autor: Pascal Jäggi

Es riecht nach Bratwurst und Bier, vor der Frauen-Toilette hat sich eine endlose Schlange gebildet, und es wird eifrig über die (Fehl-)Entscheide des Schiedsrichters diskutiert. Nein, nicht im Stade de Suisse zu Bern, sondern zur Halbzeitpause des Matchs zwischen der Schweiz und Chile im Fri-Son, Freiburgs bekanntester Konzerthalle. Wie andere Kulturinstitutionen nützt auch der Saal an der Giessereistrasse die Euphorie, die alle vier Jahre um die Fussballweltmeisterschaft entsteht und zeigt alle Spiele auf Grossleinwand. Um 16 Uhr, Montagnachmittag, gehts los, mehrere hundert Zuschauer sind da. Im Fri-Son wird dreigeteilt Fussball geschaut: Für die lautstarken Fans steht im grossen Saal eine riesige Leinwand bereit, dazu der Kommentar des Westschweizer Fernsehens, wo sonst Gossip, Mogwai oder Slayer ihr Bestes geben. Gar eine Tribüne ist in der Mitte des Saals plaziert. Auf der anderen Seite hat die Bar-Fraktion Platz genommen. Vor einer Leinwand ohne Ton, dafür mit dem besten Zugang zum flüssigen Nachschub, finden sich dutzende Fans ein. Für die Deutschschweizer gibts den Kommentar von Sascha «Brüllaffe» Ruefer im kleinen Saal des Fri-Son. Tatsächlich reagiert Ruefer emotionaler als das Publikum in der «Bobine» während der ersten Halbzeit. Er findet die rote Karte gegen Valon Behrami «skandalös», den Zuschauern stehen Entsetzen und Fassungslosigkeit ins Gesicht geschrieben. Zu mehr ist niemand fähig. Im vollen Saal kommt ab und zu bei Schweizer Kontern Euphorie auf, doch sonst herrschen Hoffen und Bangen vor.

Zeit zum Platzwechsel: Nach der nicht nur spielerisch langweiligen ersten Halbzeit gehts ab in die Höhle der Schweizer, den grossen Fri-Son-Saal. Die Luft steht, die Zuschauer tragen Rot und Weiss, sind aber genauso angespannt wie die «ruhigen» Fans im kleinen Raum. Doch es braucht wenig, um die knisternde Stimmung zum Explodieren zu bringen. Allerdings sind es zuerst die chilenischen Anhänger (das gibts tatsächlich), die ihre Freude herausschreien. Höhnischer Jubel ist die lautstarke Antwort der Schweizerinnen und Schweizer im Saal, als das Tor wegen Abseits aberkannt wird. In den Hohn mischt sich das Tröten der unsäglichen Vuvuzelas. Es gibt offensichtlich Leute, die diese angebliche südafrikanische Fankultur zu importieren versuchen. In Dortmund wurde bereits eine Stadionverbot für Vuvuzelas ausgesprochen (Schweizer Clubs, nehmt die Westfalen bitte als Vorbild).

Die Gefühle gehen hoch in dieser zweiten Halbzeit. Was das Gezeigte auf dem Feld betrifft, kann man weiterhin nur hoffen, doch die Fans zeigen auch Enthusiasmus und vor allem Empörung. Wie so oft wird der Schiedsrichter als Schuldiger ausgemacht und darf sich französische Beschimpfungen anhören (nicht ganz so schlimm wie bei Raymond Domenech, aber es sind ja auch Minderjährige im Saal). Jeder Foulpfiff wird mit Unverständnis aufgenommen, das durch die mehrfachen Wiederholungen noch verstärkt wird. Höhepunkt der Aufregung ist die 75. Minute: Dem Treffer der Chilenen ist ein äusserst knappes Abseits vorausgegangen. Natürlich haben das alle Schweizer Fans sofort gesehen, entsprechend gross ist die Empörung im Fri-Son. Der Unparteiische hat entschieden, doch noch bleibt die Chance für den Ausgleichstreffer. Die Anspannung ist zurück. Den Kommentar des Westschweizer Fernsehens nimmt man hier nicht wahr, zu sehr schwappen die Gefühle über. Ein erneuter Szenenwechsel ist angesagt.

Friedlich ists hier an der Bar. Eine rasche Bestellung, und die Aufmerksamkeit gilt wieder der Leinwand. Überall nur angespannte Gesichter. Nicht unähnlich dem von Ottmar Hitzfeld. Die Fans stehen auf Tischen und Bänken. Von der anderen Saalecke erklingen ab und zu Anfeuerungsrufe, hier selbst kann sich kaum jemand dazu aufraffen (wozu auch, das hört ja keiner in Port Elizabeth). Ein kollektives «Non/Nei!» geht durch den Raum, als Eren Derdiyok die grosse Ausgleichschance vergibt. Dann ist Schluss. «Das reicht noch immer», meint ein Fan. Jetzt müsse die Nati eben gegen Honduras gewinnen. Die grosse Euphorie nach dem Spanien-Spiel ist dem Realismus gewichen. Ob am Freitag wieder so viele Zuschauer kommen werden? Auf den Strassen des Perollesquartiers trotten die meisten Richtung Innenstadt. Die Sieger feiern. Schön, dass wir jetzt auch noch wissen, dass Chilenen in Freiburg leben.

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