Lass uns gemeinsam reparieren

Obwohl die Gemeinde Ueberstorf am Samstag nicht gerade mit Wetterglück gesegnet wurde, trotzten die Mitglieder der Kulturkommission den schwierigen Vorzeichen. Bei einer gemeinsamen Veloreparatur-Aktion sollten die Bürgerinnen und Bürger die Gelegenheit bekommen, ihrem Zweirad neuen Glanz zu verleihen.

Bei der Primarschule Ueberstorf sollte es am Samstagmorgen eine besondere Versammlung von Menschen aus der Gemeinde geben. Velos reparieren und Kleider tauschen, lautete die Devise. Bei der Veloflickstätte sollte jeder und jede aus der Gemeinde die Möglichkeit bekommen, das Velo wieder einmal aus der Garage zu nehmen und zu entstauben, während in der Aula eine Kleidertauschbörse stattfand.

«Die Veloaktion haben wir schon letztes Jahr durchgeführt», erklärt Anne Buri, Präsidentin der Kulturkommission Ueberstorf. Dieses Jahr kam noch ein zusätzliches Projekt dazu. 

Während sich die Frauen der Kulturkommission in der Aula um die Kleidertauschbörse kümmern und mit Rat zur Seite stehen, sind draussen zwei Herren mit Werkzeugkästen im Einsatz: Toni Hagen und Roman Jungo. 

Zusammen etwas erreichen

Als gebürtiger Ueberstorfer zog es Toni Hagen in jüngeren Jahren in die Stadt Freiburg. «Dort habe ich alles mit Velo gemacht, ich hatte gar keine anderen Transportmittel», erinnert er sich. Ausserdem leitete Hagen lange Zeit zwei Veloateliers in Freiburg. Als Profi-Mechaniker will er sich jedoch auf keinen Fall bezeichnen. 

«Es geht viel mehr darum, dass man hier zusammen etwas erreichen kann», sagt Hagen. Letztes Jahr seien viele Leute mit ihrem Fahrrad gekommen, um es zu putzen oder einfachere Reparaturen vorzunehmen. «Als sie dann aber gemerkt haben, dass sie von uns Unterstützung bekommen, haben sie sich auch an schwierigere Reparaturen gewagt», freut sich Hagen. 

Musik für gute Laune

Für die gute Stimmung sorgt neben den zwei passionierten Velofahrern auch der so genannte Cyclotone. «Das Prinzip ist einfach: Man setzt sich auf das Velo und tritt kräftig in die Pedale», so Hagen. Danach ertönt wie von Zauberhand Musik aus den Boxen, da mit dem angeschlossenen Velo Strom generiert wird. Der Cyclotone wurde in Freiburg erfunden und wird vermietet. 

Am Samstagmorgen probiert auch die 10-jährige Emily ihr Glück. Sie schafft es, das Areal für ein paar Minuten zu beschallen. Auch bei der Kleidertauschbörse ist Emily schon fündig geworden: «Ich habe zwei Sachen ausgesucht für den Sommer», erzählt sie den FN. Den hellbraunen Jumpsuit konnte sie auch gleich in der provisorischen Umkleidekabine anprobieren. «Sieht super aus, jetzt fehlt nur noch die Sommerbräune», findet eine Helferin der Kulturkommission. 

«Das Echo zur Veloaktion letztes Jahr war sehr positiv», sagt Buri. «Mit der Kleidertauschbörse probieren wir dieses Jahr zusätzlich noch etwas Neues, wir werden sehen, wie die Rückmeldung ausfällt», so die Präsidentin der Kulturkommission. Ein Wermutstropfen bleibt vorläufig: das Wetter. «Es ist nicht grade Velowetter», sagt Hagen schmunzelnd.

Eine Freude machen

Im Verlauf des Tages lockte die Aktion aber doch noch einige Leute an, wie Buri später am Telefon sagt. «Besonders vor dem Mittag kamen noch viele Leute, am Nachmittag flachte es dann stark ab», resümiert sie. Alles in allem sei die Aktion aber aufgegangen. «Einige Leute sind mit vollen Taschen wieder gegangen, das war sehr schön zu sehen.» Besonders in Erinnerung geblieben ist ihr dabei eine junge Frau, die für ihren Abschlussball fündig wurde. «Sie kam zu uns und sagte, sie brauche noch ein Kleid. » Mit vereinten Kräften suchten die Frauen der Kulturkommission, berieten die junge Frau und statteten sie schliesslich mit einem kompletten Abschlussball-Outfit aus.

«Wir können uns nicht nur daran messen, wie viele Leute vorbeischauen», betont Buri. «Wichtig sind die Begegnungen, die so kreiert werden können. Und wenn wir auch nur wenigen Leuten eine Freude machen können, dann ist das schon viel wert.»