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Leben als Cervelat

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Das ist ein bezahlter Beitrag mit kommerziellem Charakter. Text und Bild wurden von der Firma Muster AG aus Musterwil zur Verfügung gestellt oder im Auftrag der Muster AG erstellt.

Gastkolumne

Autor: Gustav

Leben als Cervelat

Zuerst einmal: Danke. Danke für den drei Meter langen Gustav-Zopf. Danke für die handgestopften Gustav-Grillwürste. Un grand merci für die zwei Quadratmeter grosse Gustav-Torte. Grazie mille für die vielen Rabatte, Geschenke, Glückwünsche, Karten, Schulterschläge, E-Mails, Zeichnungen, und wenn mich all euer Gottessegen tatsächlich erreichen sollte, danke ich euch, dass ich demnächst mit einem Heiligenschein die dunklen Gassen von Freiburg erleuchten werde. Ihr habt Vollgas gegeben, so wie der Chor auch, so wie ich es immer gebe, wenn es um etwas geht, was mir gefällt. Deshalb: Bravo an alle, wir waren ein saugutes Team.

Die Erfolgseuphorie nimmt allmählich ab, spürt ihrs auch? Manchmal schwelgt man noch in Erinnerungen, hier ein Foto, da eine Geschichte. Aber die Zeit heilt nicht nur Wunden, sondern glättet auch die Wogen der ekstatischsten Freude. Der Bäcker backt wieder den guten alten Butterzopf, der Metzger wurstet wieder seine normalen Schweinsbratwürste, die Kinder zeichnen statt den Gustav eine singende Bus-Chauffeuse. Ist gut so. Das Leben geht weiter. Was bleibt, sind gute Erinnerungen oder ein besserer Status. Ich habe beides.

Ich bin nun auch so einer von denen. Im Boulevardfachjargon genannt ein «Cervelat-Prominenter». Habe mit Beni Thurnheer im Vollsuff getanzt, irgendeine Ex-Vize-MissSchweiz von irgendwann hat mich von einem Kopf weiter oben herab zugetextet, der amtierende Schwingerkönig Kurt, Karl, Knut, auf jeden Fall so ein Killer-Name, hat mir beinahe die Hand gebrochen, bin über einen roten Teppich gelaufen, während hundert Fotografen so getan haben, als ob sie mich, aber eigentlich viel lieber Xenia, Melanie, Kerstin, Linda, Fiona oder wie die Püppchen alle heissen, abknipsen würden. Ich habe mit Gilbert Gress um die Wette gegrillt, wurde trotz Doppelkinn unter die zehn schönsten Männer des Landes gewählt (kein Witz!), habe Anfragen von Schlagerstars, um Songs zu schreiben, gehe demnächst mit Nik Hartmann auf Wanderung, bekomme dauernd tolle Konzertanfragen oder merkwürdige Einladungen wie zum Beispiel als Juror im Kuheutercontest in Hinterwürligen.

Seit Beginn dieses Jahres fresse ich nur noch belegte Brötchen und saufe Sekt. Oder so ungefähr. Das Leben als Cervelatprominenter ist lustig, spannend, aufregend, neu und wird schon nach ein paar Monaten langsam wieder langweilig. Es ist zwar eine grosse Genugtuung, das alles mitanzusehen, wie plötzlich die ganze Schweiz wissen will, wer ich bin und was ich mache. Aber ich bin da nicht so geil drauf, dass ich mich für die Schweizer Illustrierte auf unserem Kindersabbersofa ablichten lassen möchte, Titelstory hin oder her (die Absage an die SI macht mich ehrlich gesagt im Nachhinein eher stolz als reuig).

Ich bin Musiker. Wenn jemand was von mir wissen will, kann er meine Musik hören. Ich habe ja genug davon gemacht. So bescheuerte Fragen wie «Was für Kleidermarken hast du an?» oder «Was würdest du Prinz William zur Hochzeit schenken?» oder «Wie findest du den neuen Freund von Christina Surer» zu beantworten, macht mich sprachlos und irgendwie hässig. Vor allem angesichts dessen, dass, während ich hölzern und beschämt und völlig lustlos nach Antworten auf hohle Fragen suche, auf der anderen Seite der Erdkugel eine halbe Nation unter Wasser steht und die Welt sich täglich vor dem atomaren Super-GAU fürchtet.

Ich verstehe, dass die Menschen leichte Kost brauchen, um die Schwere dieser Welt verdauen zu können, aber ich habe keine Lust, solche geistlose Nahrung zu sein. Deshalb versuche ich, nicht allen banalen Mist mitzumachen. Klar, ich bin Teil dieser Unterhaltungsbranche und da gehören Banalitäten auch dazu, aber nicht nur. Ich weiss, wer ich bin, was ich kann, woher ich komme und was ich will. Deshalb bin ich wieder zurück im Studio. Umringt von Gitarren, Kabeln, Mikrofonen, Monitoren, genialen Musikern, Tontechnikern und Produzenten. Mache ein Doppelalbum für diesen Sommer. Musik durchströmt jede Faser meines Körpers. Das fühlt sich besser an, als mit Beni zu tanzen, als mit Sven E. für ein Fan-Foto zu grinsen, als hohle Fragen zu beantworten.

Einsamkeit statt Öffentlichkeit, Bier statt Sekt, Cervelat statt Cervelat-Prominenz.

Pascal Vonlanthen alias Gustav ist Musiker und lebt in Freiburg. Sein Sieg in der TV-Sendung «Kampf der Chöre» hat ihn in der ganzen Schweiz bekannt gemacht. Als Kulturschaffender ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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