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Lehrlinge

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In unserem Bildungssystem sind die meisten Jugendlichen Gymnasiasten oder Lernende alias Lehrlinge.

Was für ein Wort. Lehrling. Wie Keimling, Setzling, Säugling, Winzling, Lüstling, Darling … Lauter nicht ganz ernst zu nehmender Figuren. Wenn schon müsste man sie Lernlinge nennen. Dann würden die Lehrer zu Lehrlingen, womit das Wort subito gestorben wäre, weil zu despektierlich. Aber für Lernende scheint es okay zu sein.

Könnte es sein, dass Eltern und Gesellschaft «Lehrlinge» immer noch in der unteren Liga sehen? Als bestenfalls zweite Wahl im Vergleich zu denen, die man konsequenterweise «Studierlinge» nennen müsste? Warum sonst hyperventilieren Eltern, wenn ihr Goldschatz es nicht aufs Gymnasium schafft?

Es gibt in dieser Sache offenbar viel Verwirrung. Die entscheidende: Wir überschätzen das Wissen und unterschätzen das Tun. Unser abendländisches Programm lässt uns denken: Oben ist der Kopf, unten die Hand; oben ist Luft, unten ist Erde, oben ist rein, unten ist dreckig. Also fokussieren wir auf das Reine, den Kopf, und dort sitzt das Wissen. Bildung als Wissensvermittlung. Folge: Es wird so viel wie möglich hineingetan–Wissen in den Kopf–, statt aus unserem Nachwuchs das Beste herauszuholen.

Als Achtjähriger wurde ich Chef eines Kaninchenstalls mit einem Dutzend Langohren. Das hat mich mehr geprägt als Schulen und Diplome. Sich um etwas kümmern, das formt, fördert die Beobachtungsgabe, lenkt den Tatendrang, stiftet Verantwortungssinn, all das, was Menschen im Leben brauchen und was die Gesellschaft von ihnen bitter nötig hat. Sich um etwas kümmern, nicht weil es gerade Spass macht, sondern weil es notwendig ist–weil sonst die Kaninchen verhungern–, lässt Bewusstsein entstehen, dass es auf mich an kommt, dass ich eine Aufgabe habe, dass ich Verantwortung trage. Das kann man nicht theoretisch bilden, sondern nur praktisch erleben.

Es ist dieser Aspekt, der eine Lehre so wertvoll macht. Berufsschüler lernen nicht nur etwas anderes als ihre Kollegen am Gymnasium. Sie leben anders. Sie tun etwas, machen sich nützlich, werden gebraucht, fallen nicht so schnell in Sinnkrisen. Dem gegenüber wirken Gymnasiasten fast hors-sol. Sie lernen und lernen (oder auch nicht) ohne Praxisspur, ohne Einbettung in gesellschaftliche Nützlichkeit, in maximaler Abhängigkeit von den Eltern. Manche sind ohne geklärte Berufsperspektive. Viele wissen noch bei der Matur nicht, wozu sie das alles gelernt haben und was sie jetzt damit anfangen sollen. Der Gymer als Fristerstreckung zum Erwachsenwerden, derweil Berufsschüler bereits früh Fuss fassen, Subjekte ihres Lebens sind, Geld verdienen. Sie machen früh Erfahrungen und lernen, dass es auf sie ankommt.

Erfahrungen macht nur, wer etwas tut. Das ist kein Zuckerschlecken. Die gemachten Lektionen können einen manchmal arg zusammenstauchen. Aber ohne sie wären wir ein Leben lang dieselben Trottel, egal wie viel Wissen wir in den Hirnschalen herumtragen. Man kann eben sehr viel wissen und trotzdem eine weiche Birne haben.

Das Leben kennenlernen und sich gleichzeitig das notwendige Wissen aneignen, das kann nur die Lehre bieten. Deshalb ist sie niemals zweite Wahl, sondern erste Liga.

 

 Beat Brülhartwohnt in Düdingen. Er ist Unternehmensberater und Coach für Führungskräfte sowie Referent am Schweizerischen Institut für Unternehmensschulung. Als Mitglied des Gewerbeverbandes Sense ist er in einem FN-Kolumnistenkollektiv tätig, das in regelmässigem Rhythmus frei gewählte Themen bearbeitet.

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