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«Seit Jahren ein Tanz auf der Rasierklinge»

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Laurent Meuwly kennt Pascal Mancini bestens. Der Freiburger coachte den Sprinter von 2009 bis zu dessen Dopingsperre 2012. Später trainierte er Mancini als Coach der 4×100-Meter-Staffel. Heute ist Meuwly Cheftrainer für die Bereiche Hürden und Sprint bei Swiss Athletics und steht deshalb immer noch in regelmässigem Kontakt mit Mancini.

Laurent Meuwly, mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die Affäre um Pascal Mancini?

Das ist schwierig zu sagen. Ich kenne seine Geschichte ja von Anfang an. Einerseits könnte man sagen: Ach, das ist Pech für ihn, wie das alles gelaufen ist. Andererseits ist es seit Jahren ein Tanz auf der Rasierklinge. Pascal hat immer mit dem Risiko gespielt, ist nie zur Ruhe gekommen. Er hat viel zu viel Energie in diese anderen Sachen investiert statt in den Sport. Das hat übrigens auch stets seine Progression limitiert. Unter dem Strich muss man festhalten: Wenn einmal ein Ausrutscher passiert, kann man von Pech oder was auch immer reden. Aber wenn das zweimal, dreimal, viermal passiert, beginnen sich die Leute zu fragen: Macht der das eigentlich absichtlich?

Dann verstehen Sie den Entscheid, Mancini die Lizenz zu entziehen?

Ich beurteile diese Situation wie andere Situationen: Es gibt Regeln, und wenn diese nicht eingehalten werden, gibt es Sanktionen. Ich versuche, in dieser Angelegenheit rational zu bleiben. Pascal hat mit dem Verband eine Vereinbarung unterzeichnet. Dort war festgehalten, dass ihm bei einem Verstoss die Lizenz entzogen wird. Er war also gewarnt.

Auf der Timeline seines privaten Facebook-Kontos teilt Mancini Verschwörungstheorien und Texte von rechtsnationalistischen Portalen. Hatte er schon immer solche Ansichten?

Das ist schwierig zu sagen. Denn abgesehen von diesen Einträgen in den Sozialen Medien hat er sich nie dahingehend geäussert. Ich kann es deshalb ebenfalls nur aufgrund dieser Beiträge beurteilen. Und da habe ich das Gefühl, dass sich das Denken in diese Richtung in den letzten vier, fünf Jahren intensiviert hat.

Haben Sie eine Idee, woher diese Gesinnung kommt?

Nein, das ist für mich das grosse Paradoxon dieser Geschichte. Pascal ist wirklich ein guter, intelligenter Junge. Da ist es schwierig, zu verstehen. Keine Ahnung, ich habe seine Kindheit nicht miterlebt und weiss nicht, was für Einflüsse er damals erlebt hat. Manchmal gehen solche Überzeugungen ja sehr weit zurück. Gut möglich auch, dass er in den letzten Jahren zu viel Zeit den falschen Leuten gewidmet hat. Aber wie gesagt: Ohne Soziale Medien wüsste wohl kaum jemand um seine Gesinnung. Im Alltag war davon absolut nichts zu spüren.

Keine Spannungen innerhalb der Staffel, in der Mancini mit dunkelhäutigen Athleten lief?

Nein, Pascal ist ja ein intelligenter Junge. Die Staffel war für ihn immer interessant und wichtig. Die Stimmung innerhalb des Teams stimmte, alle verfolgten ein gemeinsames Ziel, Mancinis Gesinnung war nie ein Thema. Ohne den Artikel im «Blick» hätten die Teamkollegen womöglich gar nichts davon gewusst.

Na ja, immerhin gab es 2014 bereits Diskussionen um Mancinis Quenelle-Geste …

Die Thematik der Diskussion war damals allerdings doch eine leicht andere. Aber bereits damals war es kompliziert: Dieudonné, der die Geste bekannt gemacht hat, ist ja ein Humorist. Die Hälfte der Bevölkerung findet, was er mache sei Komik, für die andere Hälfte ist es Antisemitismus. Das ist immer das Schwierige. Diese Leute sagen ja nie offen: Ich bin Antisemit! Oder: Ich bin ein Rassist! Vielmehr zitieren sie andere, deuten Sachen an oder verpacken es in Humor. Das macht die Einordnung stets besonders schwierig. Es gibt verschiedene Interpretationen der Quenelle-Geste. Sie kann sich auch einfach gegen «das System» richten. Das ist das, was Pascal immer erklärt hat. Und «das System» kann dann so ziemlich alles bedeuten.

Wen meinen Sie mit «diese Leute», Dieudonné oder Pascal Mancini?

Ganz allgemein die Leute mit denen sich Pascal auf Facebook positioniert und exponiert.

Was bedeutet die Affäre der letzten Tage für die Karriere von Pascal Mancini?

Bis auf weiteres hat er keine Lizenz. Ohne Lizenz kann er gar nichts machen. Am Donnerstag findet in Langenthal ein Sommermeeting statt, selbst dort dürfte er nicht teilnehmen. Sollte der Verband am Ende des Verfahrens zum Schluss kommen, Pascal für längere Zeit die Lizenz zu entziehen, wäre das deshalb ein enorm harter Schlag. Zumal das auch Auswirkungen auf seinen Status in der Armee haben könnte. Momentan profitiert er dort vom Status als Spitzensportler und erhält dadurch auch Unterstützung und Trainingsmöglichkeiten.

Machen Sie sich Sorgen, dass Pascal Mancini noch mehr in das rechte Milieu abdriften könnte, sollte er seine Leichtathletik-Karriere beenden müssen?

Sagen wir es so: Ich hoffe, dass Pascal nach seiner Spitzensportler-Karriere schnell wieder den Weg ins Berufsleben findet. Das ist immer wichtig, um die Balance im Leben zu halten.

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